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Dimitrov.1935.tex
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\begin{center}%

$\;$

\vspace*{2cm}

\textbf{Georgi Dimitroff}

\vspace*{2cm}

{\Large\bf
Die Offensive des Faschismus 
\\
und die Aufgaben der Kommunistischen
Internationale 
\\
im Kampf für die Einheit der Arbeiterklasse gegen
den Faschismus

}

\vspace*{2cm}

{\bf
Bericht auf dem
\\
VII.\ Weltkongreß der
\\
Kommunistischen Internationale
\\
(2.\ August 1935)

}

\vspace*{2cm}

Georgi Dimitroff,
\\
Ausgewählte Schriften,
\\
Bd.2,
\\
Berlin 1958,
\\
S.523ff.

\vspace*{2cm}

$\;$

\end{center}
}

\newpage

\tableofcontents

\newpage

\section{Der Faschismus und die Arbeiterklasse}

Genossen! Bereits der VI.\ Kongreß der Kommunistischen Internationale
hat dem internationalen Proletariat das Heranreifen einer neuen
faschistischen Offensive signalisiert und zum Kampf gegen sie
aufgerufen. Der Kongreß wies darauf hin, daß ``faschistische
Tendenzen und Keime einer faschistischen Bewegung in mehr oder weniger
entwickelter Form fast überall zu finden sind''.

Unter den Verhältnissen der hereingebrochenen überaus tiefen
Wirtschaftskrise, der heftigen Zuspitzung der allgemeinen Krise
des Kapitalismus, der Revolutionierung der werktätigen Massen ist
der Faschismus zum breiten Angriff übergegangen. Die herrschende
Bourgeoisie sucht immer mehr ihre Rettung im Faschismus, um
die schlimmsten Ausplünderungsmaßnahmen gegen die Werktätigen
durchzuführen, um einen imperialistischen Raubkrieg, um den
Überfall auf die Sowjetunion, die Versklavung und Aufteilung Chinas
vorzubereiten und durch alle diese Maßnahmen die Revolution zu
verhindern.

Die imperialistischen Kreise suchen die ganze Last der Krise auf die
Schultern der Werktätigen abzuwälzen. Dazu brauchen sie den Faschismus.
Sie wollen das Problem der Märkte durch Versklavung der schwachen
Völker, durch Steigerung der kolonialen Unterdrückung und durch eine
Neuaufteilung der Welt auf dem Wege des Krieges lösen. Dazu brauchen
sie den Faschismus.

Sie suchen dem Anwachsen der Kräfte der Revolution durch Zerschlagung
der revolutionären Bewegung der Arbeiter und Bauern und durch
den militärischen Überfall auf die Sowjetunion --- das Bollwerk des
Weltproletariats --- zuvorzukommen. Dazu brauchen sie den Faschismus.

In einer Reihe von Ländern --- insbesondere in Deutschland --- gelang es
diesen imperialistischen Kreisen, vor der entscheidenden Schwenkung
der Massen zur Revolution dem Proletariat eine Niederlage zu bereiten
und die faschistische Diktatur aufzurichten.

Bezeichnend für den Sieg des Faschismus ist aber gerade der Umstand,
daß dieser Sieg einerseits von der Schwäche des Proletariats zeugt, das
durch die sozialdemokratische Spaltungspolitik der Arbeitsgemeinschaft
mit der Bourgeoisie desorganisiert und paralysiert wurde, andererseits
aber die Schwäche der Bourgeoisie selbst zum Ausdruck bringt, die vor
der Herstellung der Kampfeinheit der Arbeiterklasse Angst hat, vor
der Revolution Angst hat und nicht mehr imstande ist, ihre Diktatur
über die Massen mit den alten Methoden der bürgerlichen Demokratie
und des Parlamentarismus aufrechtzuerhalten.

Den Sieg des Faschismus in Deutschland --- sagte Genosse Stalin auf
dem XVII.\ Parteitag der Kommunistischen Partei der Sowjetunion
(Bolschewiki)

\begin{quote}
    darf man nicht nur als Zeichen der Schwäche der Arbeiterklasse und
    als Ergebnis des Verrats der Sozialdemokratie an der Arbeiterklasse
    betrachten, die dem Faschismus den Weg ebnete. Man muß ihn
    auch als Zeichen der Schwäche der Bourgeoisie betrachten, als
    ein Zeichen dafür, daß die Bourgeoisie nicht mehr imstande ist,
    mit den alten Methoden des Parlamentarismus und der bürgerlichen
    Demokratie zu herrschen, weshalb sie in der Innenpolitik gezwungen
    ist, zu terroristischen Regierungsmethoden zu greifen; als ein
    Zeichen dafür, daß sie nicht mehr imstande ist, einen Ausweg aus
    der jetzigen Lage auf dem Boden einer friedlichen Außenpolitik
    zu finden, weshalb sie gezwungen ist, zur Politik des Krieges
    zu greifen.
\end{quote}





\subsection{Der Klassencharakter des Faschismus}

Der Faschismus an der Macht, Genossen, ist, wie ihn das 13.\ Plenum des
EKKI richtig charakterisiert hat, die offene, terroristische Diktatur
der reaktionärsten, chauvinistischsten, am meisten imperialistischen
Elemente des Finanzkapitals.

Die reaktionärste Spielart des Faschismus ist der Faschismus deutschen
Schlages. Er hat die Dreistigkeit, sich Nationalsozialismus zu nennen,
obwohl er nichts mit Sozialismus gemein hat. Der Hitlerfaschismus
ist nicht bloß bürgerlicher Nationalismus, er ist ein tierischer
Chauvinismus. Das ist ein Regierungssystem des politischen
Banditentums, ein System der Provokationen und Folterungen gegenüber
der Arbeiterklasse und den revolutionären Elementen der Bauernschaft,
des Kleinbürgertums und der Intelligenz. Das ist mittelalterliche
Barbarei und Grausamkeit, zügellose Aggressivität gegenüber den
anderen Völkern und Ländern.

Der deutsche Faschismus spielt die Rolle des Stoßtrupps
der internationalen Konterrevolution, des Hauptanstifters des
imperialistischen Krieges, des Initiators eines Kreuzzuges gegen die
Sowjetunion, das große Vaterland der Werktätigen der ganzen Welt.

Der Faschismus ist nicht eine Form der Staatsmacht, die angeblich
``über beiden Klassen, dem Proletariat und der Bourgeoisie steht'', wie
das z.B.\ Otto Bauer behauptet hat. Das ist nicht das ``aufständische
Kleinbürgertum, das von der Staatsmaschine Besitz ergriffen
hat'', wie der englische Sozialist Brailsford erklärt. Nein,
der Faschismus ist keine über den Klassen stehende Macht und
keine Macht des Kleinbürgertums oder des Lumpenproletariats über
das Finanzkapital. Der Faschismus ist die Macht des Finanzkapitals
selbst. Das ist die Organisierung der terroristischen Abrechnung mit
der Arbeiterklasse und dem revolutionären Teil der Bauernschaft und der
Intelligenz. Der Faschismus in der Außenpolitik ist der Chauvinismus
in seiner brutalsten Form, der einen tierischen Haß gegen die anderen
Völker kultiviert.

Dieser wirkliche Charakter des Faschismus muß besonders stark
unterstrichen werden, weil der Deckmantel der sozialen Demagogie dem
Faschismus die Möglichkeit gegeben hat, in einer Reihe von Ländern die
durch die Krise aus ihrem Geleise geworfenen Massen des Kleinbürgertums
und sogar manche Teile der rückständigsten Schichten des Proletariats
mitzureißen, die niemals dem Faschismus gefolgt wären, wenn sie seinen
wirklichen Klassencharakter, seine wirkliche Natur begriffen hätten.

Die Entwicklung des Faschismus und die faschistische Diktatur selbst
nehmen in den verschiedenen Ländern verschiedene Formen an, je nach
den historischen, sozialen und wirtschaftlichen Verhältnissen, je
nach den nationalen Besonderheiten und der internationalen Stellung
des betreffenden Landes. In den einen Ländern, vor allem dort, wo der
Faschismus keine breite Massenbasis besitzt und wo der Kampf zwischen
den einzelnen Gruppierungen im Lager der faschistischen Bourgeoisie
selbst ziemlich stark ist, entschließt er sich nicht sofort,
das Parlament zu liquidieren, und beläßt den andern bürgerlichen
Parteien und auch der Sozialdemokratie eine gewisse Legalität. In
andern Ländern, wo die herrschende Bourgeoisie den nahen Ausbruch der
Revolution befürchtet, errichtet der Faschismus seine schrankenlose
politische Monopolherrschaft entweder sofort oder, indem er den Terror
und die Abrechnung mit allen konkurrierenden Parteien und Gruppierungen
immer mehr verstärkt. Das schließt nicht aus, daß der Faschismus im
Augenblick einer besonderen Verschärfung seiner Lage Versuche macht,
seine Basis zu erweitern und, ohne sein Klassenwesen zu ändern,
die offene terroristische Diktatur mit einer groben Fälschung des
Parlamentarismus zu vereinen.

Der Machtantritt des Faschismus ist keine einfache Ersetzung der
einen bürgerlichen Regierung durch eine andere, sondern eine Ablösung
der einen Staatsform der Klassenherrschaft der Bourgeoisie --- der
bürgerlichen Demokratie --- durch eine andere Form --- durch die offene
terroristische Diktatur. Die Ignorierung dieses Unterschiedes wäre
ein ernster Fehler, der das revolutionäre Proletariat daran hindern
würde, die breitesten Schichten der Werktätigen in Stadt und Land
zum Kampf gegen die Gefahr einer Ergreifung der Macht durch die
Faschisten zu mobilisieren sowie die Gegensätze auszunutzen, die im
Lager der Bourgeoisie selbst vorhanden sind. Doch ein nicht minder
ernster und gefährlicher Fehler ist die Unterschätzung der Bedeutung,
die die gegenwärtig in den Ländern der bürgerlichen Demokratie
sich verschärfenden reaktionären Maßnahmen für die Aufrichtung der
faschistischen Diktatur haben, jene Maßnahmen, die die demokratischen
Freiheiten der Werktätigen unterdrücken, die Rechte des Parlaments
fälschen und beschneiden, die Unterdrückungsmaßnahmen gegen die
revolutionäre Bewegung verschärfen.

Genossen, man darf sich den Machtantritt des Faschismus nicht so simpel
und glatt vorstellen, als ob irgendein Komitee des Finanzkapitals den
Beschluß faßt, an diesem und diesem Tage die faschistische Diktatur
aufzurichten. In Wirklichkeit gelangt der Faschismus gewöhnlich
zur Macht im gegenseitigen, zuweilen scharfen Kampf mit den alten
bürgerlichen Parteien oder mit einem bestimmten Teil dieser Parteien,
im Kampf sogar innerhalb des faschistischen Lagers selbst, der manchmal
bis zu bewaffneten Zusammenstößen führt, wie wir das in Deutschland,
Österreich und anderen Ländern gesehen haben. Alles das verringert
indessen nicht die Bedeutung der Tatsache, daß vor der Errichtung
der faschistischen Diktatur die bürgerlichen Regierungen in der
Regel eine Reihe von Vorbereitungsetappen durchlaufen und eine
Reihe reaktionärer Maßnahmen durchführen, die den Machtantritt des
Faschismus unmittelbar fördern. Wer in diesen Vorbereitungsetappen
nicht gegen die reaktionären Maßnahmen der Bourgeoisie und gegen den
anwachsenden Faschismus kämpft, der ist nicht imstande, den Sieg des
Faschismus zu verhindern, der erleichtert ihn vielmehr.

Die Führer der Sozialdemokratie vertuschten und ver\-hüll\-ten vor den
Massen den wirklichen Klassencharakter des Faschismus und riefen
nicht zum Kampf gegen die immer schärferen reaktionären Maßnahmen
der Bourgeoisie auf. Sie tragen die große historische Verantwortung
da\-für, daß im entscheidenden Moment der faschistischen Offensive ein
bedeutender Teil der werktätigen Massen in Deutschland und einer Reihe
anderer faschistischer Länder im Faschismus nicht das blutdürstige
Raubtier des Finanzkapitals, seinen schlimmsten Feind erkannte,
und daß diese Massen nicht zur Abwehr bereit waren.

Welches ist die Quelle des Einflusses des Faschismus auf die
Massen? Es gelingt dem Faschismus, die Massen zu gewinnen, weil er
in demagogischer Weise an ihre brennendsten Nöte und Bedürfnisse
appelliert. Der Faschismus entfacht nicht nur die in den Massen tief
verwurzelten Vorurteile, sondern er spekuliert auch mit den besten
Empfindungen der Massen, ihrem Gerechtigkeitsgefühl und mitunter sogar
ihren revolutionären Traditionen. Warum spielen sich die deutschen
Faschisten, diese Lakaien der Großbourgeoisie und Todfeinde des
Sozialismus, vor den Massen als ``Sozialisten'' auf und stellen
ihren Machtantritt als ``Revolution'' hin? Weil sie bestrebt sind,
den Glauben an die Revolution, den Drang zum Sozialismus auszunutzen,
der in den Herzen der breiten werktätigen Massen Deutschlands lebt.

Der Faschismus handelt im Interesse der extremen Imperialisten,
aber vor den Massen tritt er unter der Maske des Beschützers der
beleidigten Nation auf und appelliert an das gekränkte Nationalgefühl,
wie z.B.\ der deutsche Faschismus, der die Massen mit der Losung
``Gegen Versailles!'' mit sich riß.

Der Faschismus erstrebt die zügelloseste Ausbeutung der Massen, tritt
aber mit einer raffinierten antikapitalistischen Demagogie an sie
heran, macht sich den tiefen Haß der Werktätigen gegen die räuberische
Bourgeoisie, gegen die Banken, die Trusts und die Finanzmagnaten
zunutze und stellt Losungen auf, die im gegebenen Moment für die
politisch unreifen Massen die verlockendsten sind: in Deutschland ---
``Gemeinnutz geht vor Eigennutz''; in Italien --- ``Unser Staat ist
kein kapitalistischer, sondern ein Korporativstaat''; in Japan ---
``Für ein Japan ohne Ausbeutung''; in den Vereinigten Staaten ---
``Für die Aufteilung der Reichtümer'' usw.

Der Faschismus liefert das Volk den korruptesten, käuf\-lich\-sten
Elementen zur Ausplünderung aus, tritt aber vor dem Volk mit der
Forderung einer ``ehrlichen und unbestechlichen Regierung'' auf. Der
Faschismus, der mit der tiefen Enttäuschung der Massen über die
Regierungen der bür\-ger\-li\-chen Demokratie spekuliert, entrüstet sich
scheinheilig über die Korruption (z.B.\ die Barmat- und Sklarek\-affäre
in Deutschland, die Stavitskiaffäre in Frankreich und eine Reihe
von anderen).

Der Faschismus fängt im Interesse der reaktionärsten Kreise der
Bourgeoisie die enttäuschten Massen ein, die sich von den alten
bürgerlichen Parteien abkehren. Aber er imponiert diesen Massen durch
die Heftigkeit seiner Angriffe gegen die bürgerlichen Regierungen,
durch seine Unversöhnlichkeit gegenüber den alten Parteien der
Bourgeoisie.

Durch seinen Zynismus und seine Verlogenheit alle anderen Spielarten
der bürgerlichen Reaktion in den Schatten stellend, paßt der Faschismus
seine Demagogie den nationalen Besonderheiten jedes Landes an,
sogar den Besonderheiten der verschiedenen sozialen Schichten in
ein und demselben Lande. Und die Massen des Kleinbürgertums, selbst
ein Teil der Arbeiter, durch die Not, die Arbeitslosigkeit und die
Unsicherheit ihrer Existenz zur Verzweiflung getrieben, werden zu
Opfern der sozialen und chauvinistischen Demagogie des Faschismus.

Der Faschismus kommt zur Macht als Partei des Angriffs gegen
die revolutionäre Bewegung des Proletariats, gegen die in Gärung
befindlichen Volksmassen, er stellt jedoch seinen Machtantritt hin
als eine ``revolutionäre'' Bewegung gegen die Bourgeoisie im Namen
der ``ganzen Nation'' und zur ``Rettung der Nation'' (man denke an
den ``Marsch'' Mussolinis nach Rom, an den ``Marsch'' Pilsudskis
nach Warschau, an die nationalsozialistische ``Revolution'' Hitlers
in Deutschland usw.).

Aber welche Maske der Faschismus auch aufsetzen mag, in welchen
Formen er auch auftreten mag, auf welchem Wege er immer auch zur
Macht gelangen mag ---

\begin{itemize}
\item
    Der Faschismus ist die wütendste Offensive des Kapitals gegen
    die werktätigen Massen.

\item
    Der Faschismus ist zügellosester Chauvinismus und Raubkrieg.

\item
    Der Faschismus ist wütende Reaktion und Konterrevolution.

\item
    Der Faschismus ist der schlimmste Feind der Arbeiterklasse und
    aller Werktätigen.
\end{itemize}





\subsection{Was bringt der siegreiche Faschismus den Massen?}

Der Faschismus versprach den Arbeitern einen ``gerechten
Lohn'', in Wirklichkeit brachte er ihnen ein noch niedrigeres,
ein bettlerhaftes Lebensniveau. Er versprach den Erwerbslosen
Arbeit, in Wirklichkeit brachte er ihnen noch größere Hungerqualen,
Sklavenarbeit, Zwangsarbeit. In Wirklichkeit verwandelt er Arbeiter
und Arbeitslose in völlig rechtlose Parias der kapitalistischen
Gesellschaft, zerstört ihre Gewerkschaften, raubt ihnen das Streikrecht
und die Arbeiterpresse, treibt sie mit Gewalt in die faschistischen
Organisationen hinein, raubt ihre Sozialversicherungsfonds, verwandelt
die Fabriken und Betriebe in Kasernen, in denen die zügellose Willkür
der Kapitalisten herrscht.

Der Faschismus versprach der werktätigen Jugend, ihr einen breiten
Weg in eine glänzende Zukunft zu öffnen. In Wirklichkeit brachte er
der Jugend Massenentlassungen aus den Betrieben, Arbeitsdienstlager
und ununterbrochenen militärischen Drill für einen Raubkrieg.

Der Faschismus versprach den Angestellten, den kleinen Beamten, den
Intellektuellen, ihre Existenz zu sichern, die Allmacht der Trusts und
die Spekulation des Bankkapitals zu beseitigen. In Wirklichkeit stürzte
er sie in noch größere Hoffnungslosigkeit und Unsicherheit, unterwirft
er sie einer neuen, aus seinen gehorsamsten Anhängern bestehenden
Bürokratie, schafft er eine unerträgliche Diktatur der Trusts,
verbreitet er in einem nie dagewesenen Maße Korruption und Zersetzung.

Der Faschismus versprach der ruinierten, verelendeten Bauernschaft die
Beseitigung der Schuldknechtschaft, die Abschaffung der Pachtzahlungen
und sogar die unentgeltliche Enteignung des grundherrlichen Bodens
zugunsten der landlosen und dem Ruin verfallenden Bauern. In
Wirklichkeit schafft er eine noch nie dagewesene Versklavung der
werktätigen Bauernschaft durch die Trusts und den faschistischen
Staatsapparat und steigert die Ausbeutung der Hauptmassen der
Bauernschaft durch die Großagrarier, die Banken und die Wucherer
aufs äußerste.

``Deutschland wird ein Bauernland oder überhaupt nicht sein'' ---
erklärte feierlich Hitler, was aber haben die Bauern in Deutschland
unter Hitler bekommen? Ein Moratorium, das bereits aufgehoben ist? Oder
das Erbhofgesetz, das zur Verdrängung von Millionen Bauernsöhnen und
Töchtern aus dem Dorf und zu ihrer Verwandlung in Paupers (Bettler)
führt? Die Landarbeiter wurden in halbe Leibeigene verwandelt, die
sogar des elementaren Rechtes der Freizügigkeit beraubt sind. Die
werktätige Bauernschaft ist der Möglichkeit beraubt, die Produkte
ihrer Wirtschaft auf dem Markt zu verkaufen.

Und in Polen?

\begin{quote}
    ``Der polnische Bauer'' --- schreibt das polnische Blatt Czas
    --- ``benutzt Methoden und Mittel, die wohl nur in der Epoche
    des Mittelalters angewandt wurden: er bewahrt das Feuer im
    Ofen und leiht es seinem Nachbar, er teilt die Zündhölzer in
    mehrere Teile. Die Bauern übergeben einander das schmutzige
    Seifenwasser. Sie kochen die Heringfässer aus, um Salzwasser zu
    bekommen. Das ist kein Märchen, sondern die wirkliche Lage im Dorf,
    von der jeder sich überzeugen kann.''
\end{quote}

Und das, Genossen, schreiben nicht Kommunisten, sondern ein polnisches
reaktionäres Blatt!

Aber das ist noch lange nicht alles.

Jeden Tag werden in den Konzentrationslagern des faschistischen
Deutschland, in den Kellern der Gestapo, in den polnischen
Kasematten, in der bulgarischen und finnländischen Geheimpolizei,
in der Belgrader Glawnjatscha, in der rumänischen Siguranza,
auf den italienischen Inseln die besten Söhne der Arbeiterklasse,
revolutionäre Bauern, Kämpfer für eine schönere Zukunft der Menschheit
solchen abscheulichen Gewalttaten und Erniedrigungen ausgesetzt,
vor denen die schlimmsten Schandtaten der zaristischen Geheimpolizei
verblassen. Der verbrecherische deutsche Faschismus schlägt Männer in
Anwesenheit ihrer Frauen zu einem blutigen Brei, schickt den Müttern
in Postpaketen die Asche ihrer ermordeten Söhne. Die Sterilisierung
wurde in ein politisches Kampfmittel verwandelt. Den gefangenen
Antifaschisten spritzt man in den Folterkammern gewaltsam Giftstoffe
ein, bricht ihnen die Arme, schlägt ihnen die Augen aus, hängt sie an,
pumpt sie mit Wasser voll, schneidet ihnen Hakenkreuze in die Haut.

Vor mir liegt eine statistische Zusammenstellung der Internationalen
Roten Hilfe über die Ermordeten, Verwundeten, Verhafteten,
Verstümmelten und zu Tode Gefolterten in Deutschland, Polen, Italien,
Österreich, Bulgarien und Jugoslawien. In Deutschland allein wurden
während der Herrschaft der Nationalsozialisten über 4.200 Personen
ermordet, 317.800 verhaftet; 218.600 antifaschistische Arbeiter,
Bauern, Angestellte, Intellektuelle, Kommunisten, Sozialdemokraten und
Mitglieder oppositioneller christlicher Organisationen wurden verwundet
und grausam gefoltert. In Österreich wurden von der ``christlichen''
faschistischen Regierung seit den Februarkämpfen im vorigen Jahr
1.900 Personen getötet, 10.000 verwundet und verstümmelt; 40.000
revolutionäre Arbeiter wurden verhaftet. Und diese Zusammenstellung,
Genossen, ist bei weitem nicht vollständig.

Es fällt mir schwer, Worte zu finden, um die ganze Empörung zum
Ausdruck zu bringen, die uns beim Gedanken an die Qualen erfassen,
die die Werktätigen jetzt in einer ganzen Reihe faschistischer
Länder zu erdulden haben. Die Zahlen und Tatsachen, die wir anführen,
widerspiegeln nicht den hundertsten Teil jener Ausbeutung und jener
Qualen des weißgardistischen Terrors, von denen das tägliche Leben
der Arbeiterklasse in den verschiedenen kapitalistischen Ländern voll
ist. Keine noch so umfangreichen Bücher können eine klare Vorstellung
vermitteln von den zahllosen Bestialitäten des Faschismus gegenüber
den Werktätigen.

Mit tiefer Erregung und mit Haß gegen die faschistischen Henker
senken wir die Banner der Kommunistischen Internationale vor dem
unvergeßlichen Andenken John Scheers, Fiete Schulzes, Lüttgens in
Deutschland, Koloman Wallischs und Münichreiters in Österreich,
Sallais und Fürsts in Ungarn, Kofardshiews, Lütibrodskis und Woikows
in Bulgarien, vor dem Andenken der Tausende und aber Tausende
kommunistischer, sozialdemokratischer und parteiloser Arbeiter,
Bauern, Vertreter der fortschrittlichen Intelligenz, die ihr Leben
im Kampfe gegen den Faschismus hingegeben haben.

Wir grüßen von dieser Tribüne aus den Führer des deutschen
Proletariats und den Ehrenvorsitzenden unseres Kongresses --- den
Genossen Thälmann.
\event{(Stürmischer Beifall, alle erheben sich von den Plätzen)}.
Wir grüßen die Genossen Rakosi, Gramsci
\event{(stürmischer Beifall, alle erheben sich von den Plätzen)},
Antikainen, J.\ Panow. Wir
grüßen den Führer der spanischen Sozialisten Caballero, der von den
Konterrevolutionären ins Gefängnis geworfen worden ist, Tom Mooney,
der bereits 18 Jahre im Kerker schmachtet und die Tausende anderer
Gefangenen des Kapitals und des Faschismus
\event{(stürmischer Beifall)},
und wir rufen ihnen zu: ``Kampfgefährten! Waffengefährten! Wir haben
Euch nicht vergessen! Wir sind mit Euch! Jede Stunde unseres Lebens,
jeden Tropfen unseres Blutes wollen wir hergeben für Eure Befreiung
und für die Befreiung aller Werktätigen vom schändlichen faschistischen
Regime.''
\event{(Stürmischer Beifall, alle erheben sich von den Plätzen.)}

Genossen, Lenin hat uns bereits darauf hingewiesen, daß es
der Bourgeoisie gelingen kann, mit dem wütendsten Terror über
die Werktätigen herzufallen und in diesen oder jenen kürzeren
Zeitabschnitten die wachsenden Kräfte der Revolution abzuwehren,
aber daß sie sich trotzdem vor dem Untergang nicht retten kann.

Lenin schrieb:

\begin{quote}
    Das Leben setzt sich durch. Mag die Bourgeoisie toben, bis zur
    Geistesverwirrung wüten, übertreiben, Dummheiten machen, sich
    an den Bolschewiki im voraus rächen, und hunderte, tausende,
    hunderttausende Bolschewiki von morgen oder gestern abschlachten
    (Indien, Ungarn, Deutschland usw.): indem die Bourgeoisie das tut,
    handelt sie wie alle von der Geschichte zum Untergang verurteilten
    Klassen. Die Kommunisten müssen wissen, daß die Zukunft auf jeden
    Fall ihnen gehört; daher können (und müssen) wir in dem gewaltigen
    revolutionären Kampfe die größte Leidenschaftlichkeit mit der
    kaltblütigsten und nüchternsten Einschätzung der Wutanfälle der
    Bourgeoisie verbinden.
    \citeOLD{S.291}{LWold25}
    \citeNEW{S.89}{LWnew31}
\end{quote}

Ja, wenn wir und das Proletariat der ganzen Welt den uns von Lenin
und Stalin gewiesenen Weg unbeirrt gehen werden, wird die Bourgeoisie,
mag kommen was will, untergehen.
\event{(Beifall.)}




\subsection{Ist der Sieg des Faschismus unvermeidlich?}

Warum und wie konnte der Faschismus siegen?

Der Faschismus ist der schlimmste Feind der Arbeiterklasse und der
Werktätigen. Der Faschismus ist der Feind von neun Zehnteln des
deutschen Volkes, von neun Zehnteln des österreichischen Volkes,
von neun Zehnteln der anderen Völker der faschistischen Länder. Wie,
auf welche Weise konnte dieser schlimmste Feind siegen?

Der Faschismus konnte vor allem deshalb zur Macht kommen, weil
die Arbeiterklasse dank der Politik der Arbeitsgemeinschaft mit der
Bourgeoisie, die von den Führern der Sozialdemokratie betrieben wurde,
gespalten war, politisch und organisatorisch gegenüber der angreifenden
Bourgeoisie entwaffnet war. Die kommunistischen Parteien aber waren
nicht stark genug, um ohne und gegen die Sozialdemokratie die Massen
auf die Beine zu bringen und sie in den entscheidenden Kampf gegen
den Faschismus zu führen.

In der Tat! Mögen die Millionen sozialdemokratischer Arbeiter, die
jetzt zusammen mit ihren kommunistischen Brüdern die Schrecken der
faschistischen Barbarei auskosten, ernsthaft über folgendes nachdenken:
wenn das österreichische und das deutsche Proletariat im Jahre 1918,
als die Revolution in Deutschland und Österreich ausbrach, nicht der
sozialdemokratischen Führung der Otto Bauer, Friedrich Adler und Renner
in Österreich, der Ebert und Scheidemann in Deutschland Gefolgschaft
geleistet hätte, sondern den Weg der russischen Bolschewiki, den
Weg Lenins und Stalins gegangen wäre, dann würde es jetzt keinen
Faschismus geben, weder in Österreich noch in Deutschland, weder in
Italien noch in Ungarn, weder in Polen noch auf dem Balkan. Nicht die
Bourgeoisie, sondern die Arbeiterklasse wäre bereits längst der Herr
der Lage in Europa.

Nehmen wir z.B.\ die österreichische Sozialdemokratie. Die Revolution
von 1918 hob sie gewaltig empor. Sie hatte die Macht in Händen,
sie hatte starke Positionen in der Armee, im Staatsapparat. Gestützt
auf diese Positionen, hätte sie den entstehenden Faschismus im Keime
vernichten können. Aber sie gab ohne Widerstand eine Position der
Arbeiterklasse nach der anderen auf. Sie erlaubte der Bourgeoisie,
ihre Macht zu stärken, die Verfassung aufzuheben, den Staatsapparat,
die Armee und die Polizei von sozialdemokratischen Funktionären zu
reinigen, den Arbeitern das Waffenarsenal wegzunehmen. Sie erlaubte
den faschistischen Banditen, sozialdemokratische Arbeiter ungestraft
zu ermorden, Sie nahm die Bedingungen des Hüttenberger Pakts an,
der den faschistischen Elementen den Zutritt zu den Betrieben
öffnete. Gleichzeitig trichterten die Führer der Sozialdemokratie
den Arbeitern das Linzer Programm ein, in dem die Alternative
einer Gewaltanwendung gegenüber der Bourgeoisie und der Errichtung
der proletarischen Diktatur vorgesehen war, und versicherten
ihnen, daß die Partei, wenn die herrschenden Klassen gegenüber der
Arbeiterklasse zur Gewalt greifen sollten, darauf mit der Aufforderung
zum Generalstreik und bewaffneten Kampf antworten werde. Als ob die
ganze Politik der Vorbereitung des faschistischen Überfalls auf die
Arbeiterklasse nicht eine Kette von Gewaltakten ihr gegenüber war,
die durch verfassungsmäßige Formen bemäntelt wurden? Sogar am Vorabend
und während der Februarkämpfe ließ die Führung der österreichischen
Sozialdemokratie den heldenmütig ringenden Schutzbund isoliert von
den breiten Massen dastehen und verurteilte das österreichische
Proletariat zur Niederlage.

War der Sieg des Faschismus in Deutschland unvermeidlich? Nein,
die deutsche Arbeiterklasse hätte ihn verhindern können.

Aber dazu hätte sie die Herstellung der antifaschistischen
proletarischen Einheitsfront durchsetzen, die Führer der
Sozialdemokratie zwingen müssen, den Feldzug gegen die Kommunisten
einzustellen und die wiederholten Angebote der Kommunistischen Partei
über die Aktionseinheit gegen den Faschismus anzunehmen.

Sie hätte bei dem Angriff des Faschismus und bei der all\-mäh\-li\-chen
Liquidierung der bürgerlich-demokratischen Freiheiten durch
die Bourgeoisie sich nicht mit den schö\-nen Resolutionen der
Sozialdemokratie zufrieden geben dürfen, sondern hätte mit einem
wirklichen Massenkampf antworten müssen, der die faschistischen Pläne
der deutschen Bourgeoisie erschwerte.

Sie hätte nicht das Verbot des Roten Frontkämpferbundes durch die
Regierung Braun-Severing zulassen dürfen, sondern hätte zwischen dem
Roten Frontkämpferbund und dem fast eine Million zählenden Reichsbanner
einen Kampfkontakt herstellen und Braun und Severing zwingen müs\-sen,
sowohl die eine als auch die andere Organisation aller Abwehr und
Zerschlagung der faschistischen Banden zu bewaffnen.

Sie hätte die Führer der Sozialdemokratie, die an der Spitze der
Regierung in Preußen standen, zwingen müssen, Verteidigungsmaßnahmen
gegen den Faschismus zu ergreifen, die faschistischen Führer zu
verhaften, ihre Presse zu verbieten, ihre materiellen Mittel sowie die
Mittel der Kapitalisten, die die faschistische Bewegung subsidierten,
zu konfiszieren, die faschistischen Organisationen aufzulösen, ihnen
die Waffen abzunehmen usw.

Weiter hätte sie es durchsetzen müssen, daß alle Arten von
Sozialleistungen wiederhergestellt und erweitert werden, daß ein
Moratorium und eine Krisenhilfe für die unter dem Einfluß der Krise
ruinierten Bauern eingeführt werden, und zwar durch Besteuerung der
Banken und der Trusts, um sich auf diese Weise die Unterstützung
der werktätigen Bauernschaft zu sichern. Das wurde nicht getan, und
schuld daran war die Sozialdemokratie Deutschlands; deshalb konnte
der Faschismus siegen.

Mußten die Bourgeoisie und der Adel in Spanien unvermeidlich
triumphieren, in einem Lande, in dem die Kräfte des proletarischen
Aufstandes mit dem Bauernkrieg sich so günstig vereinen?

Die spanischen Sozialisten waren in der Regierung seit den ersten
Tagen der Revolution. Haben sie einen Kampfkontakt zwischen den
Arbeiterorganisationen aller politischen Richtungen hergestellt,
einschließlich der Kommunisten und der Anarchisten? Haben sie die
Arbeiterklasse in einer einheitlichen Gewerkschaftsorganisation
zusammengeschlossen? Haben sie die Beschlagnahme aller Gutsbesitzer-,
Kirchen- und Klosterländereien zugunsten der Bauern gefordert, um
die Bauern für die Revolution zu gewinnen? Haben sie versucht, den
Kampf für die nationale Selbstbestimmung der Katalonier, der Basken,
für die Befreiung Marokkos zu führen? Haben sie eine Säuberung der
Armee von monarchistischen und faschistischen Elementen durchgeführt
und den Übergang der Armee auf die Seite der Arbeiter und Bauern
vorbereitet? Haben sie die dem Volk verhaßte Zivilgarde, den Henker
aller Volksbewegungen, aufgelöst? Haben sie gegen die faschistische
Partei Gil Robles', gegen die Macht der katholischen Kirche einen
Schlag geführt? Nein, nichts dergleichen. Sie haben die wiederholten
Vorschläge der Kommunisten über die Herstellung der Aktionseinheit
gegen den Angriff der bürgerlich-junkerlichen Reaktion und des
Faschismus abgelehnt; sie haben Wahlgesetze durchgebracht, die es
der Reaktion ermöglichten, die Mehrheit in den Cortes (Parlament)
zu erobern, Gesetze, die die Volksbewegungen unter Strafe stellten,
Gesetze, nach denen jetzt die heldenhaften Bergarbeiter von Asturien
abgeurteilt werden. Sie haben mit den Händen der Zivilgarde die Bauern
niedergeschossen, die für den Boden kämpften usw.

So bereitete die Sozialdemokratie dem Faschismus den Weg zur Macht,
sowohl in Deutschland als auch in Öster\-reich, als auch in Spanien,
desorganisierte und spaltete die Reihen der Arbeiterklasse.

Genossen, der Faschismus siegte auch, weil das Proletariat isoliert
war von seinen natürlichen Bundesgenossen. Der Faschismus siegte, weil
es ihm gelang, die großen Massen der Bauernschaft mit sich zu reißen,
dank der Tatsache, daß die Sozialdemokratie im Namen der Arbeiterklasse
im Grunde genommen eine bauernfeindliche Politik trieb. Der Bauer sah
an der Macht eine Reihe von sozialdemokratischen Regierungen, die in
seinen Augen die Macht der Arbeiterklasse verkörperten, aber keine
einzige dieser Regierungen bereitete der Notlage der Bauern ein Ende,
keine einzige von ihnen gab den Bauern Land. Die Sozialdemokratie in
Deutschland hat die Gutsbesitzer nicht angetastet. Sie arbeitete den
Streiks der Landarbeiter entgegen, und die Folge davon war, daß die
Landarbeiter in Deutschland noch lange vor dem Machtantritt Hitlers
die reformistischen Gewerkschaften verließen und in den meisten Fällen
zum ``Stahlhelm'' und den Nationalsozialisten übergingen.

Der Faschismus siegte auch, weil es ihm gelang, in die Reihen der
Jugend einzudringen, während die Sozialdemokratie die Arbeiterjugend
vom Klassenkampf ablenkte, das revolutionäre Proletariat aber unter
der Jugend nicht die notwendige Erziehungsarbeit entfaltete und
dem Kampf für ihre besonderen Interessen und Forderungen nicht die
genügende Aufmerksamkeit zuwandte. Der Faschismus packte bei dem unter
der Jugend besonders scharf ausgeprägten Drang nach Kampfaktvität
an und zog einen großen Teil der Jugend in seine Kampftrupps. Die
neue Generation der männlichen und weiblichen Jugend hat nicht die
Schrecken des Krieges durchgemacht. Sie kostet am eigenen Leibe
die ganze Schwere der Wirtschaftskrise, der Arbeitslosigkeit und
des Zerfalls der bürgerlichen Demokratie aus. Da bedeutende Teile
der Jugend keine Perspektiven für die Zukunft sahen, so waren sie
besonders empfänglich für die faschistische Demagogie, die ihnen eine
verlockende Zukunft ausmalte, wenn der Faschismus siegte.

In diesem Zusammenhang können wir auch nicht an einer Reihe von
Fehlern der kommunistischen Parteien vorbeigehen, von Fehlern, die
unseren Kampf gegen den Faschismus hemmten.

In unseren Reihen hatten wir eine unzulässige Un\-ter\-schät\-zung der
faschistischen Gefahr, die auch bis auf den heutigen Tag nicht überall
liquidiert ist. Eine solche Einstellung, wie sie früher in unseren
Parteien zu finden war, daß ``Deutschland nicht Italien'' sei, in
dem Sinne, daß der Faschismus in Italien siegen konnte, daß aber sein
Sieg in Deutschland ausgeschlossen sei, weil wir hier ein industriell
hochentwickeltes Land, ein kulturell hochentwickeltes Land haben,
das eine 40jährige Tradition der Arbeiterbewegung besitzt, ein Land,
in dem der Faschismus un\-mög\-lich sei. Oder jene Einstellung, die jetzt
vorhanden ist, daß in den Ländern der ``klassischen'' bürgerlichen
Demokratie kein Boden vorhanden sei für den Faschismus. Eine solche
Einstellung konnte und kann die Verringerung der Wachsamkeit gegenüber
der faschistischen Gefahr begünstigen und die Mobilisierung des
Proletariats im Kampf gegen den Faschismus erschweren.

Man kann auch nicht wenig Fälle anführen, wo die Kommunisten durch
einen faschistischen Umsturz überrumpelt wurden. Denkt an Bulgarien,
wo die Führung unserer Partei eine ``neutrale'', im Grunde genommen
aber eine opportunistische Stellung zum Umsturz vom 9.\ Juni 1923
einnahm; denkt an Polen, wo im Mai 1926 die Führung der Kommunistischen
Partei, die die Triebkräfte der polnischen Revolution nicht richtig
einschätzte, es nicht vermochte, den faschistischen Charakter des
Pilsudski-Umsturzes zu durchschauen, und den Ereignissen nachhinkte;
denkt an Finnland, wo unsere Partei von der unrichtigen Vorstellung
einer langsamen, allmählichen Faschisierung ausging und den von der
führenden Gruppe der Bourgeoisie vorbereiteten faschistischen Umsturz
übersah, der die Partei und die Arbeiterklasse überrumpelte.

Als der Nationalsozialismus bereits zu einer drohenden Massenbewegung
in Deutschland wurde, da erklärten Genossen, wie Heinz Neumann, für
die die Brüningregierung bereits eine Regierung der faschistischen
Diktatur war, in prahlerischer Weise: ``Wenn das ,Dritte Reich`
Hitlers einmal kommen sollte, dann nur anderthalb Meter unter der Erde,
über der Erde aber werden wir eine siegreiche Arbeitermacht haben.''

Unsere Genossen in Deutschland haben lange Zeit das gekränkte
Nationalgefühl und die Empörung der Massen gegen den Versailler
Friedensvertrag nicht genügend in Rechnung gestellt, sie haben
sich zu den Schwankungen der Bauernschaft und des Kleinbürgertums
geringschätzig verhalten, haben sich mit dem Programm der sozialen
und nationalen Befreiung verspätet, und als sie es aufstellten, da
verstanden sie nicht, es entsprechend den konkreten Bedürfnissen und
dem Niveau der Massen anzuwenden; da verstanden sie es nicht einmal,
es unter den Massen großzügig zu popularisieren.

In einer Reihe von Ländern wurde die notwendige Entfaltung des
Massenkampfes gegen den Faschismus durch ein fruchtloses Räsonieren
über den Charakter des Faschismus ``im allgemeinen'' und durch eine
sektiererische Beschränktheit in bezug auf die Stellung und Lösung
der aktuellen politischen Aufgaben der Partei ersetzt.

Genossen, wir sprechen von den Ursachen des Sieges des Faschismus,
wir weisen auf die historische Verantwortung der Sozialdemokratie für
die Niederlage der Arbeiterklasse hin, wir stellen auch unsere eigenen
Fehler im Kampf gegen den Faschismus fest, nicht einfach deshalb,
weil wir in der Vergangenheit herumwühlen wollen. Wir sind keine vom
Leben losgelöste Historiker, wir sind Kämpfer der Arbeiterklasse, die
verpflichtet sind, eine Antwort auf die Frage zu geben, die Millionen
Arbeiter quält: Kann man den Sieg des Faschismus verhindern und wie
kann man das tun? Und wir antworten diesen Millionen Arbeitern:
Jawohl, Genossen, man kann dem Faschismus den Weg versperren. Das
ist durchaus möglich. Das hängt von uns selbst ab, von den Arbeitern,
den Bauern, von allen Werktätigen.

\begin{itemize}
\item
Die Verhinderung des Sieges des Faschismus hängt vor allem von der
Kampfaktivität der Arbeiterklasse selbst ab, vom Zusammenschluß ihrer
Kräfte zu einer einheitlichen, gegen die Offensive des Kapitals und des
Faschismus kämpfenden Armee. Das Proletariat, das seine Kampfeinheit
herstellt, würde den Einfluß des Faschismus auf die Bauernschaft,
auf das städtische Kleinbürgertum, auf die Jugend und die Intelligenz
paralysieren, würde einen Teil neutralisieren, den anderen Teil auf
seine Seite he\-rü\-ber\-zie\-hen.

\item
Zweitens hängt das vom Vorhandensein einer starken revolutionären
Partei ab, die den Kampf der Werk\-tä\-ti\-gen gegen den Faschismus richtig
leitet. Eine Partei, die systematisch die Arbeiter zum Rück\-zug vor
dem Faschismus ruft und der faschistischen Bourgeoisie erlaubt, ihre
Stellungen zu stär\-ken, --- eine solche Partei wird unvermeidlich die
Arbeiter der Niederlage entgegenführen.

\item
Drittens hängt das von der richtigen Politik der Arbeiterklasse
gegenüber der Bauernschaft und den klein\-bür\-ger\-li\-chen Massen in den
Städten ab. Diese Massen muß man so nehmen, wie sie sind, und nicht so,
wie wir sie sehen möchten. Nur im Laufe des Kampfes werden sie ihre
Zweifel und Schwankungen abwerfen, nur wenn man ihren unvermeidlichen
Schwankungen gegenüber Geduld an den Tag legt und wenn das Proletariat
sie politisch unterstützt, werden sie sich auf eine höhere Stufe des
revolutionären Be\-wußt\-seins und der Aktivität emporschwingen.

\item
Viertens hängt das von der Wachsamkeit und den rechtzeitigen Aktionen
des revolutionären Proletariats ab. Man darf sich nicht vom Faschismus
über\-rum\-peln lassen; man darf ihm nicht die Initiative überlassen;
man muß ihm entscheidende Schläge versetzen, wenn er es noch nicht
vermocht hat, seine Kräf\-te zu sammeln; man darf es nicht zulassen,
daß er seine Stellung stärkt; man muß ihm auf Schritt und Tritt
entgegentreten, wo er sich zeigt; man darf es nicht zulassen, daß er
neue Stellungen erobert, so wie das französische Proletariat das mit
Erfolg zu tun versucht.
\end{itemize}

Das sind die wichtigsten Bedingungen, um das Anwachsen des Faschismus
und seinen Machtantritt zu verhindern.




\subsection{Der Faschismus --- eine grausame, aber keine feste Macht}

Die faschistische Diktatur der Bourgeoisie ist eine grausame, aber
keine feste Macht.

Worin bestehen die Hauptursachen dafür, daß die faschistische Diktatur
keine feste Diktatur ist?

Der Faschismus, der sich anschickte, die Meinungsverschiedenheiten
und die Gegensätze im Lager der Bourgeoisie zu überwinden, verschärft
diese Gegensätze noch mehr. Der Faschismus versucht, sein politisches
Monopol zu errichten, und beseitigt gewaltsam die anderen politischen
Parteien. Aber das Vorhandensein des kapitalistischen Systems,
das Bestehen der verschiedenen Klassen und die Verschärfung der
Klassengegensätze führen unvermeidlich zur Erschütterung und Sprengung
des politischen Monopols des Faschismus. Das ist kein Sowjetland, in
dem die Diktatur des Proletariats ebenfalls durch eine Monopolpartei
verwirklicht wird, wo aber dieses politische Monopol den Interessen
der Millionen der Werktätigen entspricht und sich immer mehr auf den
Aufbau der klassenlosen Gesellschaft stützt. In einem faschistischen
Lande kann die Partei der Faschisten ihr Monopol nicht lange
aufrechterhalten, weil sie nicht imstande ist, sich die Aufgabe der
Beseitigung der Klassen und der Klassengegensätze zu stellen. Sie hebt
die legale Existenz der bürgerlichen Parteien auf, aber eine Reihe
von ihnen besteht illegal weiter. Die Kommunistische Partei aber
marschiert auch unter den illegalen Verhältnissen vorwärts, stählt
sich und leitet den Kampf des Proletariats gegen die faschistische
Diktatur. Auf diese Weise muß das politische Monopol des Faschismus
unter den Schlägen der Klassengegensätze zusammenbrechen.

Eine andere Ursache dafür, daß die faschistische Diktatur nicht fest
ist, besteht darin, daß der Kontrast zwischen der antikapitalistischen
Demagogie des Faschismus und der Politik der räuberischsten
Bereicherung der monopolistischen Bourgeoisie die Entlarvung des
Klassenwesens des Faschismus erleichtert und zur Erschütterung und
zum Zusammenschrumpfen seiner Massenbasis führt.

Ferner ruft der Sieg des Faschismus den tiefen Haß und die Empörung
der Massen hervor, begünstigt ihre Revolutionierung und gibt der
Einheitsfront des Proletariats gegen den Faschismus einen mächtigen
Anstoß.

Durch die Politik des wirtschaftlichen Nationalismus (Autarkie) und
durch die Inanspruchnahme des größeren Teils des Volkseinkommens
für die Vorbereitung des Krieges untergräbt der Faschismus die
ganze Wirtschaft des Landes und verschärft den Wirtschaftskrieg
zwischen den kapitalistischen Staaten. Er verleiht den innerhalb der
Bourgeoisie entstehenden Konflikten den Charakter scharfer und nicht
selten blutiger Zusammenstöße, was die Festigkeit der faschistischen
Staatsmacht in den Augen des Volkes untergräbt. Eine Staatsmacht,
die ihre eigenen Anhänger ermordet, wie das am 30.\ Juni vergangenen
Jahres in Deutschland der Fall war, die faschistische Staatsmacht,
gegen die mit der Waffe in der Hand der andere Teil der faschistischen
Bourgeoisie kämpft (der nationalsozialistische Putsch in Österreich,
das scharfe Auftreten einzelner faschistischer Gruppen gegen die
faschistische Regierung in Polen, Bulgarien, Finnland und anderen
Ländern), --- eine solche Staatsmacht kann in den Augen der breiten
kleinbürgerlichen Massen ihre Autorität nicht lange aufrechterhalten.

Die Arbeiterklasse muß es verstehen, die Gegensätze und Konflikte im
Lager der Bourgeoisie auszunutzen, aber sie darf sich keine Illusionen
darüber machen, daß der Faschismus sich von selbst erschöpfen
werde. Der Faschismus wird nicht automatisch zusammenbrechen. Nur die
revolutionäre Aktivität der Arbeiterklasse wird helfen, die im Lager
der Bourgeoisie unvermeidlich entstehenden Konflikte zur Untergrabung
der faschistischen Diktatur und zu ihrem Sturz auszunutzen.

Durch die Liquidierung der Überreste der bürgerlichen Demokratie,
durch die Erhebung der offenen Gewalt zum Regierungssystem untergräbt
der Faschismus die demokratischen Illusionen und die Autorität der
Gesetzlichkeit in den Augen der werktätigen Massen. Das geht um so mehr
in den Ländern vor sich, in denen, wie z.B.\ in Österreich und Spanien,
die Arbeiter mit der Waffe in der Hand gegen den Faschismus gekämpft
haben. In Österreich hat der heldenhafte Kampf des Schutzbundes und
der Kommunisten trotz der Niederlage die Festigkeit der faschistischen
Diktatur von Anfang an erschüttert. In Spanien ist es der Bourgeoisie
nicht gelungen, den Werktätigen einen faschistischen Maulkorb
umzuhängen. Die bewaffneten Kämpfe in Österreich und Spanien führten
dazu, daß immer breitere Massen der Arbeiterklasse die Notwendigkeit
des revolutionären Klassenkampfes erkennen.

Nur solche unglaublichen Philister, solche Lakaien der Bourgeoisie,
wie der älteste Theoretiker der II.\ Internationale, Karl Kautsky,
können den Arbeitern Vorwürfe machen und sagen, daß sie in Österreich
und Spanien nicht zu den Waffen hätten greifen sollen. Wie würde
jetzt die Arbeiterbewegung in Österreich und in Spanien aussehen,
wenn die Arbeiterklasse dieser Länder sich von den verräterischen
Ratschlägen der Kautsky hatte leiten lassen? Die Arbeiterklasse hätte
eine tiefe Demoralisierung in ihren Reihen erlebt.

\begin{quote}
    ``Die Völker machen die Schule des Bür\-ger\-kriegs'' --- sagt
    Lenin --- ``nicht umsonst durch. Das ist eine harte Schule,
    und zu ihrem vollen Programm gehören unvermeidlich auch Siege
    der Gegenrevolution, das Wüten der erbitterten Reaktionäre,
    wilde Racheakte der alten Macht an den Rebellen usw. Doch nur
    eingefleischte Pedanten und des Verstandes bare Mumien können
    darüber jammern, daß die Völker diese qualvolle Schule durchmachen;
    diese Schule lehrt die un\-ter\-drück\-ten Klassen, den Bürgerkrieg
    führen, lehrt sie in der Revolution siegen. Sie speichert in den
    Massen der modernen Sklaven jenen Haß auf, den die verschüchterten,
    stumpfen und unwissenden Sklaven ewig verbergen, und der die
    Sklaven, die die Schmach ihres Sklaventums erkannt haben, zu den
    größten geschichtlichen Heldentaten führt.''
    \citeOLD{S.380}{LWold12}
    \citeNEW{S.177}{LWnew15}
\end{quote}

Der Sieg des Faschismus in Deutschland hat bekanntlich eine
neue Welle der faschistischen Offensive mit sich gebracht, die in
Österreich zur Provokation Dollfuß, in Spanien zu neuen Angriff en der
Konterrevolution auf die revolutionären Errungenschaften der Massen,
in Polen zur faschistischen Reform der Verfassung geführt und in
Frankreich die bewaffneten Abteilungen der Faschisten im Februar 1934
zum Versuch eines Staatsstreichs aufgemuntert hat. Aber dieser Sieg
und das Wüten der faschistischen Diktatur haben eine Gegenbewegung der
proletarischen Einheitsfront gegen den Faschismus im internationalen
Maßstab hervorgerufen. Die Reichstagsbrandstiftung, die das Signal
war zum Generalangriff des Faschismus gegen die Arbeiterklasse, der
Raub der Gewerkschaften und der anderen Arbeiterorganisationen und
ihre Ausplünderung, die Schreie der gefolterten Antifaschisten aus den
Kellern der faschistischen Kasernen und den Konzentrationslagern zeigen
den Massen handgreiflich, wozu die reaktionäre Spaltungstätigkeit der
Führer der deutschen Sozialdemokratie geführt hat, die die Vorschläge
der Kommunisten über einen gemeinsamen Kampf gegen den angreifenden
Faschismus ablehnten, und überzeugen sie von der Notwendigkeit
der Zusammenfassung aller Kräfte der Arbeiterklasse zum Sturz des
Faschismus.

Der Sieg Hitlers hat auch einen starken Anstoß zur Schaffung der
Einheitsfront der Arbeiterklasse gegen den Faschismus in Frankreich
gegeben. Der Sieg Hitlers hat bei den Arbeitern nicht nur Furcht
hervorgerufen vor dem Schicksal der deutschen Arbeiter, hat nicht
nur den Haß gegen die Henker ihrer deutschen Klassenbrüder entfacht,
sondern hat auch ihre Entschlossenheit verstärkt, auf keinen Fall in
ihrem Lande das zuzulassen, was mit der Arbeiterklasse in Deutschland
geschehen ist.

Der mächtige Drang nach der Einheitsfront in allen kapitalistischen
Ländern zeigt, daß die Lehren der Niederlage nicht umsonst waren. Die
Arbeiterklasse beginnt auf neue Weise zu handeln. Die Initiative der
Kommunistischen Partei bei der Organisierung der Einheitsfront und die
grenzenlose Aufopferung der Kommunisten, der revolutionären Arbeiter im
Kampfe gegen den Faschismus führten zu einem unerhörten Anwachsen der
Autorität der Kommunistischen Internationale. Gleichzeitig entwickelt
sich eine tiefe Krise in der II.\ Internationale, die nach dem Bankrott
der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands besonders kraß zutage
trat und sich verschärfte.

Die sozialdemokratischen Arbeiter können sich immer anschaulicher
davon überzeugen, daß das faschistische Deutschland mit allen
seinen Schrecken und seiner Barbarei letzten Endes eine Folge
der sozialdemokratischen Politik der Arbeitsgemeinschaft mit der
Bourgeoisie ist. Diese Massen werden sich immer klarer darüber, daß
der Weg, den die Führer der deutschen Sozialdemokratie das Proletariat
geführt haben, nicht wieder beschritten werden darf. Noch nie hat es
in den Reihen der II.\ Internationale eine solche geistige Verwirrung
gegeben, wie jetzt. Es geht eine Differenzierung innerhalb aller
sozialdemokratischen Parteien vor sich. In ihren Reihen bilden
sich zwei Hauptlager heraus: neben dem bestehenden Lager der
reaktionären Elemente, die mit allen Mitteln versuchen, den Block
der Sozialdemokratie mit der Bourgeoisie zu erhalten, und wütend
die Einheitsfront mit den Kommunisten ablehnen, beginnt sich das
Lager der revolutionären Elemente herauszubilden, die Zweifel an der
Richtigkeit der Politik der Arbeitsgemeinschaft mit der Bourgeoisie
hegen, die für die Schaffung einer Einheitsfront mit den Kommunisten
sind und in immer stärkerem Maße auf den Standpunkt des revolutionären
Klassenkampfes überzugehen anfangen.

Der Faschismus, der als Folge des Niederganges des kapitalistischen
Systems aufgetaucht ist, wirkt also letzten Endes als Faktor seiner
weiteren Zersetzung. So führt der Faschismus, der die Verpflichtung
übernahm, dem Marxismus, der revolutionären Arbeiterbewegung den Garaus
zu machen, infolge der Dialektik des Lebens und des Klassenkampfes
zu einer weiteren Entwicklung jener Kräfte, die seine Totengräber,
die Totengräber des Kapitalismus sein müssen.



\section{Die Einheitsfront der Arbeiterklasse gegen den Faschismus}

Genossen! Millionen von Arbeitern und Werktätigen in den
kapitalistischen Ländern fragen: wie kann man verhindern, daß der
Faschismus an die Macht gelangt, und wie kann man den Faschismus
stürzen, wenn er gesiegt hat? Die Kommunistische Internationale
antwortet: das erste, was gemacht werden muß, womit man beginnen muß,
ist die Schaffung der Einheitsfront, die Herstellung der Aktionseinheit
der Arbeiter in jedem Betrieb, in jedem Bezirk, in jedem Gebiet, in
jedem Lande, in der ganzen Welt. Die Aktionseinheit des Proletariats
im nationalen und internationalen Maßstab ist die mächtige Waffe,
die die Arbeiterklasse nicht nur zur erfolgreichen Verteidigung,
sondern auch zur erfolgreichen Gegenoffensive gegen den Faschismus,
gegen den Klassenfeind fähig macht.



\subsection{Die Bedeutung der Einheitsfront}

Ist es nicht klar, daß gemeinsame Aktionen der Anhänger der Parteien
und Organisationen der zwei Internationalen --- der Kommunistischen
Internationale und der II.\ Internationale --- den Massen die Abwehr
des faschistischen Ansturms erleichtern und das politische Gewicht
der Arbeiterklasse erhöhen würden?

Gemeinsame Aktionen der Parteien der beiden Internationalen gegen
den Faschismus würden jedoch nicht nur einen Einfluß auf ihre
gegenwärtigen Anhänger, auf die Kommunisten und die Sozialdemokraten
haben, sie würden auch einen mächtigen Einfluß auf die Reihen der
christlichen, anarchistischen und unorganisierten Arbeiter ausüben,
sogar auf diejenigen, die vorübergehend ein Opfer der faschistischen
Demagogie geworden sind.

Ja noch mehr. Die machtvolle Einheitsfront des Proletariats würde einen
ungeheuren Einfluß auf alle anderen Schichten des werktätigen Volkes
ausüben, auf die Bauernschaft, auf das städtische Kleinbürgertum,
auf die Intellektuellen. Die Einheitsfront würde den schwankenden
Schichten den Glauben an die Kräfte der Arbeiterklasse geben.

Aber auch das ist noch nicht alles. Das Proletariat der
imperialistischen Länder hat potentielle Verbündete nicht nur in den
Werktätigen des eigenen Landes, sondern auch in den unterdrückten
Völkern der Kolonien und Halbkolonien. Die Tatsache, daß das
Proletariat im nationalen und internationalen Maßstab gespalten ist,
daß einer seiner Teile die Politik der Arbeitsgemeinschaft mit der
Bourgeoisie und namentlich ihr Unterdrückungsregime in den Kolonien
und Halbkolonien unterstützt, stößt die unterdrückten Völker der
Kolonien und Halbkolonien von der Arbeiterklasse ab und schwächt die
internationale antiimperialistische Front. Jeder Schritt auf dem Wege
zur Aktionseinheit, der auf die Unterstützung des Befreiungskampfes der
Kolonialvölker durch das Proletariat der imperialistischen Mutterländer
gerichtet ist, bedeutet die Verwandlung der Kolonien und Halbkolonien
in eine der Hauptreserven des Weltproletariats.

Wenn wir schließlich in Betracht ziehen, daß die internationale
Aktionseinheit des Proletariats sich auf die ständig wachsende
Macht des proletarischen Staates, des Landes des Sozialismus, der
Sowjetunion, stützt, so sehen wir, welche breiten Perspektiven die
Herstellung der Aktionseinheit des Proletariats im nationalen und
internationalen Maßstab eröffnet.

Die Herstellung der Aktionseinheit aller Teile der Arbeiterklasse,
unabhängig von ihrer Zugehörigkeit zu der einen oder anderen Partei und
Organisation, ist notwendig, noch bevor die Mehrheit der Arbeiterklasse
sich zum Kampf für den Sturz des Kapitalismus und für den Sieg der
proletarischen Revolution vereinigt haben wird.

Ist es möglich, diese Aktionseinheit des Proletariats in den einzelnen
Ländern und in der ganzen Welt zu verwirklichen? Jawohl, es ist
möglich, und es ist sofort möglich. Die Kommunistische Internationale
stellt für die Aktionseinheit keinerlei Bedingungen, mit Ausnahme
einer einzigen, elementaren, für alle Arbeiter annehmbaren Bedingung,
und zwar, daß die Aktionseinheit sich gegen den Faschismus, gegen die
Offensive des Kapitals, gegen die Kriegsgefahr, gegen den Klassenfeind
richtet. Das ist unsere Bedingung.




\subsection{Die Hauptargumente der Gegner der Einheitsfront}

Welche Einwände können die Gegner der Einheitsfront machen und welche
Einwände machen sie?

Die einen sagen: ``Die Losung der Einheitsfront ist für die Kommunisten
nur ein Manöver.'' Wäre das aber ein Manöver --- antworten wir ---, dann
muß man fragen, warum ihr dieses ``kommunistische Manöver'' nicht
durch eure ehrliche Beteiligung an der Einheitsfront entlarvt? Wir
erklären offen: wir wollen die Aktionseinheit der Arbeiterklasse,
damit das Proletariat in seinem Kampfe gegen die Bourgeoisie erstarke,
damit es, wenn es heute seine Tagesinteressen gegen das angreifende
Kapital, gegen den Faschismus verteidigt, imstande sein soll, morgen
die Voraussetzungen für seine endgültige Befreiung zu schaffen.

\begin{itemize}
\item
``Die Kommunisten greifen uns an'' --- sagen die anderen. Aber hört
doch, wir haben bereits wiederholt erklärt: wir werden niemanden
angreifen, weder Personen noch Organisationen, noch Parteien, die
für die Einheitsfront der Arbeiterklasse gegen den Klassenfeind
sind. Gleichzeitig aber haben wir im Interesse des Proletariats und
seiner Sache die Pflicht, die Personen, Organisationen und Parteien
zu kritisieren, die die Aktionseinheit der Arbeiter stören.

\item
``Wir können keine Einheitsfront mit den Kommunisten bilden, weil sie
ein anderes Programm haben'' --- sagen die Dritten. Aber ihr behauptet
doch, daß ihr ein Programm habt, das sich vom Programm der bürgerlichen
Parteien unterscheidet. Und das hat euch nicht gehindert und hindert
euch nicht daran, Koalitionen mit diesen Parteien zu bilden.

\item
``Die bürgerlich-demokratischen Parteien sind bessere Ver\-bün\-de\-te
gegen den Faschismus als die Kommunisten'' --- sagen die Gegner
der Einheitsfront und die Verteidigung der Koalition mit der
Bourgeoisie. Was zeigt aber die Erfahrung Deutschlands? Dort haben doch
die Sozialdemokraten einen Block mit diesen ``besseren'' Verbündeten
gebildet. Und was sind die Ergebnisse?

\item
``Wenn wir eine Einheitsfront mit den Kommunisten bilden, werden
die Kleinbürger Angst vor der ,roten Gefahr` bekommen und zu den
Faschisten überlaufen'' --- hören wir oft. Bedroht etwa die Einheitsfront
die Bauern, die Kleinhändler, die Handwerker, die werktätige
Intelligenz? Nein, die Einheitsfront bedroht die Großbourgeoisie,
die Finanzmagnaten, die Junker und andere Ausbeuter, deren Regime
allen diesen Schichten den völligen Ruin bringt.

\item
``Die Sozialdemokratie ist für die Demokratie, die Kommunisten aber
sind für die Diktatur, deshalb können wir mit den Kommunisten keine
Einheitsfront bilden'' --- sagt eine Reihe von sozialdemokratischen
Führern. Aber schlagen wir euch heute etwa eine Einheitsfront zur
Proklamierung der Diktatur des Proletariats vor? Das schlagen wir
doch einstweilen nicht vor.

\item
``Mögen die Kommunisten die Demokratie anerkennen und für
ihre Verteidigung eintreten, dann sind wir zur Einheitsfront
bereit.'' Darauf erwidern wir: wir sind Anhänger der Sowjetdemokratie,
der Demokratie der Werktätigen, der konsequentesten Demokratie der
Welt. Aber wir verteidigen in den kapitalistischen Ländern jeden
Fußbreit der bürgerlich-demokratischen Freiheiten, die der Faschismus
und die bürgerliche Reaktion angreifen, und werden es auch in Zukunft
tun, weil das die Interessen des Klassenkampfes des Proletariats
verlangen.

\item
``Aber die kleinen kommunistischen Parteien werden durch ihre
Beteiligung an jener Einheitsfront, die von der Labour Party
verwirklicht wird, nichts hinzufügen'' --- sagen z.B.\ die Führer der
Labour Party in England. Aber erinnert euch, dasselbe haben die
österreichischen sozialdemokratischen Führer in bezug auf die kleine
österreichische Kommunistische Partei behauptet. Was haben aber die
Ereignisse gezeigt? Nicht die österreichische Sozialdemokratie mit
Otto Bauer und Karl Renner an der Spitze behielt recht, sondern die
kleine österreichische Kommunistische Partei, die die faschistische
Gefahr in Österreich rechtzeitig signalisierte und die Arbeiter zum
Kampf rief. Die ganze Erfahrung der Arbeiterbewegung hat doch gezeigt,
daß die Kommunisten, sogar wenn sie zahlenmäßig relativ schwach sind,
der Motor der Kampfaktivität des Proletariats sind. Außerdem darf
man nicht vergessen, daß die kommunistischen Parteien Österreichs
oder Englands nicht nur die zehntausende Arbeiter repräsentieren,
die Anhänger dieser Parteien sind, sie sind Teile der internationalen
kommunistischen Bewegung, sie sind Sektionen der Kommunistischen
Internationale, deren führende Partei die Partei eines Proletariats
ist, das bereits gesiegt hat und auf einem Sechstel der Erde regiert.

\item
``Aber die Einheitsfront hat den Sieg des Faschismus im Saargebiet
nicht verhindern können'' --- wenden die Gegner der Einheitsfront
ein. Eine merkwürdige Logik haben diese Herrschaften! Erst tun
sie alles, um den Sieg des Faschismus sicherzustellen, und dann
behaupten sie schadenfroh, daß die Einheitsfront, zu der sie sich
im allerletzten Augenblick herbeigelassen haben, nicht zum Sieg der
Arbeiter geführt habe.

\item
``Wollten wir eine Einheitsfront mit den Kommunisten bilden, so
würden wir aus der Koalition austreten müssen, und in die Regierung
würden die reaktionären und faschistischen Parteien eintreten'' ---
sagen die sozialdemokratischen Führer, die in den Regierungen der
verschiedenen Länder sitzen. Nun gut. Hat die deutsche Sozialdemokratie
einer Koalitionsregierung angehört? Jawohl! Hat die österreichische
Sozialdemokratie der Regierung angehört? Ebenfalls! Waren die
spanischen Sozialisten in einer Regierung mit der Bourgeoisie? Jawohl,
auch sie! Hat in diesen Ländern die Beteiligung der Sozialdemokratie an
den bürgerlichen Koalitionsregierungen den Überfall des Faschismus auf
das Proletariat verhindert? Nein, das hat ihn nicht verhindert. Also
ist es sonnenklar, daß die Beteiligung sozialdemokratischer Minister
an einer bürgerlichen Regierung keinen Schutzwall gegen den Faschismus
bildet.

\item
``Die Kommunisten handeln diktatorisch, sie wollen uns alles
vorschreiben und diktieren.'' Nein. Wir schreiben nichts vor und
diktieren nichts. Wir machen nur unsere Vorschläge, von denen wir
überzeugt sind, daß ihre Verwirklichung im Interesse des
werk\-tä\-ti\-gen
Volkes liegt. Das ist nicht nur ein Recht, sondern auch die Pflicht
aller, die im Namen der Arbeiter auftreten. Ihr fürchtet eine
``Diktatur'' der Kommunisten? Dann laßt uns gemeinsam alle
Vor\-schlä\-ge
den Arbeitern vorlegen, eure und unsere, alle gemeinsam durchberaten
zusammen mit allen Arbeitern und diejenigen Vorschläge auswählen,
die für die Sache der Arbeiterklasse am nützlichsten sind.
\end{itemize}

Also, alle diese Argumente gegen die Einheitsfront halten keinerlei
Kritik stand. Das sind eher Ausreden der reaktionären Führer der
Sozialdemokratie, die ihre Einheitsfront mit der Bourgeoisie der
Einheitsfront des Proletariats vorziehen.

Nein! Diese Ausreden gelten nicht! Das internationale Proletariat hat
die Folgen der Spaltung der Arbeiterbewegung ausgekostet und überzeugt
sich immer mehr davon, daß die Einheitsfront, die Aktionseinheit des
Proletariats im nationalen und internationalen Maßstab notwendig und
durchaus möglich sind.
\event{(Beifall.)}




\subsection{Inhalt und Formen der Einheitsfront}

Was ist und was muß der Hauptinhalt der Einheitsfront in der gegebenen
Etappe sein? Die Verteidigung der unmittelbaren wirtschaftlichen
und politischen Interessen der Arbeiterklasse, die Verteidigung der
Arbeiterklasse gegen den Faschismus muß der Ausgangspunkt und der
Hauptinhalt der Einheitsfront in allen kapitalistischen Ländern sein.

Wir dürfen uns nicht mit bloßen Aufrufen zum Kampf für die
proletarische Diktatur begnügen, sondern müssen solche Losungen
und Kampfformen ausfindig machen und vorschlagen, die sich aus den
Lebensbedürfnissen der Massen, aus dem Grad ihrer Kampffähigkeit in
der jeweiligen Entwicklungsetappe ergeben.

Wir müssen den Massen zeigen, was sie heute tun müssen, um sich vor
der kapitalistischen Ausplünderung und der faschistischen Barbarei
zu schützen.

Wir müssen uns dafür einsetzen, daß die breiteste Einheitsfront
hergestellt wird durch gemeinsame Aktionen der Arbeiterorganisationen
der verschiedenen Richtungen zum Schutz der Lebensinteressen der
werktätigen Massen.
\begin{itemize}
\item
Das bedeutet erstens den gemeinsamen Kampf
für die wirkliche Abwälzung der Folgen der Krise auf die Schultern
der herrschenden Klassen, auf die Schultern der Kapitalisten, der
Grundherren, mit einem Wort, auf die Schultern der Reichen.

\item
Das bedeutet zweitens den gemeinsamen Kampf gegen alle Formen der
faschistischen Offensive, für die Verteidigung der Errungenschaften
und der Rechte der Werktätigen, gegen die Beseitigung der
bür\-ger\-lich-demokratischen Freiheiten.

\item
Das bedeutet drittens den gemeinsamen Kampf gegen die herannahende
Gefahr eines imperialistischen Krieges, einen Kampf, der die
Vorbereitung dieses Krieges erschweren würde.
\end{itemize}

Wir müssen unermüdlich die Arbeiterklasse auf den raschen Wechsel
der Formen und Methoden des Kampfes bei Veränderung der Verhältnisse
vorbereiten. In dem Maße, wie die Bewegung wächst und die Einheit der
Arbeiterklasse sich verstärkt, müssen wir weitergehen und den Übergang
von der Verteidigung zum Angriff gegen das Kapital vorbereiten und
auf die Organisierung des politischen Massenstreiks hinsteuern. Dabei
muß die unbedingte Voraussetzung eines solchen Streiks sein, daß die
ausschlaggebenden Gewerkschaften des gegebenen Landes in diesen Streik
hineingezogen werden.

Natürlich können und dürfen die Kommunisten keinen Augenblick auf ihre
selbständige Arbeit zur kommunistischen Aufklärung, Organisierung
und Mobilisierung der Massen verzichten. Um jedoch den Arbeitern
den Weg zur Aktionseinheit zu sichern, muß man gleichzeitig sowohl
kurzfristige als auch langfristige Abkommen über gemeinsame Aktionen
mit sozialdemokratischen Parteien, reformistischen Gewerkschaften
und anderen Organisationen der Werktätigen gegen die Klassenfeinde
des Proletariats anstreben. Die Hauptaufmerksamkeit wird man dabei
auf die Entfaltung von Massenaktionen in den einzelnen Orten lenken
müssen, die von den unteren Organisationen auf Grund von örtlichen
Abkommen durchgeführt werden.

Indem wir die Bedingungen aller mit ihnen geschlossenen Abkommen loyal
erfüllen, werden wir rücksichtslos jegliche Sabotage der gemeinsamen
Aktionen durch Personen und Organisationen, die an der Einheitsfront
teilnehmen, entlarven. Alle Versuche, Abkommen zu sprengen, und solche
Versuche werden möglicherweise unternommen werden, werden wir dadurch
beantworten, daß wir uns an die Massen wenden und den unermüdlichen
Kampf für die Wiederherstellung der gestörten Aktionseinheit fortsetzen
werden.

Natürlich wird die konkrete Verwirklichung der Einheitsfront
in verschiedenen Ländern auf verschiedene Weise vor sich gehen,
verschiedene Formen annehmen, je nach dem Zustand und dem Charakter
der Arbeiterorganisationen, ihrem politischen Niveau, der konkreten
Situation in dem jeweiligen Lande, je nach den Verschiebungen in der
internationalen Arbeiterbewegung usw.

Solche Formen können z.B.\ sein: vereinbarte gemeinsame Aktionen
der Arbeiter von Fall zu Fall aus konkreten Anlässen, für einzelne
Forderungen oder auch auf Grund einer gemeinsamen Plattform;
vereinbarte Aktionen in einzelnen Betrieben oder Industriezweigen;
vereinbarte Aktionen im örtlichen, Gebiets-, Landes- oder
internationalen Maßstab; vereinbarte Aktionen zur Organisierung
der Wirtschaftskämpfe der Arbeiter, zur Durchführung politischer
Massenaktionen, zur Organisierung eines gemeinsamen Selbstschutzes
gegen faschistische Überfälle; vereinbarte Aktionen zur Unterstützung
der Gefangenen und ihrer Familien, zum Kampf gegen die soziale
Reaktion; gemeinsame Aktionen zur Verteidigung der Interessen der
Jugend und der Frauen; auf dem Gebiet des Genossenschaftswesens,
der Kultur, des Sports usw.\ usw.

Es wäre jedoch ungenügend, wollte man sich nur mit dem Abschluß
eines Pakts über gemeinsame Aktionen und mit der Schaffung von
Kontaktkommissionen aus den an der Einheitsfront beteiligten Parteien
und Organisationen zufrieden geben, wie wir sie z.B.\ in Frankreich
haben. Das ist nur der erste Schritt. Ein Pakt ist ein Hilfsmittel
zur Durchführung gemeinsamer Aktionen, aber er ist an und für
sich noch nicht die Einheitsfront. Eine Kontaktkommission zwischen
den Leitungen der Kommunistischen Partei und der Sozialistischen
Partei ist notwendig, um die Durchführung gemeinsamer Aktionen zu
erleichtern, jedoch genügt sie an sich bei weitem noch nicht zur
wirklichen Entfaltung der Einheitsfront, zur Hineinziehung der
breitesten Massen in den Kampf gegen den Faschismus.

Die Kommunisten und alle revolutionären Arbeiter müs\-sen sich
dafür einsetzen, daß wählbare (in den Ländern der faschistischen
Diktatur aus den angesehensten Teilnehmern der Einheitsfrontbewegung
zusammengesetzte) über\-par\-tei\-li\-che Klassenorgane der Einheitsfront
in den Betrieben, unter den Erwerbslosen, in den Arbeiterbezirken,
unter den kleinen Leuten in den Städten und auf dem Lande gebildet
werden. Nur solche Organe können durch die Einheitsfrontbewegung auch
die riesige unorganisierte Masse der Werktätigen erfassen, können die
Entwicklung der Initiative der Massen im Kampfe gegen die Offensive des
Kapitals, gegen Faschismus und Reaktion und auf dieser Grundlage auch
die Schaffung eines notwendigen breiten Arbeiterfunktionärkörpers der
Einheitsfront, die Erziehung von Hunderten und Tausenden parteilosen
Bolschewiki in den kapitalistischen Ländern fördern.

Die gemeinsamen Aktionen der organisierten Arbeiter sind der Beginn,
die Grundlage. Doch dürfen wir nicht aus den Augen verlieren,
daß die überwiegende Mehrzahl der Arbeiter die unorganisierten
Massen bilden. So beträgt in Frankreich die Zahl der organisierten
Arbeiter, der Kommunisten, der Sozialisten, der Mitglieder von
Gewerkschaften verschiedener Richtungen --- insgesamt ungefähr eine
Million, die Gesamtzahl der Arbeiter aber beträgt 11 Millionen. In
England gehören den Gewerkschaften und den Parteien aller Richtungen
ungefähr 5 Millionen an. Dabei beträgt die Gesamtzahl der Arbeiter 14
Millionen. In den Vereinigten Staaten von Nordamerika gibt es ungefähr
5 Millionen organisierte Arbeiter, die Gesamtzahl der Arbeiter beträgt
dort aber 38 Millionen. Ungefähr dasselbe Verhältnis besteht auch
in einer Reihe anderer Länder. In ``normalen'' Zeiten steht diese
Masse im wesentlichen außerhalb des politischen Lebens. Gegenwärtig
aber gerät diese gewaltige Masse immer mehr in Bewegung, wird in das
politische Leben hineingezogen, betritt die politische Arena.

Die Schaffung von überparteilichen Klassenorganen ist die beste Form
der Herstellung, Erweiterung und Stärkung der Einheitsfront in den
Tiefen der breitesten Massen. Diese Organe werden auch das beste
Bollwerk bilden gegen alle Versuche der Gegner der Einheitsfront,
die hergestellte Aktionseinheit der Arbeiterklasse zu stören.




\subsection{Über die antifaschistische Volksfront}

Bei der Mobilisierung der werktätigen Massen zum Kampf gegen den
Faschismus ist die Schaffung einer breiten antifaschistischen
Volksfront auf der Grundlage der proletarischen Einheitsfront eine
besonders wichtige Aufgabe. Der Erfolg des gesamten Kampfes des
Proletariats ist eng verbunden mit der Herstellung des Kampfbündnisses
des Proletariats mit der werktätigen Bauernschaft und der Hauptmasse
des städtischen Kleinbürgertums, das die Mehrheit der Bevölkerung
sogar in den industriell entwickelten Ländern bildet.

Der Faschismus, der diese Massen gewinnen will, versucht in seiner
Agitation, die arbeitenden Massen in Stadt und Land dem revolutionären
Proletariat entgegenzustellen und den Kleinbürger mit dem Gespenst
der ``roten Gefahr'' zu schrecken. Wir müssen den Spieß umdrehen
und den werktätigen Bauern, den Handwerkern sowie der werktätigen
Intelligenz zeigen, woher ihnen die wirkliche Gefahr droht: wir müssen
ihnen konkret zeigen, wer dem Bauern die Last der Steuern und Abgaben
aufbürdet, aus ihm Wucherzinsen herauspreßt; wer selbst den besten
Boden und alle Reichtümer besitzt, aber den Bauern und seine Familie
von seiner Scholle vertreibt und ihn der Arbeitslosigkeit und dem
Elend preisgibt. Wir müssen konkret aufzeigen, geduldig und beharrlich
erklären, wer Handwerker und Gewerbetreibende durch Steuern, Gebühren,
hohen Pachtzins und für sie unerträgliche Konkurrenz ruiniert; wer
die breiten Massen der werktätigen Intelligenz auf die Straße wirft
und arbeitslos macht.

Aber das genügt nicht.

Das Grundlegende, das Entscheidendste, für die Herstellung der
antifaschistischen Volksfront ist die entschiedene Aktion des
revolutionären Proletariats zur Verteidigung der Forderungen
dieser Schichten und insbesondere der werktätigen Bauernschaft, der
Forderungen, die den Grundinteressen des Proletariats entsprechen,
wobei man im Laufe des Kampfes die Forderungen der Arbeiterklasse
mit diesen Forderungen verknüpfen muß.

Von großer Bedeutung für die Schaffung der antifaschistischen
Volksfront ist das richtige Herangehen an jene Organisationen und
Parteien, denen die werktätige Bauernschaft und die Hauptmassen des
städtischen Klein\-bür\-ger\-tums in großer Zahl angehören.

In den kapitalistischen Ländern befinden sich die meisten dieser
Parteien und Organisationen --- sowohl die politischen als auch die
wirtschaftlichen --- noch unter dem Einfluß der Bourgeoisie und leisten
ihr Gefolgschaft. Die soziale Zusammensetzung dieser Parteien und
Organisationen ist nicht einheitlich. In ihnen befinden sich reiche
Großbauern neben landlosen Bauern, große Geschäftsleute neben kleinen
Krämern, aber die Führung in ihnen gehört den ersten, den Agenten
des Großkapitals. Das verpflichtet uns, an diese Organisationen
in verschiedener Weise heranzutreten, zu berücksichtigen,
daß die Mitgliedermasse oft das wahre politische Gesicht ihrer
eigenen Leitung nicht kennt. Unter bestimmten Umständen können und
müssen wir unsere Anstrengungen darauf richten, diese Parteien und
Organisationen oder einzelne Teile von ihnen trotz ihrer bürgerlichen
Leitung für die antifaschistische Volksfront zu gewinnen. So steht
es z.B.\ gegenwärtig in Frankreich mit der radikalen Partei, in den
Vereinigten Staaten --- mit den verschiedenen Farmerorganisationen, in
Polen --- mit ``Stronictwo Ludowe'', in Jugoslawien --- mit der kroatischen
Bauernpartei, in Bulgarien --- mit dem Landwirtebund, in Griechenland
--- mit den Agraristen usw. Aber unabhängig davon, ob Aussichten auf
die Gewinnung solcher Parteien und Organisationen für die Volksfront
bestehen, muß unsere Taktik unter allen Uniständen darauf gerichtet
sein, die ihnen angehörenden Kleinbauern, Handwerker, Gewerbetreibende
usw.\ in die antifaschistische Volksfront hineinzuziehen.

Ihr seht also, daß wir hier auf der ganzen Linie aufräumen müssen
mit der in unserer Praxis nicht selten vorkommenden Ignorierung,
Geringschätzung der verschiedenen Organisationen und Parteien
der Bauernschaft, der Handwerker und der Massen des städtischen
Kleinbürgertums.




\subsection{Zentrale Fragen der Einheitsfront in den einzelnen Ländern}

In jedem Lande gibt es zentrale Fragen, die in der gegebenen Etappe
die breitesten Massen bewegen, für die der Kampf zur Herstellung
der Einheitsfront aufgenommen werden muß. Diese zentralen Punkte,
diese zentralen Fragen richtig erfassen, heißt die Herstellung der
Einheitsfront sichern und beschleunigen.


\subsubsection{Die Vereinigten Staaten von Amerika}

Nehmen wir beispielsweise ein so wichtiges Land der kapitalistischen
Welt, wie die Vereinigten Staaten von Amerika. Die Krise hat hier
Millionenmassen in Bewegung gebracht. Das Programm der Sanierung des
Kapitalismus hat Schiffbruch erlitten. Ungeheure Massen fangen an,
den bürgerlichen Parteien den Rücken zu kehren, und stehen gegenwärtig
am Scheideweg.

Der erst in seinen Anfängen steckende amerikanische Faschismus
versucht, die Enttäuschung und Unzufriedenheit dieser Massen in
eine reaktionäre faschistische Bahn zu lenken. Die Eigenart der
Entwicklung des amerikanischen Faschismus besteht darin, daß er im
jetzigen Stadium vorwiegend in der Form der Opposition gegen den
Faschismus als einer ``nichtamerikanischen'', aus dem Auslande
importierten Strömung auftritt. Zum Unterschied vom deutschen
Faschismus, der mit verfassungsfeindlichen Losungen auftrat, versucht
der amerikanische Faschismus, sich als Kämpfer für die Verfassung
und die ``amerikanische Demokratie'' hinzustellen. Er ist noch keine
Kraft, die eine unmittelbare Gefahr bildet. Aber wenn es ihm gelingt,
in die breiten, von den alten bürgerlichen Parteien enttäuschten
Massen einzudringen, so kann er in der allernächsten Zeit zu einer
ernsten Gefahr werden.

Was würde aber der Sieg des Faschismus in den Vereinigten Staaten
bedeuten? Für die werktätigen Massen würde er natürlich eine
ungeheure Stärkung des Regimes der Ausbeutung und die Zerschlagung
der Arbeiterbewegung bedeuten. Und welches wäre die internationale
Bedeutung dieses Sieges des Faschismus? Die Vereinigten Staaten
sind natürlich weder Ungarn noch Finnland, weder Bulgarien noch
Litauen. Der Sieg des Faschismus in den Vereinigten Staaten würde
die ganze internationale Lage sehr wesentlich ändern.

Kann sich das amerikanische Proletariat unter diesen Umständen allein
mit der Organisierung seiner klassenbewußten Avantgarde zufrieden
geben, die bereit ist, den revolutionären Weg zu gehen? Nein.

Es ist ganz offensichtlich, daß die Interessen des amerikanischen
Proletariats es erfordern, daß alle seine Kräfte unverzüglich von
den kapitalistischen Parteien abrücken. Es muß Wege und geeignete
Formen finden, um rechtzeitig zu verhindern, daß der Faschismus die
unzufriedenen breiten Massen der Werktätigen an sich zieht. Und hier
müssen wir sagen: die Schaffung einer Massenpartei der Werktätigen,
einer ``Arbeiter- und Farmerpartei'' könnte eine solche geeignete Form
unter den amerikanischen Verhältnissen sein. Eine solche Partei wäre
eine spezifische Form der Volksfront der Massen in Amerika, eine Front,
die man den Parteien der Trusts und der Banken sowie dem anwachsenden
Faschismus entgegenstellen muß. Eine solche Partei wäre natürlich
weder eine sozialistische noch eine kommunistische Partei. Aber sie
muß eine antifaschistische und darf keine antikommunistische Partei
sein. Das Programm dieser Partei muß gegen die Banken, die Trusts
und Monopole, gegen die Hauptfeinde des Volkes, die mit seinen
Nöten spekulieren, gerichtet sein. Eine solche Partei kann ihrer
Bestimmung nur dann entsprechen, wenn sie sich für die dringendsten
Forderungen der Arbeiterklasse einsetzen, wenn sie für eine wirkliche
Sozialgesetzgebung, für die Arbeitslosenversicherung kämpfen wird;
wenn sie dafür kämpfen wird, daß die weißen und schwarzen Halbpächter
Land bekommen und von der Schuldenlast befreit werden; wenn sie sich
für die Annullierung der Verschuldung der Farmer einsetzen wird; wenn
sie für die Gleichberechtigung der Neger, für die Verteidigung der
Forderungen der Kriegsteilnehmer, für die Verteidigung der Interessen
der Vertreter der freien Berufe, der kleinen Geschäftsleute und
Handwerker kämpfen wird. Und so weiter.

Es versteht sich von selbst, daß eine solche Partei für die
Entsendung ihrer Vertreter in die lokalen Selbstverwaltungen, in die
repräsentativen Körperschaften der einzelnen Bundesstaaten sowie in
den Kongreß und in den Senat kämpfen wird.

Unsere Genossen in den Vereinigten Staaten haben richtig
gehandelt, als sie die Initiative zur Schaffung einer solchen Partei
ergriffen. Aber sie werden noch wirksame Maßnahmen ergreifen müssen,
damit die Schaffung einer solchen Partei zur Sache der Massen selbst
werde. Die Frage der Schaffung einer ``Arbeiter- und Farmerpartei''
und ihr Programm müssen in Massenversammlungen erörtert werden. Es
ist notwendig, eine ganz breite Bewegung zur Schaffung dieser
Partei zu entfalten und sich an die Spitze dieser Bewegung zu
stellen. Man darf auf keinen Fall zulassen, daß die Initiative der
Organisierung der Partei in die Hände derjenigen Elemente übergehe,
die die Unzufriedenheit der über beide bürgerlichen Parteien --- die
demokratische und die reformistische --- enttäuschten Millionenmassen
ausnutzen wollen, um eine ``dritte'' Partei in den Vereinigten Staaten
zu schaffen, als antikommunistische Partei, gegen die revolutionäre
Bewegung.





\subsubsection{England}

In England ist die faschistische Organisation Mosleys infolge der
Massenaktionen der englischen Arbeiter vor\-über\-ge\-hend in den Hintergrund
getreten. Aber wir dür\-fen nicht die Augen davor verschließen, daß
die sogenannte ``Nationale Regierung'' eine Reihe von
re\-ak\-tio\-nä\-ren
Maßnahmen gegen die Arbeiterklasse durchführt, durch die auch
in England Verhältnisse geschaffen werden, die nötigenfalls der
Bourgeoisie den Übergang zum faschistischen Regime erleichtern. Gegen
die faschistische Gefahr in England in der gegenwärtigen Etappe
kämpfen, heißt vor allem gegen die ``Nationale Regierung'', gegen
ihre reaktionären Maßnahmen, gegen die Offensive des Kapitals, für
die Verteidigung der Arbeitslosenforderungen, gegen den Lohnabbau,
für die Aufhebung aller Gesetze käm\-pfen, mit deren Hilfe die englische
Bourgeoisie das Lebensniveau der Massen herabdrückt.

Aber der wachsende Haß der Arbeiterklasse gegen die ``Nationale
Regierung'' vereinigt immer breitere Massen unter der Losung der
Schaffung einer neuen Labour-Regierung in England. Können die
Kommunisten diese Stimmung der breiten Massen, die noch an die
Labour-Regierung glauben, außer acht lassen! Nein, Genossen! Wir
müssen den Weg zu diesen Massen finden. Wir sagen ihnen offen, wie das
der XIII.\ Parteitag der englischen Kommunistischen Partei sagte: wir
Kommunisten sind Anhänger der Sowjetmacht, als der einzigen Macht, die
die Arbeiter vom Joch des Kapitals befreien kann. Aber ihr wollt eine
Labour-Regierung? Gut, wir kämpften und kämpfen Schulter an Schulter
mit euch für die Niederlage der ``Nationalen Regierung''. Wir sind
bereit, euren Kampf für die Schaffung einer neuen Labour-Regierung
zu unterstützen, obwohl beide frühere Labour-Regierungen die von der
Labour Party der Arbeiterschaft gegebenen Versprechen nicht erfüllt
haben. Wir erwarten von dieser Regierung nicht, daß sie sozialistische
Maßnahmen durchführen wird. Aber im Namen von Millionen Arbeitern
stellen wir ihr die Forderung, die unmittelbarsten wirtschaftlichen
und politischen Interessen der Arbeiterklasse und aller Werktätigen
zu verteidigen. Wir wollen zusammen ein gemeinsames Programm solcher
Forderungen erörtern und jene Aktionseinheit verwirklichen , die das
Proletariat braucht, um der reaktionären Offensive der ``Nationalen
Regierung'', der Offensive des Kapitals und des Faschismus, der
Vorbereitung des neuen Krieges Widerstand entgegenzusetzen. Die
englischen Genossen sind bereit, zusammen mit den Organisationen
der Labour Party auf dieser Grundlage bei den bevorstehenden
Parlamentswahlen gegen die ``Nationale Regierung'' und auch gegen
Loyd George aufzutreten, der auf seine Manier versucht, die Massen
im Interesse der englischen Bourgeoisie, gegen die Sache der
Arbeiterklasse, für sich zu gewinnen.

Diese Haltung der englischen Kommunisten ist richtig. Sie wird ihnen
die Herstellung der Einheitsfront des Kampfes mit den Millionenmassen
der englischen Gewerkschaften und der Labour Party erleichtern.

Indem die Kommunisten stets in den vordersten Reihen des kämpfenden
Proletariats bleiben, den Massen den einzig richtigen Weg --- den Weg des
Kampfes für den revolutionären Sturz der Herrschaft der Bourgeoisie
und für die Errichtung der Sowjetmacht --- zeigen, dürfen sie bei der
Festlegung ihrer aktuellen politischen Aufgaben nicht jene notwendigen
Etappen der Massenbewegung zu überspringen suchen, in deren Verlauf die
arbeitenden Massen ihre Illusionen auf Grund ihrer eigenen Erfahrungen
überwinden und auf die Seite des Kommunismus übergehen.





\subsubsection{Frankreich}

Frankreich ist das Land, in dem bekanntlich die Arbeiterklasse dem
gesamten internationalen Proletariat ein Beispiel gibt, wie man den
Kampf gegen den Faschismus führen muß. Die französische Kommunistische
Partei gibt allen Sektionen der Kommunistischen Internationale ein
Beispiel dafür, wie man die Einheitsfronttaktik durchführen muß,
die sozialistischen Arbeiter geben ein Beispiel dafür, was jetzt die
sozialdemokratischen Arbeiter der anderen kapitalistischen Länder
im Kampf gegen den Faschismus machen müssen. Die Bedeutung der am
14.\ Juli dieses Jahres stattgefundenen antifaschistischen Demonstration
in Paris, an der sich eine halbe Million Menschen beteiligte, sowie
der zahlreichen Demonstrationen in anderen Städten Frankreichs ist
gewaltig. Das ist schon nicht bloß eine Einheitsfrontbewegung der
Arbeiter, das ist der Beginn einer breiten allgemeinen Volksfront
gegen den Faschismus in Frankreich.

Diese Bewegung der Einheitsfront hebt den Glauben der Arbeiterklasse
an ihre Kräfte, stärkt in ihr das Bewußtsein ihrer führenden Rolle
gegenüber der Bauernschaft, dem städtischen Kleinbürgertum, der
Intelligenz; sie erweitert den Einfluß der Kommunistischen Partei in
den Arbeitermassen und stärkt somit das Proletariat im Kampf gegen den
Faschismus. Diese Bewegung mobilisiert rechtzeitig die Wachsamkeit der
Massen gegenüber der faschistischen Gefahr. Sie wird ein zündendes
Beispiel für die Entfaltung des antifaschistischen Kampfes in den
anderen kapitalistischen Ländern sein und wird aufmunternd auf das
von der faschistischen Diktatur niedergehaltene deutsche Proletariat
wirken.

Das ist zweifellos ein großer Sieg, aber er entscheidet noch nicht den
Ausgang des antifaschistischen Kampfes. Die überwiegende Mehrheit des
französischen Volkes ist zweifelsohne gegen den Faschismus. Aber die
Bourgeoisie versteht es, mit Hilfe der bewaffneten Macht den Willen
der Völker zu vergewaltigen. Die faschistische Bewegung entwickelt
sich weiter vollkommen frei, unter aktiver Unterstützung durch das
Monopolkapital, den Staatsapparat der Bourgeoisie, den Generalstab der
französischen Armee und die reaktionären Führer der katholischen Kirche
--- dieses Bollwerks einer jeden Reaktion. Die stärkste faschistische
Organisation ``Feuerkreuzler'' verfügt gegenwärtig über 300.000
bewaffnete Leute, deren Kern 60.000 Reserveoffiziere bilden. Sie
hat starke Positionen in der Polizei, in der Gendarmerie, in der
Armee, in der Luftflotte, im gesamten Staatsapparat. Die letzten
Gemeindewahlen zeigen, daß in Frankreich nicht nur die revolutionären
Kräfte, sondern auch die Kräfte des Faschismus zunehmen. Wenn es dem
Faschismus gelingt, in die breiten Bauernmassen einzudringen und
sich die Unterstützung eines Teiles der Armee bei Neutralität des
anderen zu sichern, dann werden die französischen werktätigen Massen
den Machtantritt der Faschisten nicht verhindern können. Vergeßt
nicht, Genossen, die organisatorische Schwäche der französischen
Arbeiterbewegung, die den Erfolg der faschistischen Offensive
erleichtert. Es besteht keinerlei Grund für die Arbeiterklasse und
alle Antifaschisten in Frankreich, sich mit den erreichten Resultaten
zufrieden zu geben.




\subsection{Vor welchen Aufgaben steht die Arbeiterklasse Frankreichs?}

\begin{itemize}
\item
Erstens: die Einheitsfront nicht nur auf politischem, sondern auch auf
wirtschaftlichem Gebiet herzustellen zur Organisierung des Kampfes
gegen die Kapitalsoffensive; durch ihren Druck den Widerstand der
Spitzen des reformistischen Gewerkschaftsbundes (CGT) gegen die
Einheitsfront zu brechen.

\item
Zweitens: die gewerkschaftliche Einheit in Frankreich herzustellen:
Einheitsgewerkschaften auf dem Boden des Klassenkampfes.

\item
Drittens: die breiten Bauernmassen, die Massen des Kleinbürgertums
in die antifaschistische Bewegung hineinzuziehen, wobei ihren
unmittelbarsten Forderungen ein besonderer Platz im Programm der
antifaschistischen Volksfront einzuräumen ist.

\item
Viertens: die organisatorische Verankerung und Erweiterung
der begonnenen antifaschistischen Bewegung durch Schaffung von
überparteilichen wähl\-ba\-ren Organen der antifaschistischen Volksfront
im Massenmaßstab, von Organen, deren Einfluß breitere Massen erfaßt
als die jetzt in Frankreich bestehenden Parteien und Organisationen
der Werk\-tätigen.

\item
Fünftens: durch ihren Druck die Auflösung und Entwaffnung der
faschistischen Organisationen, als Organisationen von Verschwörern
gegen die Republik und als Agenten Hitlers in Frankreich,
durchzusetzen.

\item
Sechstens: die Säuberung des Staatsapparates, der Armee, der Polizei
von den Verschwörern durchzusetzen, die einen faschistischen Umsturz
vorbereiten.

\item
Siebentens: Entfaltung des Kampfes gegen die Füh\-rer der reaktionären
Cliquen der katholischen Kirche als eines der wichtigsten Bollwerke
des fran\-zö\-si\-schen Faschismus.

\item
Achtens: Verbindung der Armee mit der antifaschistischen Bewegung durch
Schaffung von Komitees zum Schutz der Republik und der Verfassung in
der Armee gegen diejenigen, die die Armee zu einem verfassungswidrigen
Staatsstreich ausnutzen wollen
\event{(Beifall)};
nicht zulassen, daß die
reaktionären Kräfte in Frankreich das französisch-sowjetische Bündnis
sprengen, das die Sache des Friedens gegen die Aggressivität des
deutschen Faschismus verteidigt.
\end{itemize}

Und wenn die antifaschistische Bewegung in Frankreich zur Schaffung
einer Regierung führen sollte, die einen wirklichen Kampf ---
nicht nur mit Worten, sondern mit Taten --- gegen den französischen
Faschismus führen wird, die das Programm der Forderungen der
antifaschistischen Volksfront durchführen wird, so werden die
Kommunisten, die unversöhnliche Feinde einer jeden bürgerlichen
Regierung und Anhänger der Sowjetmacht bleiben, angesichts der
wachsenden faschistischen Gefahr nichtsdestoweniger bereit sein,
eine solche Regierung zu unterstützen.




\subsection{Die Einheitsfront und die faschistischen Massenorganisationen}

Genossen, der Kampf für die Schaffung der Einheitsfront in den
Ländern, wo die Faschisten an der Macht sind, ist wohl das wichtigste
Problem, vor dem wir stehen. Dort verläuft dieser Kampf natürlich
unter bedeutend schwierigeren Verhältnissen als in den Ländern mit
legaler Arbeiterbewegung. Es bestehen nun aber in den faschistischen
Ländern alle Voraussetzungen für die Entfaltung einer wirklichen
antifaschistischen Volksfront im Kampfe gegen die faschistische
Diktatur; denn die sozialdemokratischen, die christlichen und
die anderen Arbeiter können z.B.\ in Deutschland die Notwendigkeit
des einheitlichen Kampfes zusammen mit den Kommunisten gegen die
faschistische Diktatur unmittelbarer erkennen. Die breiten Schichten
des Kleinbürgertums und der Bauernschaft, die bereits die bitteren
Früchte der faschistischen Herrschaft gekostet haben, empfinden eine
immer größere Unzufriedenheit und Enttäuschung, was ihre Einbeziehung
in die antifaschistische Volksfront erleichtert.

In den faschistischen Ländern, insbesondere in Deutschland und
Italien, wo der Faschismus es verstanden hat, sich eine Massenbasis zu
schaffen, und die Arbeiter und anderen Werktätigen gewaltsam in seine
Organisationen hineingetrieben hat, besteht die Hauptaufgabe in der
geschickten Verknüpfung des Kampfes gegen die faschistische Diktatur
von außen mit ihrer Unterwühlung von innen, in den faschistischen
Massenorganisationen und Organen. Man muß entsprechend den konkreten
Verhältnissen dieser Länder besondere Methoden und Formen prüfen,
sich zu eigen machen und anwenden, die die rascheste Zersetzung der
Massenbasis des Faschismus begünstigen und den Sturz der faschistischen
Diktatur vorbereiten. Das muß man prüfen, sich zu eigen machen und
anwenden, und nicht nur schreien: ``Nieder mit Hitler!'', ``Nieder
mit Mussolini!''. Ja, prüfen, sich zu eigen machen und anwenden.

Das ist eine schwierige und komplizierte Aufgabe. Sie ist um so
schwieriger, als unsere Erfahrungen der erfolgreichen Bekämpfung der
faschistischen Diktatur äußerst begrenzt sind. Unsere italienischen
Genossen kämpfen z.B.\ schon ungefähr 13 Jahre unter den Verhältnissen
der faschistischen Diktatur. Aber es ist ihnen noch immer nicht
gelungen, einen wirklichen Massenkampf gegen den Faschismus zu
entfalten, und darum konnten sie leider in dieser Beziehung den anderen
kommunistischen Parteien der faschistischen Länder wenig mit positiven
Erfahrungen helfen.

Die deutschen und italienischen Kommunisten und die Kommunisten
anderer faschistischer Länder sowie die Mitglieder der kommunistischen
Jugendverbände haben Wunder an Heldentum an den Tag gelegt. Sie
brachten und bringen täglich ungeheure Opfer. Vor diesem Heldentum und
diesen Opfern neigen wir alle unser Haupt. Aber Heldentum allein genügt
nicht. Dieses Heldentum muß verknüpft werden mit der tagtäglichen
Arbeit unter den Massen, mit einem solchen konkreten Kampf gegen den
Faschismus, daß hier die fühlbarsten Resultate erzielt werden. In
unserem Kampf gegen die faschistische Diktatur ist es besonders
gefährlich, das Erwünschte für Wirklichkeit zu halten. Man muß von
den Tatsachen ausgehen, von der wirklichen konkreten Situation.

Wie ist aber die heutige Wirklichkeit, z.B.\ in Deutschland?

Unter den Massen wächst die Unzufriedenheit und die Enttäuschung
über die Politik der faschistischen Diktatur, was sogar die Form von
Teilstreiks und anderen Aktionen annimmt. Trotz aller Bemühungen ist
es dem Faschismus nicht gelungen, die Hauptmassen der Arbeiterschaft
politisch für sich zu erobern; er verliert und wird in immer größerem
Maße sogar seine früheren Anhänger verlieren. Aber wir müssen uns doch
darüber Rechenschaft ablegen, daß diejenigen Arbeiter, die von der
Möglichkeit des Sturzes der faschistischen Diktatur überzeugt und heute
schon bereit sind, aktiv dafür zu kämpfen, einstweilen noch in der
Minderheit sind. Das sind wir Kommunisten und der revolutionäre Teil
der sozialdemokratischen Arbeiter. Die Mehrheit der Werktätigen dagegen
hat einstweilen noch nicht die realen und konkreten Möglichkeiten und
Wege des Sturzes dieser Diktatur erkannt und wartet zunächst noch
ab. Das muß man berücksichtigen, wenn wir unsere Aufgaben im Kampf
gegen den Faschismus in Deutschland festlegen und wenn wir besondere
Methoden zum Sturz und zur Erschütterung der faschistischen Diktatur
in Deutschland suchen, studieren und anwenden werden.

Um der faschistischen Diktatur einen empfindlichen Stoß zu versetzen,
müssen wir ihre verwundbarste Stelle kennen. Wo befindet sich die
Achillesferse der faschistischen Diktatur? In ihrer sozialen Basis. Und
die ist außerordentlich buntscheckig. Sie umfaßt verschiedene
Klassen und verschiedene Schichten der Gesellschaft. Der Faschismus
proklamierte sich zum einzigen Repräsentanten aller Klassen und
Schichten der Bevölkerung: des Fabrikanten und des Arbeiters, des
Millionärs und des Arbeitslosen, des Junkers und des Kleinbauern,
des Großkapitalisten und des Handwerkers. Er tut so, als ob er
die Interessen aller dieser Schichten, die Interessen der Nation
verteidigt. Da aber der Faschismus die Diktatur der Großbourgeoisie
ist, so muß er unvermeidlich mit seiner sozialen Massenbasis in
Konflikt geraten, um so mehr, als gerade unter der faschistischen
Diktatur die Klassengegensätze zwischen der Meute der Finanzmagnaten
und der erdrückenden Mehrheit des Volkes am krassesten hervortreten.

Wir können die Massen in den entscheidenden Kampf für den Sturz der
faschistischen Diktatur nur dann führen, wenn wir die Arbeiter, die
gewaltsam in die faschistischen Organisationen hineingejagt wurden
oder aus mangelndem Klassenbewußtsein in sie eingetreten sind, in
die elementarsten Bewegungen zum Schutze ihrer wirtschaftlichen,
politischen und kulturellen Interessen hineinziehen. Eben darum
müssen die Kommunisten als die besten Verteidiger der tagtäglichen
Interessen der Mitgliedermasse in diesen Organisationen arbeiten,
eingedenk dessen, daß in dem Maße, wie die in diesen Organisationen
befindlichen Arbeiter anfangen, immer häufiger Rechte für sich zu
fordern und ihre Interessen zu verteidigen, sie unweigerlich mit der
faschistischen Diktatur in Konflikt geraten werden.

Auf dem Boden der Verteidigung der dringendsten, in der ersten Zeit
der elementarsten Interessen der werktätigen Massen in Stadt und Land,
ist es verhältnismäßig leichter, eine gemeinsame Sprache nicht nur
mit den aufgeklärten Antifaschisten, sondern auch mit denjenigen
Werktätigen zu finden, die noch Anhänger des Faschismus sind, aber
über seine Politik enttäuscht und unzufrieden sind, die nörgeln
und nach einer Gelegenheit suchen, um ihrer Unzufriedenheit Luft
zu machen. Wir müssen uns überhaupt Rechenschaft darüber ablegen,
daß unsere ganze Taktik in den Ländern der faschistischen Diktatur
einen solchen Charakter tragen muß, daß wir die einfachen Anhänger
des Faschismus nicht von uns abstoßen, daß wir sie nicht von neuem
in die Arme des Faschismus stoßen, sondern daß wir die Kluft zwischen
den faschistischen Spitzen und der Masse der enttäuschten, einfachen
Anhänger des Faschismus unter den werktätigen Schichten vertiefen.

Man braucht sich nicht daran zu stoßen, Genossen, wenn Leute, die
auf Grund dieser Tagesinteressen mobilisiert wurden, sich entweder
für indifferent in der Politik oder sogar für Anhänger des Faschismus
halten. Wichtig für uns ist, daß wir sie in die Bewegung hineinziehen,
die anfänglich vielleicht noch nicht offen unter den Losungen des
Kampfes gegen den Faschismus marschiert, jedoch objektiv bereits
eine antifaschistische Bewegung ist, weil sie diese Massen der
faschistischen Diktatur entgegenstellt.

Die Erfahrung lehrt uns, daß die Ansicht, es sei in den Län\-dern der
faschistischen Diktatur überhaupt unmöglich, legal oder halblegal
aufzutreten, eine schädliche und falsche Ansicht ist. Auf einem
derartigen Standpunkt zu beharren, bedeutet in Passivität verfallen,
auf die wirkliche Massenarbeit überhaupt verzichten. Allerdings ist
es eine schwierige, komplizierte Aufgabe, unter den Ver\-hält\-nis\-sen
der faschistischen Diktatur Formen und Methoden für ein legales
oder halblegales Auftreten zu finden. Aber wie in vielen anderen
Fragen, wird auch hier der Weg gewiesen durch das Leben selbst
und durch die Initiative der Massen selbst, die schon eine
Reihe von Beispielen geliefert haben, die wir verallgemeinern, in
organisierter und zweck\-mä\-ßi\-ger Weise anwenden müssen. Man muß mit aller
Entschiedenheit mit der Unterschätzung der Arbeit in den faschistischen
Massenorganisationen Schluß machen. Sowohl in Italien als auch in
Deutschland und in einer Reihe anderer faschistischer Länder haben
unsere Genossen ihre Passivität und häufig in der Praxis sogar ihre
direkte Ablehnung der Arbeit in den faschistischen Massenorganisationen
damit bemäntelt, daß sie die Arbeit in den Betrieben der Arbeit in den
faschistischen Massenorganisationen entgegenstellten. In Wirklichkeit
aber hat gerade diese schematische Gegenüberstellung dazu geführt,
daß die Arbeit sowohl in den faschistischen Massenorganisationen als
auch in den Betrieben außerordentlich schwach oder manchmal sogar
überhaupt nicht geleistet wurde.

Indessen ist es für die Kommunisten in den faschistischen Ländern
besonders wichtig, überall dort zu sein, wo die Massen sind. Der
Faschismus hat den Arbeitern ihre eigenen legalen Organisationen
genommen. Er hat ihnen die faschistischen Organisationen aufgezwungen,
und dort befinden sich die Massen --- gezwungenermaßen oder zum Teil
freiwillig. Diese Massenorganisationen des Faschismus können und
müssen unser legales oder halblegales Wirkungsfeld sein, wo wir mit
den Massen in Verbindung kommen werden. Sie können und müssen für
uns ein legaler oder halblegaler Ausgangspunkt für die Verteidigung
der tagtäglichen Interessen der Massen werden. Zur Ausnutzung dieser
Möglichkeiten müssen die Kommunisten Wahlposten in den faschistischen
Massenorganisationen erobern, um mit den Massen Fühlung zu haben,
und sie müssen sich ein- für allemal frei machen von dem Vorurteil,
daß eine solche Arbeit sich für einen revolutionären Arbeiter nicht
gezieme und unwürdig sei.

In Deutschland besteht z.B.\ das System der sogenannten
``Betriebsvertrauensräte''. Wo aber steht es geschrieben, daß wir
in diesen Organisationen den Faschisten das Monopol einräumen
müssen? Können wir denn nicht versuchen, die kommunistischen,
sozialdemokratischen, christlichen und anderen antifaschistischen
Arbeiter in den Betrieben zusammenzufassen, damit sie bei der
Abstimmung über die Liste der ``Betriebsvertrauensräte'' die offenen
Agenten des Unternehmers streichen und andere Kandidaten in die Listen
eintragen, die das Vertrauen der Arbeiter besitzen? Die Praxis hat
bereits gezeigt, daß das möglich ist.

Lehrt uns denn die Praxis nicht auch, daß man gemeinsam mit den
sozialdemokratischen und anderen unzufriedenen Arbeitern von
den ``Betriebsvertrauensräten'' eine wirkliche Verteidigung der
Arbeiterinteressen fordern kann?

Nehmt die ``Arbeitsfront'' in Deutschland oder die faschistischen
Gewerkschaften in Italien. Kann man denn nicht fordern, daß die
Funktionäre der ``Arbeitsfront'' gewählt und nicht ernannt werden? Kann
man denn nicht darauf bestehen, daß die leitenden Instanzen der
Ortsgruppen vor den Mitgliederversammlungen der Organisationen
Rechenschaft ablegen? Kann man denn nicht mit diesen Forderungen auf
Beschluß der Gruppe sich an den Unternehmer, den ``Treuhänder der
Arbeit'', an die höheren Instanzen der ``Arbeitsfront'' wenden? Das
ist möglich unter der Bedingung, daß die revolutionären Arbeiter
tatsächlich in der ``Arbeitsfront'' arbeiten und Posten in ihr erobern.

Solche Arbeitsmethoden sind möglich und notwendig auch in anderen
faschistischen Massenorganisationen, in der Hitlerjugend, in den
Sportorganisationen, in der Organisation ``Kraft durch Freude'',
im Dopo Lavoro in Italien, in den Genossenschaften usw.

Genossen, ihr erinnert euch der alten Sage von der Einnahme
Trojas. Troja hatte sich vor dem angreifenden Heer durch unbezwingbare
Mauern geschützt. Und das angreifende Heer, das nicht wenig Verluste
erlitten hatte, konnte den Sieg nicht erringen, bis es ihm nicht
gelang, mit Hilfe des trojanischen Pferdes in das Innere, in das Herz
des Feindes einzudringen.

Mir scheint, wir revolutionären Arbeiter dürfen nicht Anstoß daran
nehmen, die gleiche Taktik gegenüber unserem faschistischen Feinde
anzuwenden, der sich vor dem Volke durch eine lebendige Mauer seiner
Mordbuben schützt.

Wer die Notwendigkeit der Anwendung einer solchen Taktik gegenüber
dem Faschismus nicht begreift, wer ein solches Vorgehen für
``erniedrigend'' hält, der mag ein vortrefflicher Genosse sein,
aber er ist, mit Verlaub gesagt, ein Schwätzer und kein Revolutionär;
der versteht nicht, die Massen zum Sturz der faschistischen Diktatur
zu führen.

Die Massenbewegung der Einheitsfront, die außerhalb und innerhalb
der faschistischen Organisationen Deutschlands, Italiens und anderer
Länder entsteht, in denen der Faschismus eine Massenbasis hat,
die von der Verteidigung der elementarsten Bedürfnisse ausgeht,
ihre Formen und Kampflosungen mit der Erweiterung und Steigerung
dieses Kampfes wechselt, wird der Sturmbock sein, der die Festung
der faschistischen Diktatur, die heute vielen unbezwingbar zu sein
scheint, zerstören wird.



\subsection{Die Einheitsfront in den Ländern, wo sich die Sozialdemokratie in
der Regierung befindet}

Der Kampf für die Herstellung der Einheitsfront wirft auch ein
anderes, überaus wichtiges Problem auf, das Problem der Einheitsfront
in den Ländern, wo sich sozialdemokratische Regierungen oder
Koalitionsregierungen unter Teilnahme der Sozialisten an der
Macht befinden, wie z.B.\ in Dänemark, Norwegen, Schweden, der
Tschechoslowakei und Belgien.

Unsere absolut ablehnende Stellung zu den sozialdemokratischen
Regierungen, die Regierungen dies Kompromisses mit der Bourgeoisie
sind, ist bekannt. Aber dennoch betrachten wir das Bestehen einer
sozialdemokratischen Regierung oder einer Regierungskoalition der
sozialdemokratischen Partei mit bürgerlichen Parteien nicht als
unüberwindliches Hindernis für die Herstellung der Einheitsfront mit
den Sozialdemokraten in bestimmten Fragen. Wir sind der Meinung, daß
auch in diesem Falle die Einheitsfront zum Schutze der Lebensinteressen
des werktätigen Volkes und im Kampfe gegen den Faschismus durchaus
möglich und notwendig ist. Es versteht sich, daß in den Ländern, wo
Vertreter der sozialdemokratischen Partei an der Regierung teilnehmen,
die sozialdemokratische Führung sich der proletarischen Einheitsfront
am meisten widersetzt. Das ist vollkommen begreiflich. Wollen sie
doch der Bourgeoisie zeigen, daß gerade sie besser und geschickter als
alle anderen es verstehen, die unzufriedenen Arbeitermassen im Zaum zu
halten und sie vor dem Einfluß des Kommunismus zu bewahren. Allein die
Tatsache, daß die sozialdemokratischen Minister der proletarischen
Einheitsfront ablehnend gegenüberstehen, kann nicht im geringsten
einen solchen Zustand rechtfertigen, wo die Kommunisten nichts zur
Schaffung der Einheitsfront des Proletariats tun.

Unsere Genossen in den skandinavischen Ländern gehen häufig den Weg
des geringsten Widerstandes, indem sie sich auf die propagandistische
Entlarvung der sozialdemokratischen Regierung beschränken. Das ist
ein Fehler. In Dänemark z.B.\ sitzen die sozialdemokratischen Führer
schon zehn Jahre in der Regierung und die Kommunisten wiederholen
zehn Jahre tagaus, tagein, daß dies eine bürgerliche, kapitalistische
Regierung sei. Man muß annehmen, daß diese Propaganda den dänischen
Arbeitern bekannt ist. Der Umstand, daß eine bedeutende Mehrheit ihre
Stimmen dennoch für die sozialdemokratische Regierungspartei abgibt,
zeigt nur, daß die propagandistische Entlarvung der Regierung durch die
Kommunisten nicht genügt, zeigt aber nicht, daß diese Hunderttausende
von Arbeitern mit allen Regierungsmaßnahmen der sozialdemokratischen
Minister zufrieden sind. Nein, sie sind nicht zufrieden damit, daß die
sozialdemokratische Regierung mit ihrem sogenannten ``Krisenabkommen''
den Großkapitalisten und Großgrundbesitzern und nicht den Arbeitern
und armen Bauern hilft; daß sie durch ihre Verordnung vom Januar 1933
den Arbeitern das Streikrecht genommen hat; daß sie beschlossen hat,
die Polizei neu zu bewaffnen und in Kasernen unterzubringen; daß
die sozialdemokratische Führung eine gefährliche antidemokratische
Wahlreform projektiert (mit bedeutender Verringerung der Anzahl der
Abgeordneten). Ich werde wohl kaum fehlgehen, wenn ich behaupte,
daß 99 Prozent der Arbeiter Dänemarks solche politischen Maßnahmen
der sozialdemokratischen Führer und Minister nicht billigen.

Können denn die Kommunisten die Gewerkschaften und die
sozialdemokratischen Organisationen in Dänemark nicht auffordern,
die eine oder die andere dieser aktuellen Fragen zu erörtern,
ihre Meinung darüber zu äußern und gemeinsam für die proletarische
Einheitsfront zur Durchsetzung der Arbeiterforderungen einzutreten? Im
vorigen Jahre, im Oktober, als unsere dänischen Genossen an die
Gewerkschaften mit der Aufforderung herantraten, gegen die Kürzung der
Arbeitslosenunterstützung Stellung zu nehmen und für die demokratischen
Rechte der Gewerkschaften einzutreten, schlossen sich etwa 100 lokale
Gewerkschaftsorganisationen der Einheitsfront an.

In Schweden befindet sich zum drittenmal eine sozialdemokratische
Regierung an der Macht, aber die schwedischen Kommunisten haben
in der Praxis lange Zeit auf die Anwendung der Einheitsfronttaktik
verzichtet. Warum? Waren sie denn gegen die Einheitsfront? Natürlich
nicht, sie waren grundsätzlich für die Einheitsfront, für die
Einheitsfront im allgemeinen, aber sie begriffen nicht aus welchem
Anlaß, in welchen Fragen, zur Verteidigung welcher Forderungen man
die proletarische Einheitsfront erfolgreich herstellen könnte,
wo und wie man anpacken soll. Einige Monate vor der Bildung der
sozialdemokratischen Regierung, während des Wahlkampfes trat
die sozialdemokratische Partei mit einer Plattform hervor,
die eine Reihe von Forderungen enthielt, die gerade in eine
Plattform der proletarischen Einheitsfront hätten aufgenommen
werden können. Beispielsweise die Losungen: ``Gegen die Zölle''
``Gegen die Militarisierung'', ``Schluß mit der Verschleppung der
Arbeitslosenversicherung'', ``Sicherung einer zum Leben ausreichenden
Altersrente'', ``Nichtzulassung solcher Organisationen wie MunchCorps''
(faschistische Organisation), ``Nieder mit den von den bürgerlichen
Parteien geforderten Klassengesetzen gegen die Gewerkschaften''.

Über eine Million Werktätige Schwedens stimmten 1932 für diese von
der Sozialdemokratie aufgestellten Forderungen und begrüßten 1933
die Bildung einer sozialdemokratischen Regierung in der Hoffnung,
daß nunmehr die Verwirklichung dieser Forderungen folgen würde. Was
konnte in dieser Situation natürlicher sein --- und was konnte in
größerem Maße den Wünschen der Arbeitermassen entsprechen --- als ein
Herantreten der Kommunistischen Partei an alle sozialdemokratischen
und gewerkschaftlichen Organisationen mit dem Vorschlag, gemeinsame
Aktionen zur Durchführung dieser von der Sozialdemokratischen Partei
aufgestellten Forderungen zu veranstalten.

Wenn es gelungen wäre, die breiten Massen zur Durch\-füh\-rung solcher
von den Sozialdemokraten selbst aufgestellten Forderungen wirklich
zu mobilisieren, die sozialdemokratischen und kommunistischen
Arbeiterorganisationen zu einer Einheitsfront zusammenzuschließen, so
hätte dadurch die Arbeiterklasse Schwedens zweifellos nur gewonnen. Die
sozialdemokratischen Minister Schwedens hätten sich natürlich darüber
nicht sehr gefreut. Denn in diesem Falle wäre die Regierung gezwungen
gewesen, wenigstens einige Forderungen zu befriedigen. Auf jeden Fall
wäre nicht das eingetreten, was jetzt eingetreten ist, wo die Regierung
statt der Aufhebung der Zölle einige Zölle er\-höht hat, wo sie statt der
Einschränkung des Militarismus den Militäretat erhöht und statt der
Ablehnung aller gegen die Gewerkschaften gerichteten Gesetze selbst
einen solchen Gesetzentwurf im Parlament eingebracht hat. Allerdings
hat die KP Schwedens im Zusammenhang mit der letzten Frage eine gute
Massenkampagne im Geiste der proletarischen Einheitsfront durchgeführt
und hat erreicht, daß sich schließlich sogar die sozialdemokratische
Parlamentsfraktion gezwungen sah, gegen den Gesetzentwurf der Regierung
zu stimmen und dieser fiel vorläufig durch.

Die norwegischen Kommunisten handelten richtig als sie am 1.\ Mai
die Organisationen der Arbeiterpartei zu gemeinsamen Demonstrationen
aufriefen und eine Reihe von Forderungen aufstellten, die im Grunde
mit den Forderungen der Wahlplattform der norwegischen Arbeiterpartei
zusammenfielen. Obgleich dieser Schritt zugunsten der Einheitsfront
schwach vorbereitet und die Führung der norwegischen Arbeiterpartei
gegen ihn Stellung nahm, fanden dennoch in dreißig Ortschaften
Demonstrationen der Einheitsfront statt.

Früher hatten viele Kommunisten Angst, daß es ihrerseits eine Äußerung
des Opportunismus sein würde, wenn sie nicht jeder Teilforderung
der Sozialdemokraten ihre eigenen, zweimal so radikalen Forderungen
entgegensetzen. Das war ein naiver Fehler. Wenn die Sozialdemokraten
beispielsweise die Forderung der Auflösung der faschistischen
Organisationen aufstellen, so brauchen wir nicht hinzuzufügen:
``sowie Auflösung der staatlichen Polizei'' (denn es ist zweckmäßig,
diese Forderung in einer anderen Situation aufzustellen), sondern wir
müssen den sozialdemokratischen Arbeitern sagen: wir sind bereit,
diese Forderungen eurer Partei anzunehmen als Forderungen der
proletarischen Einheitsfront und bis ans Ende für ihre Verwirklichung
zu kämpfen. Wollen wir zusammen den Kampf aufnehmen.

Auch in der Tschechoslowakei kann und muß man zur Herstellung der
Einheitsfront der Arbeiterklasse bestimmte, von der tschechischen und
deutschen Sozialdemokratie sowie von den reformistischen Gewerkschaften
aufgestellte Forderungen ausnützen. Wenn die Sozialdemokratie
z.B.\ die Arbeitsbeschaffung für die Arbeitslosen oder --- wie sie das
z.B.\ bereits seit 1927 tut --- die Aufhebung der Gesetze fordert, die
die Selbstverwaltung der Gemeinden einschränken, so muß man in jedem
Orte, in jedem Bezirk diese Forderungen konkretisieren und Schulter
an Schulter mit den sozialdemokratischen Organisationen für ihre
tatsächliche Verwirklichung kämpfen. Oder wenn die sozialdemokratischen
Parteien die Träger des Faschismus im Staatsapparat ``im allgemeinen''
anprangern, so muß man in jedem Bezirk die konkreten faschistischen
Wortführer ans Licht der Sonne bringen und gemeinsam mit den
sozialdemokratischen Organisationen für ihre Entfernung aus den
staatlichen Institutionen eintreten.

In Belgien sind die Führer der Sozialistischen Partei mit
Emil Vandervelde an der Spitze in die Koalitionsregierung
eingetreten. Diesen ``Erfolg'' erzielten sie durch ihre langandauernde
breite Kampagne für zwei Hauptforderungen: 1.\ Aufhebung der
Notverordnungen und 2.\ Realisierung des Plans de Man. Die erste Frage
ist von großer Wichtigkeit. Die frühere Regierung hatte insgesamt
150 reaktionäre Notverordnungen erlassen, die als überaus schwere
Bürde auf den Schultern des werktätigen Volkes lasten. Sie sollten
sofort aufgehoben werden. Das war eine Forderung der Sozialistischen
Partei. Hat aber die neue Regierung viele dieser Notverordnungen
aufgehoben? Keine einzige. Sie hat nur einige Notverordnungen etwas
gelindert, um eine Art ``symbolische Zahlung'' für die großzügigen
Verheißungen der sozialistischen Führer Belgiens zu leisten (ähnlich
dem ``symbolischen Dollar'', den einige europäische Mächte Amerika
als Zahlung für die Millionen Dollar ihrer Kriegsschulden anboten).

Was die Realisierung des großspurigen Plans de Man betrifft, so
nahm die Sache eine für die werktätigen Massen ganz unerwartete
Wendung: die sozialistischen Minister erklärten, daß man zuerst die
Wirtschaftskrise überwinden und nur diejenigen Teile des Plans de
Man durchführen müsse, die die Lage der Industriellen und Banken
verbessere, dann erst würde man diejenigen Maßnahmen durchführen
können, die auf eine Erleichterung der Lage der Arbeiter abzielen. Wie
lange sollen jedoch die Arbeiter auf ihren Teil des ``Wohlergehens''
warten, das der Plan de Man verheißt? Über die belgischen Bankiers
ergoß sich bereits ein wahrer Goldregen. Es wurde eine Entwertung
des belgischen Franken um 28 Prozent durchgeführt und durch diese
Manipulation konnten sich die Bankiers 4½ Milliarden Franken als
Trophäen auf Kosten der Lohnempfänger und der Ersparnisse der kleinen
Leute aneignen. Wie verträgt sich das mit dem Inhalt des Plans de
Man? Wollte man dem Wortlaut des Plans Glauben schenken, so verspricht
er ja ``Repressalien'' gegen Monopolmißbräuche und Spekulationsmanöver.

Die Regierung setzte auf Grund des Plans de Man eine Kommission zur
Kontrolle über die Banken ein, aber eine Kommission, die aus Bankiers
besteht, die jetzt lustig und sorglos sich selbst kontrollieren!

Der Plan de Man verspricht auch eine Reihe anderer guter Sachen:
``Kürzung des Arbeitstages'', ``Normalisierung der Löhne'',
``Minimallöhne'', ``Organisierung eines allumfassenden Systems der
Sozialversicherung'', Erweiterung der Bequemlichkeiten durch neuen
Wohnungsbau usw. Das alles sind Forderungen, die wir Kommunisten
unterstützen können. Wir müssen an die Arbeiterorganisationen Belgiens
herantreten und sagen: die Kapitalisten haben schon genug und sogar
zuviel bekommen. Wollen wir von den sozialdemokratischen Ministern
verlangen, daß sie ihre Versprechungen, die sie den Arbeitern gegeben
haben, einlösen. Wollen wir uns zur Einheitsfront für die erfolgreiche
Verteidigung unserer Interessen zusammenschließen. Minister
Vandervelde, wir unterstützen die in Ihrer Plattform enthaltenen
Arbeiterforderungen; aber wir erklären offen: wir meinen es ernst
mit diesen Forderungen, wir wollen Taten und keine leeren Worte und
darum vereinigen wir Hunderttausende von Arbeitern zum Kampf für
diese Forderungen!

Dadurch, daß die Kommunisten in Ländern mit sozialdemokratischer
Regierung, die entsprechenden Einzelforderungen aus den Plattformen
der sozialdemokratischen Parteien selbst und die Wahlversprechungen
der sozialdemokratischen Minister als Ausgangspunkt für gemeinsame
Aktionen mit den sozialdemokratischen Parteien und Organisationen
ausnützen, werden sie es nachher leichter haben, eine Kampagne für
die Herstellung der Einheitsfront zu entfalten, und zwar bereits auf
Grund einer Reihe anderer Forderungen der Massen im Kampfe gegen die
Kapitalsoffensive, gegen Faschismus und Kriegsgefahr.

Ferner muß man im Auge haben: wenn die gemeinsamen Aktionen
mit den sozialdemokratischen Parteien und Organisationen im
allgemeinen von den Kommunisten eine ernste, begründete Kritik des
Sozialdemokratismus als Ideologie und Praxis der Arbeitsgemeinschaft
mit der Bourgeoisie, sowie eine unermüdliche, kameradschaftliche
Aufklärung der sozialdemokratischen Arbeiter über das Programm und
die Losungen des Kommunismus erfordern, so ist diese Aufgabe im Kampf
um die Einheitsfront von besonderer Wichtigkeit in den Ländern mit
sozialdemokratischer Regierung.




\subsection{Der Kampf für die Gewerkschaftseinheit}

Genossen! Zu einer der wichtigsten Etappen bei der Festigung der
Einheitsfront muß die Verwirklichung der Einheit der Gewerkschaften
sowohl im nationalen als auch im internationalen Maßstab werden.

Wie bekannt, wurde die Spaltungstaktik der reformistischen Führer
mit größter Schärfe in den Gewerkschaften durchgeführt. Das ist auch
begreiflich: hier fand ihre Politik der Arbeitsgemeinschaft mit der
Bourgeoisie ihre praktische Vollendung unmittelbar im Betrieb, auf
Kosten der Lebensinteressen der Arbeitermasse. Dies rief natürlich
eine scharfe Kritik und den Widerstand der revolutionären Arbeiter
unter Führung der Kommunisten gegen diese Praxis hervor. Darum spielte
sich der heftigste Kampf zwischen Kommunismus und Reformismus auf
gewerkschaftlichem Gebiete ab.

Je schwieriger und komplizierter die Lage des Kapitalismus wurde,
um so reaktionärer war die Politik der Führer der Amsterdamer
Gewerkschaften und um so aggressiver waren ihre Maßnahmen gegen
alle oppositionellen Elemente innerhalb der Gewerkschaften. Sogar
die Aufrichtung der faschistischen Diktatur in Deutschland und die
verschärfte Kapitalsoffensive in allen kapitalistischen Ländern
ließ diese Aggressivität nicht erlahmen. Ist es nicht bezeichnend,
daß allein im Jahre 1933 in England, Holland, Belgien, Schweden
die schmählichsten Rundschreiben versandt wurden, die den Ausschluß
der Kommunisten und revolutionären Arbeiter aus den Gewerkschaften
bezweckten?

In England erschien 1933 ein Rundschreiben, das den lokalen
Gewerkschaftsgruppen den Eintritt in Antikriegs- und andere
revolutionäre Organisationen verbot. Das war der Auftakt zu dem
berühmten ``Schwarzen Zirkular'' des Generalrats der Gewerkschaften,
mit dem jedes Gewerkschaftskartell, das Delegierte in seinen Bestand
aufnimmt, die ``in dieser oder jener Weise mit kommunistischen
Organisationen zu tun haben'', für ungesetzlich erklärt wird. Was
soll erst von der Leitung der deutschen Gewerkschaften gesagt werden,
die unerhörte Repressalien gegen die revolutionären Elemente in den
Gewerkschaften anwandte!

Unsere Taktik darf aber nicht von der Haltung einzelner Führer
der Amsterdamer Gewerkschaften ausgehen, wie groß auch die
Schwierigkeiten sein mögen, die diese Haltung für den Klassenkampf
schafft, sondern muß vor allem von der Tatsache ausgehen, wo sich
die Arbeitermassen befinden. Und hier müssen wir offen erklären:
die Arbeit in den Gewerkschaften ist die brennendste Frage aller
kommunistischen Parteien. Wir müssen einen wirklichen Umschwung in
der Gewerkschaftsarbeit herbeiführen und die Frage des Kampfes um
die Gewerkschaftseinheit in den Mittelpunkt stellen.

Genosse Stalin sagte uns bereits vor zehn Jahren:

\begin{quote}
    Worin liegt die Kraft der Sozialdemokratie im Westen? Darin,
    daß sie sich auf die Gewerkschaften stützt. Worin besteht die
    Schwäche unserer kommunistischen Parteien im Westen?

    Darin, daß sie sich noch nicht mit den Gewerkschaften eng verbunden
    haben und manche Elemente dieser kommunistischen Parteien sich
    mit den Gewerkschaften nicht eng verbinden wollen.

    Darum besteht die Hauptaufgabe der kommunistischen Parteien
    des Westens im ge\-gen\-wär\-ti\-gen Moment darin, die Kampagne für die
    Einheit der Gewerkschaftsbewegung weiterzuentwickeln und zu Ende
    zu führen, daß alle Kommunisten ausnahmslos in die Gewerkschaften
    eintreten, dort eine systematische, geduldige Arbeit im Interesse
    des Zusammenschlusses der Arbeiterklasse gegen das Kapital leisten
    und dadurch erreichen, daß die kommunistischen Parteien sich auf
    die Gewerkschaften stützen können.
    \citeOLD{S.179f.}{StalinLeninismus1}
\end{quote}

Ist dieser Hinweis des Genossen Stalin erfüllt worden? Nein, Genossen,
er ist nicht erfüllt worden.

Viele unserer Genossen ignorierten den Drang der Arbeiter nach den
Gewerkschaften und gingen angesichts der Schwierigkeiten der Arbeit
in den Amsterdamer Gewerkschaften an dieser komplizierten Aufgabe
vorüber. Sie sprachen unaufhörlich von der Organisationskrise
der Amsterdamer Gewerkschaften, von der Flucht der Arbeiter aus
den Gewerkschaften und übersahen es, wie die Gewerkschaften nach
einem gewissen Rückgang am Anfang der Weltwirtschaftskrise wieder
zu wachsen begannen. Die Besonderheit der Gewerkschaftsbewegung
bestand gerade darin, daß die Offensive der Bourgeoisie auf die
Gewerkschaftsrechte, die Versuche in einer Reihe von Ländern, die
Gewerkschaften gleichzuschalten (Polen, Ungarn usw.), der Abbau der
Sozialversicherung, der Lohnraub, trotzdem ein Widerstand von seiten
der reformistischen Gewerkschaftsführer fehlte, die Arbeiter zwangen,
sich noch fester um die Gewerkschaften zusammenzuschließen, denn die
Arbeiter wollten und wollen in der Gewerkschaft den kampfbereiten
Verteidiger ihrer brennenden Klasseninteressen sehen. Dadurch erklärt
sich die Tatsache, daß die Mehrzahl der Amsterdamer Gewerkschaften ---
in Frankreich, in der Tschechoslowakei, in Belgien, Schweden, Holland,
in der Schweiz usw.\ --- in den letzten Jahren ihre Mitgliederzahl
erhöht hat. Der Amerikanische Gewerkschaftsbund hat in den letzten
zwei Jahren seine Mitgliederzahl ebenfalls bedeutend erhöht.

Wenn die deutschen Genossen die Aufgabe der Gewerkschaftsarbeit, von
der ihnen Genosse Thälmann wiederholt sprach, besser begriffen hätten,
so hätten wir sicher in den Gewerkschaften eine bessere Lage gehabt als
es im Augenblick des Machtantritts der faschistischen Diktatur der Fall
war. Ende 1932 standen nur etwa 10 Prozent der Parteimitglieder in den
Freien Gewerkschaften, --- trotzdem die Kommunisten nach dem VI.\ Kongreß
der Komintern an der Spitze einer ganzen Reihe von Streiks standen. In
der Presse schrieben unsere Genossen von der Notwendigkeit, 90 Prozent
unserer Kräfte der Arbeit in de Gewerkschaften zu widmen, aber in
der Praxis wurde alles auf die Revolutionäre Gewerkschaftsopposition
konzentriert, die faktisch danach strebte, die Gewerkschaften zu
ersetzen. Und nach der Machtübernahme Hitlers? Im Laufe von zwei
Jahren widersetzten sich viele unserer Genossen hartnäckig und
systematisch der richtigen Losung des Kampfes um den Wiederaufbau
der Freien Gewerkschaften.

Ich könnte ähnliche Beispiele fast aus allen anderen kapitalistischen
Ländern anführen.

Aber wir haben auch schon einen ersten ernsthaften Aktivposten
im Kampfe um die Einheit der Gewerkschaftsbewegung in den
europäischen Ländern. Ich habe das kleine Österreich im Auge, wo auf
Initiative der Kommunistischen Partei die Basis für eine illegale
Gewerkschaftsbewegung geschaffen wurde. Nach den Februarkämpfen
gaben die Sozialdemokraten mit Otto Bauer an der Spitze die
Losung aus: ``Die Freien Gewerkschaften können erst nach dem Sturz
des Faschismus wiederaufgebaut werden.'' Die Kommunisten nahmen
die Arbeit zum Wiederaufbau der Gewerkschaften in Angriff. Jede
Phase dieser Arbeit war ein Stück lebendiger Einheitsfront des
österreichischen Proletariats. Der erfolgreiche Wiederaufbau der
Freien Gewerkschaften in der Illegalität war eine ernste Niederlage
des Faschismus. Die Sozialdemokraten standen am Scheidewege. Ein
Teil von ihnen versuchte, Verhandlungen mit der Regierung zu
führen. Ein anderer Teil schuf angesichts unserer Erfolge eigene
illegale Parallelgewerkschaften. Aber es konnte nur einen Weg
geben: entweder Kapitulation vor dem Faschismus oder im gemeinsamen
Kampf gegen den Faschismus --- zur Gewerkschaftseinheit. Unter dem
Druck der Massen entschloß sich die schwankende Leitung der von den
ehemaligen Gewerkschaftsführern geschaffenen Parallelgewerkschaften zur
Vereinigung. Die Grundlage dieser Vereinigung ist der unversöhnliche
Kampf gegen Kapitalsoffensive und Faschismus und die Gewährleistung
der Demokratie in den Gewerkschaften. Wir begrüßen diese Tatsache
der Vereinigung der Gewerkschaften, die die erste Tatsache dieser Art
seit der formalen Spaltung der Gewerkschaftsbewegung nach dem Kriege
darstellt und daher internationale Bedeutung besitzt.

Die Einheitsfront in Frankreich bildete zweifellos einen gewaltigen
Anstoß zur Verwirklichung der Gewerkschaftseinheit. Die Führer der
Allgemeinen Konföderation der Arbeit hemmten und hemmen in jeder Weise
die Verwirklichung der Einheit, indem sie der Hauptfrage, der Frage
der Klassenpolitik der Gewerkschaften Fragen entgegenstellen, die von
untergeordneter, zweitrangiger oder formeller Bedeutung sind. Ein
unzweifelhafter Erfolg des Kampfes um die Gewerkschaftseinheit war
die Schaffung von Einheitsverbänden im lokalen Maßstab, die z.B.\ bei
den Eisenbahnern fast drei Viertel der Mitgliedermasse beider
Gewerkschaften erfaßten.

Wir sind entschieden für die Wiederherstellung der Gewerkschaftseinheit
in jedem Lande und im internationalen Maßstabe, wir sind für eine
einheitliche Gewerkschaft in jedem Produktionszweig, wir sind für
einen einheitlichen Gewerkschaftsbund in jedem Lande, wir sind
für einheitliche internationale Gewerkschaftsvereinigungen nach
Industrien, wir sind für eine einheitliche Gewerkschaftsinternationale
auf der Grundlage des Klassenkampfes. Wir sind für einheitliche
Klassengewerkschaften als eines der wichtigsten Bollwerke der
Arbeiterklasse gegen Kapitalsoffensive und Faschismus. Dabei
stellen wir als Bedingung für die Vereinigung der Gewerkschaften
lediglich: Kampf gegen das Kapital, Kampf gegen den Faschismus und
innergewerkschaftliche Demokratie.

Die Zeit wartet nicht. Für uns ist die Frage der Einheit der
Gewerkschaftsbewegung sowohl im nationalen als auch im internationalen
Maßstab eine Frage der großen Sache des Zusammenschlusses unserer
Klasse zu machtvollen einheitlichen Gewerkschaftsorganisationen gegen
den Klassenfeind.

Wir begrüßen den von der Roten Gewerkschaftsinternationale an die
Amsterdamer Internationale am Vorabend des 1.\ Mai d.J.\ gerichteten
Vorschlag, die Frage der Bedingungen, Methoden und Formen der
Vereinigung der internationalen Gewerkschaftsbewegung gemeinsam
zu erörtern. Die Führer der Amsterdamer Internationale lehnten
diesen Vorschlag mit dem abgedroschenen Argument ab, die Einheit
der Gewerkschaftsbewegung sei nur möglich in den Reihen der
Amsterdamer Internationale, die übrigens fast ausschließlich
Gewerkschaftsorganisationen eines Teiles der europäischen Länder
umfaßt.

Aber die Kommunisten, die in den Gewerkschaften arbeiten, müssen
unermüdlich den Kampf um die Einheit der Gewerkschaftsbewegung
fortsetzen. Die Aufgabe der Roten Gewerkschaften und der RGI ist es,
alles zu tun, was von ihnen abhängt, damit die Stunde des gemeinsamen
Kampfes aller Gewerkschaften gegen Kapitalsoffensive und Faschismus so
rasch wie möglich komme, damit die Einheit der Gewerkschaftsbewegung
geschaffen werde trotz des hartnäckigen Widerstandes der reaktionären
Führer der Amsterdamer Gewerkschaftsinternationale. Die Roten
Gewerkschaften und die RGI müssen dabei unsere allseitige Unterstützung
erhalten.

Wir empfehlen, in den Ländern, wo kleine Rote Gewerkschaften
bestehen, auf ihren Anschluß an die großen reformistischen Verbände
hinzuarbeiten und dabei die freie Verfechtung der eigenen Meinung und
die Wiederaufnahme der Ausgeschlossenen zu verlangen; in den Ländern,
wo große Rote und reformistische Parallelgewerkschaften bestehen,
empfehlen wir die Einberufung von Vereinigungskongressen auf der
Grundlage einer Plattform des Kampfes gegen die Kapitalsoffensive
und der Gewährleistung der Gewerkschaftsdemokratie.

Es muß mit allem Nachdruck betont werden, daß ein kommunistischer
Arbeiter, ein revolutionärer Arbeiter, der keiner Massengewerkschaft
seines Berufes angehört, der nicht für die Verwandlung der
reformistischen Gewerkschaft in eine wirkliche Klassengewerkschaft
kämpft, der nicht für die Einheit der Gewerkschaftsbewegung auf der
Grundlage des Klassenkampfes kämpft, daß ein solcher kommunistischer
Arbeiter, ein solcher revolutionärer Arbeiter seine erste proletarische
Pflicht nicht erfüllt.




\subsection{Die Einheitsfront und die Jugend}

Genossen! Ich habe bereits darauf hingewiesen, von welcher Bedeutung
die Einbeziehung der Jugend in die faschistischen Organisationen
für den Sieg des Faschismus war. Wenn wir von der Jugend sprechen,
müssen wir offen erklären: wir haben unsere Aufgabe der Einbeziehung
der Massen der werktätigen Jugend in den Kampf gegen die Offensive
des Kapitals, gegen Faschismus und Kriegsgefahr vernachlässigt; wir
haben diese Aufgabe in einer Reihe von Ländern vernachlässigt. Wir
haben die ungeheure Bedeutung der Jugend für den Kampf gegen
den Faschismus unterschätzt. Wir haben nicht immer den besonderen
wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Interessen der Jugend
Rechnung getragen. Wir wendeten auch der revolutionären Erziehung
der Jugend nicht die nötige Aufmerksamkeit zu.

Dies alles hat der Faschismus sehr geschickt ausgenützt und in
einigen Ländern, namentlich in Deutschland, große Teile der Jugend
auf den gegen das Proletariat gerichteten Weg hinübergezogen. Man
muß sich vergegenwärtigen, daß der Faschismus die Jugend nicht nur
mit der militaristischen Romantik einfängt. Manche füttert, kleidet
er in seinen militärischen Abteilungen, den anderen gibt er Arbeit,
er gründet sogar sogenannte Kulturanstalten für die Jugend und ist
auf diese Weise bestrebt, der Jugend den Glauben einzuflößen, daß er
wirklich gewillt und imstande sei, der Masse der werktätigen Jugend
Brot und Kleidung zu geben, sie lernen zu lassen und ihr Arbeit
zu verschaffen.

Unsere kommunistischen Jugendverbände sind in einer Reihe
kapitalistischer Länder immer noch vorwiegend sektiererische, von den
Massen losgelöste Organisationen. Ihre Hauptschwäche besteht darin,
daß sie immer noch bestrebt sind, die kommunistischen Parteien und
ihre Formen und Methoden der Arbeit zu kopieren, und vergessen, daß
der kommunistische Jugendverband nicht die kommunistische Partei der
Jugend ist. Sie berücksichtigen nicht genügend den Umstand, daß der
KJV eine Organisation ist, die ihre besonderen Aufgaben hat. Ihre
Methoden und Formen der Arbeit, der Erziehung, des Kampfes müssen
dem konkreten Niveau und den Anforderungen der Jugend angepaßt sein.

Unsere KJV-Genossen haben im Kampfe gegen die faschistischen
Gewalttaten und die bürgerliche Reaktion unvergeßliche Beispiele
von Heroismus gegeben. Es mangelt ihnen aber noch an der Fähigkeit,
konkret und beharrlich die Massen der Jugend dem feindlichen Einfluß zu
entreißen. Das zeigt der bis heute noch nicht überwundene Widerstand
gegen die Arbeit in den faschistischen Massenorganisationen und das
nicht immer richtige Herangehen an die sozialistische und andere
nichtkommunistische Jugend.

Für all das sind natürlich in hohem Maße auch die kommunistischen
Parteien verantwortlich, die den kommunistischen Jugendverband in
seiner Arbeit leiten und un\-ter\-stüt\-zen müssen. Das Problem der Jugend
ist ja nicht nur ein Problem des kommunistischen Jugendverbandes. Es
ist ein Problem der ganzen kommunistischen Bewegung. Auf dem Gebiet
des Kampfes um die Jugend müssen die kommunistischen Parteien und
die KJV-Organisationen einen wirklichen, entschiedenen Ruck vorwärts
herbeiführen. Die Hauptaufgabe der kommunistischen Jugendbewegung in
den kapitalistischen Län\-dern ist es, mutig den Weg der Verwirklichung
der Einheitsfront, den Weg der Organisierung und Vereinigung der
werktätigen jungen Generation zu gehen. Von welch riesigem Einfluß auf
die revolutionäre Jugendbewegung selbst die ersten Schritte in dieser
Richtung sind, zeigen die Beispiele Frankreichs und der Vereinigten
Staaten in letzter Zeit. Es genügte, in diesen Ländern die Bildung
der Einheitsfront in Angriff zu nehmen, um sofort zu bedeutenden
Erfolgen zu gelangen. Beachtenswert ist hierbei auf dem Gebiet
der internationalen Einheitsfront die erfolgreiche Initiative des
Pariser Antifaschistischen und Antikriegskomitees zur Herbeiführung
einer internationalen Zusammenarbeit aller nichtfaschistischen
Jugendorganisationen.

Diese erfolgreichen Schritte in der Einheitsfrontbewegung der Jugend
in letzter Zeit zeigen auch, daß die Formen der Einheitsfront der
Jugend nicht schablonenhaft angewendet werden dürfen, nicht unbedingt
die gleichen sein müssen, die wir in der Praxis der kommunistischen
Parteien haben. Die kommunistischen Jugendverbände müssen in
jeder Weise die Vereinigung der Kräfte aller nichtfaschistischen
Massenorganisationen der Jugend anstreben bis zur Bildung verschiedener
gemeinsamer Organisationen für den Kampf gegen den Faschismus, gegen
die unerhörte Rechtlosigkeit und Militarisierung der Jugend, für
die wirtschaftlichen und kulturellen Rechte der jungen Generation,
für die Gewinnung dieser Jugend für die antifaschistische Front, wo
immer sie sich auch befinden mag: in Betrieben, in Arbeitsdienstlagern,
auf Arbeitsnachweisen, in Kasernen und in der Flotte, in Schulen oder
in verschiedenen Sport-, Kultur- und sonstigen Organisationen.

Unsere KJV-Genossen müssen beim Ausbau und bei der Festigung
des kommunistischen Jugendverbandes gleichzeitig die Bildung
antifaschistischer Assoziationen der kommunistischen und
sozialistischen Jugendverbände auf der Plattform des Klassenkampfes
anstreben.




\subsection{Die Einheitsfront und die Frauen}

Genossen! Eine nicht geringere Unterschätzung als in bezug auf die
Jugend ist auch bezüglich der Arbeit unter den werktätigen Frauen,
den Arbeiterinnen, arbeitslosen Frauen, Bäuerinnen und Hausfrauen
hervorgetreten. Während aber der Faschismus der Jugend mehr als
allen anderen nimmt, versklavt er die Frau besonders rücksichtslos und
zynisch, indem er mit den am tiefsten verwurzelten Gefühlen der Mutter,
der Hausfrau, der allein stehenden Arbeiterin, die nicht sicher sind,
was ihnen der morgige Tag bringt, spekuliert. Der Faschismus, der
in der Rolle des Wohltäters auftritt, wirft der hungernden Familie
ein elendes Almosen hin und versucht damit, die bitteren Gefühle zu
ersticken, die besonders bei den werktätigen Frauen durch die unerhörte
Knechtung hervorgerufen werden, die ihnen der Faschismus bringt. Er
vertreibt die Arbeiterinnen aus dem Betrieb. Er verschickt notleidende
Mädchen zwangsweise aufs Land und verurteilt sie dazu, unbezahlte
Dienstboten der Großbauern und Großgrundbesitzer zu werden. Während
er der Frau ein glückliches Heim verspricht, treibt er die Frau wie
kein anderes kapitalistisches Regime auf den Weg der Prostitution.

Die Kommunisten, und vor allem unsere Kommunistinnen, müssen
stets eingedenk sein, daß es keinen erfolgreichen Kampf gegen
Faschismus und gegen Krieg geben kann, wenn die breiten Massen
der Frauen nicht in diesen Kampf hineingezogen werden. Das läßt
sich aber durch bloße Agitation nicht erreichen. Wir müssen unter
Be\-rück\-sich\-ti\-gung jeder konkreten Situation die Mög\-lich\-keit finden,
die Massen der werktätigen Frauen für ihre lebenswichtigen Interessen
und Forderungen zu mobilisieren, im Kampfe für die Forderungen: gegen
die Teuerung, für Lohnerhöhung nach dem Grundsatz ``gleicher Lohn
für gleiche Arbeit'', gegen die Massenentlassungen, gegen jede Form
der Nichtgleichberechtigung und der faschistischen Knechtung der Frau.

In unserem Streben, die werktätigen Frauen in die revolutionäre
Bewegung hineinzuziehen, dürfen wir zu diesem Zwecke auch vor der
Bildung besonderer Frauenorganisationen nicht zurückschrecken, wo
das notwendig ist.

Das Vorurteil, daß es notwendig sei, die unter der Führung
der kommunistischen Partei stehenden Frauenorganisationen in
den kapitalistischen Ländern im Interesse des Kampfes gegen den
``Frauenseparatismus'' in der Arbeiterbewegung aufzulösen, dieses
Vorurteil brachte oft großen Schaden.

Man muß die einfachsten und elastischsten Formen für die Herstellung
des Kontakts und der Kampfgemeinschaft der revolutionären,
sozialdemokratischen und fortschrittlichen antifaschistischen und
Antikriegsorganisationen der Frauen ausfindig machen. Wir müssen
um jeden Preis erreichen, daß die Arbeiterinnen und werktätigen
Frauen Schulter an Schulter mit ihren Klassenbrüdern in den Reihen
der Einheitsfront der Arbeiterklasse und der antifaschistischen
Volksfront kämpfen.




\subsection{Die antiimperialistische Einheitsfront}

Ganz außerordentliche Bedeutung gewinnt im Zusammenhang mit der
geänderten internationalen und inneren Lage in allen kolonialen
und halbkolonialen Ländern die Frage der antiimperialistischen
Einheitsfront.

Bei der Schaffung einer breiten antiimperialistischen
Kampfeinheitsfront in den Kolonien und Halbkolonien muß man vor allem
die Mannigfaltigkeit der Verhältnisse be\-rück\-sich\-ti\-gen, unter denen
der antiimperialistische Kampf der Massen verläuft, den verschiedenen
Reifegrad der nationalen Befreiungsbewegung, die Rolle des Proletariats
in dieser Bewegung und den Einfluß der kommunistischen Partei auf
die breiten Massen.

Die Frage steht anders in Brasilien als in Indien und China usw.

In Brasilien muß die Kommunistische Partei, die durch die Schaffung
der Nationalen Befreiungs-Allianz die richtige Grundlage für die
Entwicklung der antiimperialistischen Einheitsfront geschaffen hat,
alle ihre Kräfte einsetzen, um diese Front, in erster Reihe durch
Einbeziehung der Millionenmassen der Bauernschaft weiter auszubreiten
und auf die Schaffung von Abteilungen der revolutionären Volksarmee,
die der Revolution restlos ergeben sind sowie auf die Verwirklichung
der Macht der Nationalen Befreiungs-Allianz hinzuwirken.

In Indien müssen die Kommunisten alle antiimperialistischen
Massenaktionen unterstützen, verbreitern und sich an ihnen
beteiligen, auch jene Aktionen nicht ausgenommen, an deren Spitze
Nationalreformisten stehen. Sie müssen unter Wahrung ihrer politischen
und organisatorischen Selbständigkeit aktive Arbeit innerhalb der
dem Nationalkongreß Indiens angehörenden Organisationen einleiten und
die Herauskristallisierung eines national-revolutionären Flügels in
diesen Organisationen fördern, um die nationale Befreiungsbewegung der
Völker Indiens gegen den britischen Imperialismus weiter zu entfalten.

In China, wo die Volksbewegung bereits zur Schaffung von Sowjetrayons
auf einem bedeutenden Territorium des Landes und zur Organisierung
einer machtvollen Roten Armee führte, hat die räuberische Offensive
des japanischen Imperialismus und der Verrat der Nanking-Regierung
die nationale Existenz des großen chinesischen Volkes in Frage
gestellt. Nur die chinesischen Sowjets können als vereinigendes
Zentrum im Kampfe gegen die Versklavung und Aufteilung Chinas durch
die Imperialisten auftreten, als vereinigendes Zentrum, das alle
antiimperialistischen Kräfte zum nationalen Befreiungskampf des
chinesischen Volkes sammeln wird.

Wir billigen daher die Initiative unserer mutigen chinesischen
kommunistischen Bruderpartei bei der Schaffung der breitesten
antiimperialistischen Einheitsfront gegen den japanischen Imperialismus
und seine chinesischen Agenten, der Einheitsfront mit allen, auf
dem Territorium Chinas vorhandenen organisierten Kräften, die bereit
sind, einen wirklichen Kampf um die Rettung ihres Landes und ihres
Volkes zu führen. Ich bin überzeugt, daß ich die Gefühle und Gedanken
unseres ganzen Kongresses ausdrücke, wenn ich erkläre: wir entbieten
unseren flammenden brüderlichen Gruß im Namen des revolutionären
Proletariats der ganzen Welt allen Sowjets Chinas, dem chinesischen
revolutionären Volk.
\event{(Stürmischer Beifall, alle erheben sich.)}
Wir
entbieten unseren flammenden brüderlichen Gruß der in tausend Kämpfen
erprobten heldenhaften Roten Armee Chinas.
\event{(Stürmischer Beifall.)}
Und
wir versichern dem chinesischen Volke, daß wir fest entschlossen sind,
seinen Kampf um seine volle Befreiung von allen imperialistischen
Räubern und ihren chinesischen Agenten zu unterstützen.
\event{(Stürmischer
Beifall, alle erheben sich. Minutenlange Ovation. Begrüßungsrufe von
seiten aller Delegierten.)}




\subsection{Über die Regierung der Einheitsfront}

Genossen! Wir haben einen entschlossenen, kühnen Kurs auf die
Einheitsfront der Arbeiterklasse eingeschlagen und sind bereit,
ihn mit aller Konsequenz zu verfolgen.

Wenn man uns fragen wird, ob wir Kommunisten nur im Kampf für die
Teilforderungen auf dem Boden der Einheitsfront stehen oder ob wir
bereit sind, die Verantwortung selbst dann zu teilen, wenn es sich um
die Bildung einer Regierung auf dem Boden der Einheitsfront handeln
wird, so werden wir im vollen Bewußtsein der Verantwortung sagen:
jawohl, wir ziehen in Betracht, daß eine solche Lage eintreten kann,
wo die Bildung einer Regierung der proletarischen Einheitsfront oder
der antifaschistischen Volksfront nicht nur möglich, sondern auch
im Interesse des Proletariats notwendig sein wird. Und wir werden in
diesem Falle ohne alle Schwankungen für die Schaffung einer solchen
Regierung eintreten.

Ich spreche hier nicht von einer Regierung, die nach dem Siege der
proletarischen Revolution gebildet werden kann. Es ist natürlich
nicht ausgeschlossen, daß in irgendeinem Lande gleich nach dem
revolutionären Sturz der Bourgeoisie eine Sowjetregierung auf der Basis
eines Regierungsblocks der Kommunistischen Partei mit einer bestimmten
Partei (oder ihrem linken Flügel), die an der Revolution teilnimmt,
gebildet werden kann. Die siegreiche Partei der russischen Bolschewiki
hat bekanntlich nach der Oktoberrevolution in die Sowjetregierung
auch Vertreter der linken Sozialrevolutionäre aufgenommen. Das
war eine Besonderheit der ersten Sowjetregierung nach dem Sieg der
Oktoberrevolution.

Es handelt sich nicht um einen solchen Fall, sondern um die mögliche
Bildung einer Regierung der Einheitsfront am Vorabend und vor dem
Sieg der Sowjetrevolution.

Was ist das für eine Regierung? Und in welcher Situation kann von
ihr die Rede sein?

Das ist vor allem eine Regierung des Kampfes gegen Faschismus
und Reaktion. Das muß eine Regierung sein, die als Ergebnis der
Einheitsfrontbewegung entstanden ist und die in keiner Weise die
Tätigkeit der Kommunistischen Partei und der Massenorganisationen
der Arbeiterklasse einschränkt, sondern im Gegenteil, entschiedene
Maßnahmen gegen die konterrevolutionären Finanzmagnaten und ihre
faschistischen Agenten trifft.

Im geeigneten Moment, gestützt auf die ansteigende
Einheitsfrontbewegung, wird die Kommunistische Partei des gegebenen
Landes für die Schaffung einer solchen Regierung auf der Basis einer
bestimmten antifaschistischen Plattform eintreten.

Unter welchen objektiven Bedingungen wird die Bildung einer solchen
Regierung möglich sein? Auf diese Frage kann man in ganz allgemeiner
Form antworten: unter den Bedingungen einer politischen Krise, wo
die herrschenden Klassen bereits nicht mehr imstande sind, mit dem
mächtigen Aufschwung der antifaschistischen Massenbewegung fertig zu
werden. Doch ist das nur die allgemeine Perspektive, ohne die in der
Praxis die Bildung der Regierung der Einheitsfront kaum möglich sein
wird. Nur das Vorhandensein bestimmter besonderer Voraussetzungen
kann die Frage der Bildung einer solchen Regierung als politisch
notwendige Aufgabe auf die Tagesordnung setzen. Mir scheint, daß
hierbei folgende Voraussetzungen die größte Aufmerksamkeit verdienen:

\begin{itemize}
\item
erstens, wenn der Staatsapparat der Bourgeoisie bereits genügend
desorganisiert und paralysiert ist, so daß die Bourgeoisie nicht
imstande ist, die Bildung einer Regierung des Kampfes gegen Reaktion
und Faschismus zu verhindern;

\item
zweitens, wenn die breitesten Massen der Werk\-tätigen, besonders die
Massengewerkschaften stür\-misch gegen Faschismus und Reaktion auftreten,
aber noch nicht bereit sind, sich zum Aufstand zu erheben, um unter der
Führung der Kommunistischen Partei für die Eroberung der Sowjetmacht
zu kämpfen;

\item
drittens, wenn die Differenzierung und die Radikalisierung in
den Reihen der Sozialdemokratie und der anderen Parteien, die an
der Einheitsfront teilnehmen, bereits dazu geführt haben, daß
ein bedeutender Teil von ihnen rücksichtslose Maßnahmen gegen
die Faschisten und anderen Reaktionäre fordert, zusammen mit
den Kommunisten gegen den Faschismus kämpft und offen gegen den
reaktionären, dem Kommunismus feindlichen Teil seiner eigenen Partei
auftritt.
\end{itemize}

Wann und in welchen Ländern eine solche Lage tat\-säch\-lich eintreten
wird, in der diese Voraussetzungen in genügendem Maße gegeben sein
werden, kann man im voraus nicht sagen, da aber eine solche Perspektive
in keinem kapitalistischen Land ausgeschlossen ist, müssen wir sie
in Betracht ziehen und nicht nur uns selbst auf sie orientieren und
vorbereiten, sondern auch die Arbeiterklasse in entsprechender Weise
orientieren.

Die Tatsache, daß wir heute diese Frage überhaupt zur Beratung stellen,
hängt selbstverständlich mit unserer Einschätzung der Lage und der
nächsten Perspektive der Entwicklung zusammen sowie mit dem faktischen
Anwachsen der Einheitsfrontbewegung in einer Reihe von Ländern in
letzter Zeit. Über zehn Jahre war die Lage in den kapitalistischen
Ländern derart, daß sich die Kommunistische Internationale mit Fragen
dieser Art nicht zu befassen brauchte.

Ihr erinnert euch, Genossen, daß auf unserem IV.\ Kongreß 1922 und
noch auf dem V.\ Kongreß 1924 die Frage der Losung der Arbeiter-
oder Arbeiter- und Bauernregierung erörtert wurde. Hierbei handelte
es sich ursprünglich dem Wesen der Sache nach fast um eine Frage, die
derjenigen, die wir heute stellen, analog ist. Die Debatten, die damals
in der Kommunistischen Internationale um diese Frage geführt wurden,
und besonders die politischen Fehler, die dabei begangen wurden,
haben auch heute noch Bedeutung, um unsere Wachsamkeit in bezug
auf die Gefahr der Abweichungen nach rechts und ``links'' von der
bolschewistischen Linie in dieser Frage zu schärfen. Daher will ich
in kurzen Zügen auf einige dieser Fehler hinweisen, um aus ihnen die
für die heutige Politik unserer Parteien notwendigen Lehren zu ziehen.

Die erste Reihe von Fehlern war gerade dadurch bedingt, daß die Frage
der Arbeiterregierung nicht klar und fest mit dem Vorhandensein
einer politischen Krise verknüpft wurde. Dadurch konnten die
Rechtsopportunisten die Sache in dem Sinne auslegen, daß die Bildung
einer von der kommunistischen Partei unterstützten Arbeiterregierung
in jeder beliebigen, sozusagen ``normalen'' Situation anzustreben
sei. Die Ultralinken dagegen anerkannten lediglich eine solche
Arbeiterregierung, die nur durch den bewaffneten Aufstand, nach
dem Sturz der Bourgeoisie geschaffen werden kann. Das eine wie das
andere war falsch und deswegen betonen wir jetzt --- zur Vermeidung
der Wiederholung ähnlicher Fehler --- so nachdrücklich die genaue
Berücksichtigung der besonderen konkreten Bedingungen der politischen
Krise und des Aufschwungs der Massenbewegung, unter denen sich die
Schaffung einer Regierung der Einheitsfront möglich und politisch
notwendig erweisen kann.

Die zweite Reihe von Fehlern war dadurch bedingt, daß die Frage
der Arbeiterregierung nicht mit der Entwicklung der kämpferischen
Massenbewegung der Einheitsfront verknüpft wurde. Deshalb hatten
die Rechtsopportunisten die Möglichkeit, die Frage zu entstellen
und sie zur prinzipienlosen Taktik der Blockbildung mit den
sozialdemokratischen Parteien auf der Basis rein parlamentarischer
Kombinationen hinauslaufen zu lassen. Die Ultralinken dagegen
schrien: ``Keinerlei Koalitionen mit der konterrevolutionären
Sozialdemokratie!'' und betrachteten im Grunde alle Sozialdemokraten
als Konterrevolutionäre.

Das eine wie das andere war falsch, und wir unterstreichen jetzt
einerseits, daß wir keineswegs eine ``Arbeiterregierung'' wollen,
die einfach eine erweiterte sozialdemokratische Regierung wäre. Wir
ziehen es sogar vor, auf die Bezeichnung ``Arbeiterregierung'' zu
verzichten und sprechen von einer Regierung der Einheitsfront, die
ihrem politischen Charakter nach etwas ganz anderes, prinzipiell
anderes ist, als alle sozialdemokratischen Regierungen, die
sich ``Arbeiterregierungen'' zu nennen pflegen. Während die
sozialdemokratische Regierung ein Werkzeug der Arbeitsgemeinschaft
mit der Bourgeoisie im Interesse der Erhaltung des kapitalistischen
Systems darstellt, ist die Regierung der Einheitsfront ein Organ
der Zusammenarbeit der revolutionären Avantgarde des Proletariats
mit anderen antifaschistischen Parteien im Interesse des gesamten
werktätigen Volkes, eine Regierung des Kampfes gegen Faschismus und
Reaktion. Es ist klar, daß dies zwei grundverschiedene Dinge sind.

Andererseits betonen wir, daß es notwendig ist, den Unterschied
zwischen zwei verschiedenen Lagern der Sozialdemokratie zu
sehen. Wie ich bereits gesagt habe, existiert ein reaktionäres
Lager der Sozialdemokratie, es existiert und wächst aber zugleich
das Lager der linken Sozialdemokraten (ohne Gänsefüßchen), der
sich revolutionierenden Arbeiter. Der entscheidende Unterschied
zwischen ihnen in der Praxis besteht in ihrer Haltung gegenüber der
Einheitsfront der Arbeiterklasse. Die reaktionären Sozialdemokraten
sind gegen die Einheitsfront; sie verleumden die Einheitsfrontbewegung,
sabotieren und zersetzen sie, denn die Einheitsfront durchkreuzt
ihre Politik des Kompromisses mit der reaktionären Bourgeoisie. Die
linken Sozialdemokraten sind für die Einheitsfront; sie verteidigen,
entwickeln und stärken die Einheitsfrontbewegung. Da diese
Einheitsfrontbewegung eine Kampfbewegung gegen Faschismus und
Reaktion ist, wird sie ständig die Triebkraft sein, die die Regierung
der Einheitsfront zum Kampfe gegen die reaktionäre Bourgeoisie
treibt. Je stärker sich diese Massenbewegung entfalten wird, um so
größer wird die Kraft sein, die sie der Regierung zum Kampf gegen
die Reaktionäre verleihen kann. Und je besser diese Massenbewegung
von unten organisiert sein wird, je umfassender das Netz der
überparteilichen Klassenorgane der Einheitsfront in den Betrieben,
unter den Erwerbslosen, in den Arbeitervierteln, unter den kleinen
Leuten in Stadt und Land sein wird, desto größer werden die Garantien
gegen die eventuelle Entartung der Politik der Einheitsfrontregierung
sein.

Die dritte Reihe von falschen Ansichten, die in den früheren Debatten
zum Ausdruck gekommen waren, betraf gerade die praktische Politik
der ``Arbeiterregierung''. Die Rechtsopportunisten waren der Ansicht,
daß die ``Arbeiterregierung'' sich an den ``Rahmen der bürgerlichen
Demokratie'' halten müsse und folglich keinerlei Schritte unternehmen
dürfe, die über diesen Rahmen hinausgehen. Die Ultralinken verzichteten
dagegen faktisch auf jedweden Versuch, eine Einheitsfrontregierung
zu schaffen.

Im Jahre 1923 konnte man in Sachsen und Thüringen ein anschauliches
Bild der rechtsopportunistischen Praxis einer ``Arbeiterregierung''
sehen. Der Eintritt der Kommunisten in die sächsische Regierung
zusammen mit den linken Sozialdemokraten (Zeigner-Gruppe) war an und
für sich kein Fehler, im Gegenteil, dieser Schritt wurde durch die
revolutionäre Situation in Deutschland vollauf gerechtfertigt. Aber
als die Kommunisten sich an der Regierung beteiligten, hätten sie
ihre Positionen vor allem zur Bewaffnung des Proletariats ausnützen
müssen. Sie haben das nicht getan. Sie haben nicht einmal eine
einzige Wohnung der Reichen beschlagnahmt, obwohl die Wohnungsnot
der Arbeiter so groß war, daß viele von ihnen mit Frau und Kind kein
Obdach hatten. Sie unternahmen auch nichts, um die revolutionäre
Massenbewegung der Arbeiter zu organisieren. Überhaupt verhielten
sie sich wie gewöhnliche parlamentarische Minister ``im Rahmen der
bürgerlichen Demokratie''. Wie bekannt, war das das Resultat der
opportunistischen Politik Brandlers und seiner Gesinnungsgenossen. Das
Endergebnis war ein solcher Bankrott, daß wir auch heute noch
gezwungen sind, die sächsische Regierung als klassisches Beispiel
dafür anzuführen, wie sich Revolutionäre in der Regierung nicht
verhalten dürfen.

Genossen! Wir verlangen von jeder Einheitsfrontregierung eine
ganz andere Politik. Wir verlangen von ihr, daß sie bestimmte, der
Situation entsprechende revolutionäre Grundforderungen verwirklicht,
so z.B.\ Produktionskontrolle, Kontrolle über die Banken, Auflösung
der Polizei, ihre Ersetzung durch eine bewaffnete Arbeitermiliz usw.

Vor fünfzehn Jahren hat uns Lenin aufgefordert, unsere ganze
Aufmerksamkeit darauf zu konzentrieren, ``Formen des Übergangs
oder des Herankommens an die proletarische Revolution ausfindig zu
machen''. Möglicherweise wird die Einheitsfrontregierung in einer Reihe
von Län\-dern sich als eine der wichtigsten Übergangsformen erweisen. Die
``linken'' Doktrinäre haben sich stets über diesen Hinweis Lenins
hinweggesetzt, als beschränkte Propagandisten haben sie immer nur
vom ``Ziel'' gesprochen, ohne sich je um die ``Übergangsformen'' zu
kümmern. Die Rechtsopportunisten aber versuchten, ein besonderes
``demokratisches Zwischenstadium'' zwischen der Diktatur der
Bourgeoisie und der Diktatur des Proletariats herzustellen, um in
der Arbeiterschaft die Illusion eines friedlichen parlamentarischen
Spazierganges aus der einen Diktatur in die andere zu erwecken. Dieses
fiktive ``Zwischenstadium'' nannten sie auch ``Übergangsform''
und beriefen sich sogar auf Lenin! Aber es war nicht schwer, diesen
Schwindel aufzudecken: sprach doch Lenin von einer Form des Übergangs
und des Herankommens an die ``proletarische Revolution'', d.h.\ an
den Sturz der Diktatur der Bourgeoisie, und nicht von irgendeiner
Übergangsform zwischen der Diktatur der Bourgeoisie und der
proletarischen Diktatur.

Warum maß Lenin der Form des Übergangs zur proletarischen Revolution
eine so außerordentlich große Bedeutung bei? Weil er dabei ``das
Grundgesetz aller großen Revolutionen'' im Auge hatte, das Gesetz,
daß Propaganda und Agitation allein nicht imstande sind, den Massen
die eigene politische Erfahrung zu ersetzen, wenn es sich darum
handelt, wirklich breite Massen der Werktätigen auf die Seite der
revolutionären Vorhut zu bringen, ohne das ein siegreicher Kampf um
die Macht nicht möglich ist. Der gewöhnliche Fehler linker Art ist
die Vorstellung, daß --- sobald eine politische (oder revolutionäre)
Krise entstanden ist --- es genüge, wenn die kommunistische Führung die
Losung des revolutionären Aufstandes aufstellt, damit die breiten
Massen dieser Losung Folge leisten. Nein, sogar bei einer solchen
Krise sind die Massen bei weitem nicht immer dazu bereit. Wir haben
das am Beispiel Spaniens gesehen. Um den Millionenmassen zu helfen,
möglichst schnell an Hand der eigenen Erfahrung zu lernen, was sie
zu tun haben, wo der entscheidende Ausweg zu finden ist und welche
Partei ihr Vertrauen verdient, --- dazu sind sowohl Übergangslosungen
als auch besondere ``Formen des Übergangs oder des Herankommens an
die proletarische Revolution'' notwendig. Sonst können die breitesten
Volksmassen, die in kleinbürgerlichen demokratischen Illusionen und
Traditionen befangen sind, sogar bei einer revolutionären Situation
schwanken, zögern und irren, ohne den Weg zur Revolution zu finden,
und dann unter die Schläge der faschistischen Henker geraten.

Daher fassen wir die Möglichkeit ins Auge, unter den Bedingungen der
politischen Krise eine Regierung der antifaschistischen Einheitsfront
zu bilden. Sofern eine solche Regierung wirklich den Kampf gegen die
Volksfeinde führen, der Arbeiterklasse und der Kommunistischen Partei
Aktionsfreiheit einräumen wird, werden wir Kommunisten sie in jeder
Weise unterstützen und als Soldaten der Revolution in der vordersten
Feuerlinie kämpfen. Wir sagen aber den Massen offen:

Die endgültige Rettung kann diese Regierung nicht bringen. Sie ist
nicht imstande, die Klassenherrschaft der Ausbeuter zu stürzen und
kann daher auch die Gefahr der faschistischen Konterrevolution nicht
endgültig beseitigen. Folglich muß man sich zur sozialistischen
Revolution vorbereiten. Die Rettung wird einzig und allein die
Sowjetmacht bringen!

Bei Einschätzung der gegenwärtigen Entwicklung der internationalen
Situation sehen wir, daß die politische Krise in einer ganzen Reihe
von Ländern heranreift. Das bedingt die hohe Aktualität und Wichtigkeit
eines festen Beschlusses unseres Kongresses in der Frage der Regierung
der Einheitsfront.

Wenn es unsere Parteien verstehen werden, die Mög\-lich\-keit der Schaffung
einer Regierung der Einheitsfront, den Kampf um ihre Schaffung sowie
die Machtausübung einer solchen Regierung für die
re\-vo\-lu\-tio\-nä\-re
Vorbereitung der Massen auszunützen, wird das die beste politische
Rechtfertigung unseres Kurses auf die Schaffung einer Regierung der
Einheitsfront sein.




\subsection{Über den ideologischen Kampf gegen den Faschismus}

Eine der schwächsten Seiten des antifaschistischen Kampfes unserer
Parteien besteht darin, daß sie ungenügend und nicht rechtzeitig auf
die Demagogie des Faschismus reagieren und bis auf den heutigen Tag
fortfahren, die Fragen des Kampfes gegen die faschistische Ideologie
mit Geringschätzung zu behandeln. Viele Genossen glaubten nicht,
daß eine so reaktionäre Abart der bürgerlichen Ideologie, wie die
Ideologie des Faschismus, die sich in ihrer Unsinnigkeit häufig bis
zum Wahnwitz versteigt, überhaupt fähig ist, Einfluß auf die Massen
zu gewinnen. Das war ein großer Fehler. Die weit vorgeschrittene
Verwesung des Kapitalismus dringt in das Kernstück seiner Ideologie
und Kultur, und die verzweifelte Lage der breiten Volksmassen macht
gewisse Schichten für die Ansteckung mit den ideologischen Abfällen
dieser Verwesung empfänglich.

Diese Kraft der ideologischen Seuche des Faschismus dürfen wir auf
keinen Fall unterschätzen. Wir müssen im Gegenteil unsererseits einen
breiten ideologischen Kampf auf der Grundlage einer klaren, populären
Argumentation und eines richtigen, gut durchdachten Herangehens an
die Eigenart der nationalen Psychologie der Volksmassen entfalten.

Die Faschisten durchstöbern die ganze Geschichte jedes Volkes, um
sich als Nachfolger und Fortsetzer alles Erhabenen und Heldenhaften
in seiner Vergangenheit hinzustellen und benützen alles, was die
nationalen Gefühle des Volkes erniedrigte und beleidigte, als Waffe
gegen die Feinde des Faschismus. In Deutschland werden hunderte
Bücher herausgegeben, die nur ein Ziel verfolgen --- die Geschichte
des deutschen Volkes auf faschistische Art zu verfälschen.

Die neugebackenen nationalsozialistischen Ge\-schichts\-schrei\-ber
sind bemüht, die Geschichte Deutschlands so dar\-zu\-stel\-len, als ob
kraft irgendeiner ``historischen Ge\-setz\-mä\-ßig\-keit'' sich durch 2.000
Jahre wie ein roter Faden eine Ent\-wick\-lungs\-li\-nie hindurchzöge, die
zum Erscheinen eines na\-tio\-na\-len ``Retters'' auf dem historischen
Schauplatz, eines ``Messias'' des deutschen Volkes, des bekannten
``Ge\-frei\-ten'' österreichischer Abstammung geführt hat! In diesen
Büchern werden die größten Männer des deutschen Vol\-kes in der
Vergangenheit als Faschisten und die großen Bau\-ern\-be\-we\-gun\-gen als
direkte Vorläufer der faschistischen Be\-we\-gung hingestellt.

Mussolini bemüht sich krampfhaft, aus der Heldengestalt Garibaldis
Kapital zu schlagen. Die französischen Faschisten erheben die
Jungfrau von Orleans als ihre Heldin aufs Schild. Die amerikanischen
Faschisten appellieren an die Traditionen der amerikanischen
Unabhängigkeitskriege, an die Traditionen Washingtons, Lincolns. Die
bulgarischen Faschisten nützen die nationale Befreiungsbewegung der
siebziger Jahre und die vom Volke geliebten Helden dieser Bewegung
Wassil Lewski, Stefan Karadsh u.a.\ aus.

Kommunisten, die glauben, daß dies alles die Sache der Arbeiterklasse
nichts angehe, die nichts tun, um vor den werktätigen Massen die
Vergangenheit ihres eigenen Volkes historisch treu, in wirklich
marxistischem, leninistisch-marxistischem, im Leninschen-Stalinschen
Geiste zu beleuchten, um ihren gegenwärtigen Kampf mit den
revolutionären Traditionen ihres Volkes in der Vergangenheit
zu verknüpfen, solche Kommunisten überlassen alles, was in der
historischen Vergangenheit der Nation wertvoll ist, freiwillig den
faschistischen Fälschern zur Verdummung der Volksmassen.

Nein! Genossen! Uns geht jede wichtige Frage nicht nur der Gegenwart
und der Zukunft, sondern auch der Vergangenheit unseres eigenen
Volkes an. Führen doch wir, Kommunisten, keine enge Politik der
zünftlerischen Interessen der Arbeiter. Wir sind keine beschränkten
Funktionäre von Trade-Unions oder Führer mittelalterlicher Handwerker-
und Gesellengilden. Wir sind Vertreter der Klasseninteressen
der wichtigsten, größten Klasse der modernen Gesellschaft, der
Arbeiterklasse, die berufen ist, die Menschheit von den Qualen des
kapitalistischen Systems zu befreien, der Arbeiterklasse, die schon auf
einem Sechstel der Erde das Joch des Kapitalismus niedergeworfen hat
und die regierende Klasse ist. Wir verteidigen die Lebensinteressen
aller ausgebeuteten werktätigen Schichten, d.h.\ der überwältigenden
Mehrheit des Volkes in jedem kapitalistischen Land.

Wir Kommunisten sind unversöhnliche grundsätzliche Gegner des
bürgerlichen Nationalismus in allen seinen Spielarten. Wir sind
aber keine Anhänger des nationalen Nihilismus und dürfen niemals als
solche auftreten. Die Aufgabe der Erziehung der Arbeiter und aller
Werktätigen im Geiste des proletarischen Internationalismus ist
eine der grundlegenden Aufgaben jeder kommunistischen Partei. Aber
derjenige, der glaubt, daß ihm dies gestatte oder ihn gar veranlasse,
alle nationalen Gefühle der breiten werk\-tä\-ti\-gen Massen zu mißachten,
der ist vom wirklichen Bolschewismus weit entfernt, hat von der Lehre
Lenins und Stalins über die nationale Frage nichts verstanden.

Lenin, der stets entschieden und konsequent gegen den bürgerlichen
Nationalismus gekämpft hat, gab uns ein Beispiel der richtigen
Behandlung der Frage nach den nationalen Gefühlen in seinem Artikel
Über den nationalen Stolz der Großrussen im Jahre 1914. Er schrieb:

\begin{quote}
    Ist denn uns großrussischen klassenbewußten Proletariern das
    Gefühl des nationalen Stolzes fremd? Gewiß nicht! Wir lieben
    unsere Sprache und unsere Heimat, wir wirken am meisten dafür,
    daß ihre werktätigen Massen (d.h.\ neun Zehntel ihrer Bevölkerung)
    zu bewußten demokratischen und sozialistischen Leben erhoben
    werden. Es schmerzt uns am meisten, zu sehen und zu fühlen,
    welchen Gewalttaten, welcher Unterdrückung, welcher Verhöhnung
    die Zarenschergen, Gutsbesitzer und Kapitalisten unsere schöne
    Heimat unterwerfen. Wir sind stolz darauf, daß diese Gewalttaten
    aus unserer Mitte, aus dem Lager der Großrussen Widerstand
    hervorgerufen haben, daß aus diesem Lager Radischtschew, die
    Dekabristen, die kleinbürgerlichen Revolutionäre der 70er Jahre
    hervorgegangen sind, daß die großrussische Arbeiterklasse im Jahre
    1905 eine mächtige revolutionäre Massenpartei geschaffen hat ...

    Wir sind vom Gefühl des nationalen Stolzes erfüllt, denn die
    großrussische Nation hat gleichfalls eine revolutionäre Klasse
    hervorgebracht, hat gleichfalls bewiesen, daß sie imstande ist,
    der Menschheit gewaltige Vorbilder des Kampfes für Freiheit und
    Sozialismus zu geben und nicht nur gewaltige Pogrome, Galgenreihen,
    Folterkammern, gewaltige Hungersnöte und gewaltige Kriecherei
    vor den Popen, den Zaren, den Gutsbesitzern und Kapitalisten.

    Wir sind vom Gefühl des nationalen Stolzes erfüllt, und gerade
    deshalb hassen wir ganz besonders unsere sklavische Vergangenheit
    \ldots\ und unsere sklavische Gegenwart, in der dieselben Gutsbesitzer,
    unterstützt von den Kapitallisten, uns in den Krieg führen,
    um Polen und die Ukraine zu erdrosseln, um die demokratische
    Bewegung in Persien und China zu erdrücken, um die unsere
    großrussische nationale Würde schändende Bande der Romanow,
    Bobrinski, Purischkewitsch zu stärken.
    \citeOLD{S.104f.}{LWold28}
    \citeNEW{S.92-93}{LWnew21}
\end{quote}

So schrieb Lenin über den nationalen Stolz.

Ich glaube, Genossen, daß ich im Leipziger Prozeß nicht unrichtig
gehandelt habe, als ich beim Versuch der Faschisten, das bulgarische
Volk als ein barbarisches Volk zu beschimpfen, die nationale Ehre
der werktätigen Massen des bulgarischen Volkes verteidigt habe, die
hingebungsvoll gegen die faschistischen Usurpatoren, diese wirklichen
Barbaren und Wilden kämpfen
\event{(stürmischer und anhaltender Beifall)},
und
als ich erklärte, daß ich keinen Grund habe, mich dessen zu schämen,
daß ich Bulgare bin, im Gegenteil, stolz darauf bin, ein Sohn der
heroischen bulgarischen Arbeiterklasse zu sein.

Genossen! Der proletarische Internationalismus muß sich in jedem Lande
sozusagen ``akklimatisieren'', um auf heimatlichem Boden tiefe Wurzeln
zu fassen. Die nationalen Formen des proletarischen Klassenkampfes
und der Arbeiterbewegung der einzelnen Länder widersprechen nicht
dem proletarischen Internationalismus, im Gegenteil, gerade in diesen
Formen kann man auch die internationalen Interessen des Proletariats
erfolgreich verteidigen.

Natürlich muß man überall und in allen Fällen den Massen aufzeigen und
konkret beweisen, daß die faschistische Bourgeoisie unter dem Vorwand
der Verteidigung der gesamtnationalen Interessen ihre egoistische
Politik der Unterdrückung und Ausbeutung des eigenen Volkes, sowie der
Ausplünderung und Versklavung anderer Völker betreibt. Man darf sich
aber nicht darauf beschränken. Man muß gleichzeitig durch den Kampf
der Arbeiterklasse und durch Aktionen der kommunistischen Parteien
zeigen, daß das Proletariat, das sich gegen jede Knechtschaft und
gegen jede nationale Unterdrückung auflehnt, der einzige wirkliche
Kämpfer für die nationale Freiheit und Unabhängigkeit des Volkes ist.

Die Interessen des Klassenkampfes des Proletariats gegen die
vaterländischen Ausbeuter und Unterdrücker widersprechen nicht
den Interessen einer freien und glücklichen Zukunft der Nation. Im
Gegenteil: die sozialistische Revolution wird die Rettung der Nation
bedeuten und ihr den Weg zu höherem Aufstieg eröffnen. Dadurch, daß die
Arbeiterklasse gegenwärtig ihre Klassenorganisationen aufbaut und ihre
Positionen festigt, daß sie die demokratischen Rechte und Freiheiten
gegen den Faschismus verteidigt, daß sie für den Sturz des Kapitalismus
kämpft, schon dadurch kämpft sie für diese Zukunft der Nation.

Das revolutionäre Proletariat kämpft für die Rettung der Kultur
des Volkes, für ihre Befreiung von den Fesseln des verwesenden
Monopolkapitals, von dem barbarischen Faschismus, der sie
vergewaltigt. Nur die proletarische Revolution kann den Untergang der
Kultur abwenden, die Kultur zur höchsten Blüte bringen als wirkliche
Volkskultur, national der Form und sozialistisch dem Inhalt nach,
was vor unseren Augen unter der Führung Stalins in der Sowjetunion
geschieht.

Der proletarische Internationalismus widerspricht nicht nur nicht
diesem Kampfe der Werktätigen der einzelnen Länder für nationale,
soziale und kulturelle Freiheit, sondern sichert auch durch die
internationale proletarische Solidarität und Kampfeinheit die
Unterstützung, die für den Sieg in diesem Kampfe notwendig ist. Nur im
engsten Bündnis mit dem siegreichen Proletariat der großen Sowjetunion
kann die Arbeiterklasse der kapitalistischen Länder siegen. Nur im
gemeinsamen Kampfe mit dem Proletariat der imperialistischen Länder
können die Kolonialvölker und unterdrückten nationalen Minderheiten
ihre Befreiung erkämpfen. Nur über das revolutionäre Bündnis der
Arbeiterklasse der imperialistischen Länder mit der nationalen
Befreiungsbewegung der Kolonien und abhängigen Länder führt der Weg des
Sieges der proletarischen Revolution in den imperialistischen Ländern,
denn, lehrte uns Marx, ``ein Volk, das andere Völker unterdrückt,
kann nicht frei sein''.

Die Kommunisten, die einer unterdrückten, abhängigen Nation angehören,
können nicht mit Erfolg gegen den Chauvinismus in den Reihen ihrer
Nation auftreten, wenn sie nicht gleichzeitig in der Praxis der
Massenbewegung zeigen, daß sie in der Tat für die Befreiung ihrer
Nation vom fremdländischen Joch kämpfen. Andererseits können wieder
Kommunisten der Unterdrückernation nicht das tun, was zur Erziehung
der werktätigen Massen ihrer Nation im Geiste des Internationalismus
notwendig ist, wenn sie keinen entschiedenen Kampf gegen die
Unterdrückungspolitik der ``eigenen'' Bourgeoisie, für das volle
Selbstbestimmungsrecht der von ihr versklavten Nationen führen. Wenn
sie das nicht tun, dann erleichtern sie auch der unterdrückten Nation
nicht die Überwindung ihrer nationalistischen Vorurteile.

Nur wenn wir in diesem Geiste auftreten werden, wenn wir in unserer
ganzen Massenarbeit überzeugend beweisen werden, daß wir sowohl
vom nationalen Nihilismus als auch vom bürgerlichen Nationalismus
gleichermaßen frei sind, nur in diesem Falle werden wir einen wirklich
erfolgreichen Kampf gegen die chauvinistische Demagogie der Faschisten
führen können.

Daher ist die richtige und konkrete Anwendung der
Le\-nin\-schen-Stalinschen Nationalitätenpolitik von so ungeheurer
Wichtigkeit. Das ist eine unerläßliche Voraussetzung für den
erfolgreichen Kampf gegen den Chauvinismus, dieses Hauptwerkzeug der
ideologischen Einwirkung der Faschisten auf die Massen.



\section{Die Festigung der kommunistischen Parteien und der Kampf für
die politische Einheit des Proletariats}

Genossen! Im Kampfe um die Herstellung der Einheitsfront wächst die
führende Rolle der Kommunistischen Partei außerordentlich an. Der
Initiator, Organisator, die treibende Kraft der Einheitsfront der
Arbeiterklasse ist im Grunde genommen nur die Kommunistische Partei.

Die kommunistischen Parteien können die Mobilisierung der
breitesten Massen der Werktätigen zum einheitlichen Kampfe gegen
Faschismus und Kapitalsoffensive nur dann sicherstellen, wenn sie
ihre eigenen Reihen allseitig stärken, ihre Initiative entfalten,
eine marxistisch-leninistische Politik und eine richtige, elastische
Taktik durchführen, die der konkreten Situation und der Verteilung
der Klassenkräfte Rechnung trägt.




\subsection{Festigung der kommunistischen Parteien}

In der Periode zwischen dem VI.\ und dem VII.\ Kongreß sind unsere
Parteien in den kapitalistischen Ländern zweifellos gewachsen und haben
sich bedeutend gestählt. Es wäre jedoch ein höchst gefährlicher Irrtum,
wollte man sich hiermit zufrieden geben. Je mehr sich die Einheitsfront
der Arbeiterklasse erweitern wird, um so mehr werden neue, komplizierte
Aufgaben vor uns auftauchen, um so mehr werden wir an der politischen
und organisatorischen Stärkung unserer Parteien arbeiten müssen. Die
Einheitsfront des Proletariats schafft eine Arbeiterarmee, die ihre
Mission erfüllen kann, wenn an der Spitze dieser Armee eine führende
Kraft steht, die ihr Ziele und Wege weist. Diese führende Kraft kann
nur eine starke proletarische revolutionäre Partei sein.

Wenn wir Kommunisten alle Kräfte anstrengen, um die Einheitsfront
herzustellen, so tun wir das nicht vom engherzigen Standpunkt der
Werbung von neuen Mitgliedern für die kommunistischen Parteien. Wir
müssen aber gerade deshalb die kommunistischen Parteien allseitig
festigen und ihre Mitgliederzahl vergrößern, weil wir die Einheitsfront
ernstlich festigen wollen. Die Festigung der kommunistischen Parteien
stellt kein enges Parteiinteresse dar, sondern ein Interesse der
gesamten Arbeiterklasse.

Die Einheit, die revolutionäre Geschlossenheit und Kampfbereitschaft
der kommunistischen Parteien ist das wertvollste Kapital, das nicht nur
uns, sondern der gesamten Arbeiterklasse gehört. Unsere Bereitschaft,
zusammen mit den sozialdemokratischen Parteien und Organisationen den
Kampf gegen den Faschismus aufzunehmen, verknüpften wir und werden wir
verknüpfen mit dem unversöhnlichen Kampf gegen den Sozialdemokratismus
als Ideologie und Praxis des Kompromisses mit der Bourgeoisie und
folglich auch gegen jegliches Eindringen dieser Ideologie in unsere
eigenen Reihen.

Bei kühner und entschlossener Durchführung der Einheitsfrontpolitik
stoßen wir in unseren eigenen Reihen auf Hindernisse, die wir um
jeden Preis in möglichst kurzer Frist beseitigen müssen.

Nach dem VI.\ Kongreß der Komintern wurde in allen kommunistischen
Parteien der kapitalistischen Länder ein erfolgreicher Kampf gegen
die Tendenz der opportunistischen Anpassung an die Verhältnisse
der kapitalistischen Stabilisierung und gegen die Ansteckung mit
reformistischen und legalistischen Illusionen durchgeführt. Unsere
Parteien säuberten ihre Reihen von allerlei Rechtsopportunisten
und festigten dadurch ihre bolschewistische Einheit und
Kampffähigkeit. Weniger erfolgreich und zuweilen überhaupt nicht
geführt wurde der Kampf gegen das Sektierertum. Das Sektierertum
äußerte sich bereits nicht mehr in primitiven, offenen Formen,
wie in den ersten Jahren des Bestehens der Kommunistischen
Internationale, sondern hemmte unter dem Deckmantel formeller
Anerkennung der bolschewistischen Thesen die Entfaltung der
bolschewistischen Massenpolitik. In unserer Zeit ist das schon oft
keine ``Kinderkrankheit'' mehr, wie Lenin schrieb, sondern ein fest
eingewurzeltes Laster, und ohne uns von ihm befreit zu haben, können
wir die Aufgabe der Herstellung der proletarischen Einheitsfront und
der Heranführung der Massen von den Positionen des Reformismus zur
Revolution nicht lösen.

In der heutigen Lage hemmt vor allem das Sektierertum, das
selbstgefällige Sektierertum, wie wir es im Resolutionsentwurf
qualifizieren, unseren Kampf für die Verwirklichung der
Einheitsfront. Das Sektierertum, das sich in seiner doktrinären
Beschränktheit, in seiner Losgelöstheit vom wirklichen Leben
der Massen gefällt; das sich in seinen vereinfachten Methoden der
Lösung der kompliziertesten Fragen der Arbeiterbewegung an Hand von
schablonenhaften Scheinen gefällt. Das Sektierertum, das Anspruch auf
Allwissenheit erhebt und es für überflüssig hält, bei den Massen, an
den Lehren der Arbeiterbewegung zu lernen. Kurz, für das Sektierertum
ist alles, wie man sagt, ein Kinderspiel.

Das selbstgefällige Sektierertum will und kann nicht begreifen, daß die
Führung der Arbeiterklasse durch die Kommunistische Partei nicht von
selbst erreicht wird. Die führende Rolle der Kommunistischen Partei
in den Kämpfen der Arbeiterklasse muß erobert werden. Dazu bedarf
es keiner Deklamationen über die führende Rolle der Kommunisten,
dazu muß man durch tägliche Massenarbeit und durch richtige Politik
das Vertrauen der Arbeitermassen verdienen, erobern. Das ist nur dann
möglich, wenn wir Kommunisten in unserer politischen Arbeit ernstlich
mit dem wirklichen Niveau des Klassenbewußtseins der Massen, mit dem
Grad ihrer Revolutionierung rechnen, wenn wir die konkrete Situation
nüchtern einschätzen werden, nicht auf Grund unserer Wünsche, sondern
auf Grund dessen, was in Wirklichkeit ist. Wir müssen geduldig, Schritt
für Schritt, den breiten Massen den Übergang auf die Positionen des
Kommunismus erleichtern. Wir dürfen niemals die Worte Lenins vergessen,
der uns mit allem Nachdruck warnte, daß

\begin{quote}
    es gerade darauf ankomme, daß man das, was für uns überlebt ist,
    nicht als für die Klasse überlebt, als für die Massen überlebt
    ansieht.
    \citeOLD{S.244}{LWold25}
\end{quote}

Gibt es denn jetzt, Genossen, noch wenig solche Doktrinäre in unseren
Reihen, die in der Einheitsfrontpolitik immer und überall nur Gefahren
wittern? Für solche Genossen bildet die ganze Einheitsfront eine
einzige Gefahr. Aber diese sektiererische ``Prinzipienfestigkeit''
ist nichts anderes als politische Hilflosigkeit vor den Schwierigkeiten
der unmittelbaren Leitung des Kampfes der Massen.

Das Sektierertum äußert sich im besonderen in der Über\-schät\-zung
der Revolutionierung der Massen, in der Über\-schät\-zung des Tempos
ihrer Abkehr von den Positionen des Reformismus, in den Versuchen,
schwierige Etappen und komplizierte Aufgaben der Bewegung zu
überspringen. Die Methoden der Führung der Massen wurden in der
Praxis häufig durch die Methoden der Füh\-rung einer engen Parteigruppe
ersetzt. Man un\-ter\-schätz\-te die Kraft, das traditionelle Band zwischen
den Massen und ihren Organisationen und Leitungen, und wenn die
Massen dieses Band nicht gleich zerrissen, begann man sich zu ihnen
ebenso schroff zu verhalten, wie zu ihren reaktionären Füh\-rern. Man
schablonisierte die Taktik und die Losungen für alle Länder, man
berücksichtigte nicht die Besonderheiten der konkreten Situation
in jedem einzelnen Lande. Man ignorierte die Notwendigkeit eines
zähen Kampfes inmitten der Masse für die Gewinnung des Vertrauens
der Massen, man vernachlässigte den Kampf für die Teilforderungen der
Arbeiter und die Arbeit in den reformistischen Gewerkschaften und den
faschistischen Massenorganisationen. Die Einheitsfrontpolitik wurde
häufig durch blo\-ße Aufforderungen und abstrakte Propaganda ersetzt.

Nicht weniger hemmten die sektiererischen Einstellungen die richtige
Auslese der Menschen, die Schulung und Heranbildung von Kadern,
die mit den Massen Fühlung haben, das Vertrauen der Massen genießen,
von revolutionär gestählten und in Klassenkämpfen erprobten Kadern,
die es verstehen, die praktische Erfahrung der Massenarbeit mit der
prinzipiellen Standhaftigkeit des Bolschewiki zu paaren.

Das Sektierertum verlangsamte somit in bedeutendem Maße das Wachstum
der kommunistischen Parteien, erschwerte die Durchführung einer
richtigen Massenpolitik, hinderte die Ausnützung der Schwierigkeiten
des Klassenfeindes zur Stärkung der Positionen der revolutionären
Bewegung, hinderte die Gewinnung der breiten proletarischen Massen
für die kommunistischen Parteien.

Indem wir auf das entschiedenste für die Ausmerzung und Überwindung
der letzten Reste des selbstgefälligen Sektierertums kämpfen,
müssen wir in jeder Weise unsere Wachsamkeit und den Kampf gegen den
Rechtsopportunismus sowie gegen alle seine konkreten Erscheinungsformen
verstärken, eingedenk dessen, daß seine Gefährlichkeit mit der
Entfaltung der breiten Einheitsfront wachsen wird. Es bestehen bereits
Tendenzen zur Herabsetzung der Bedeutung der Rolle der Kommunistischen
Partei in den Reihen der Einheitsfront und zur Versöhnung mit der
sozialdemokratischen Ideologie. Man darf nicht aus dem Auge lassen, daß
die Einheitsfronttaktik die Methode der anschaulichen Überzeugung der
sozialdemokratischen Arbeiter von der Richtigkeit der kommunistischen
und von der Unrichtigkeit der reformistischen Politik und nicht eine
Versöhnung mit der sozialdemokratischen Ideologie und Praxis ist. Der
erfolgreiche Kampf für die Herstellung der Einheitsfront erfordert
unbedingt einen ständigen Kampf in unseren Reihen gegen die Tendenz
der Herabsetzung der Rolle der Partei, gegen die legalistischen
Illusionen, gegen die Einstellung auf Spontaneität und Automatismus,
sowohl in bezug auf die Liquidierung des Faschismus als auch bei der
Durchführung der Einheitsfront, gegen die geringsten Schwankungen im
Augenblick des entscheidenden Handelns.

\begin{quote}
    ``Es ist notwendig'', lehrt uns Genosse Stalin, ``daß die
    Partei in ihrer Arbeit es versteht, höchste Prinzipialität
    (nicht zu verwechseln mit Sektierertum!) mit dem Maximum an
    Verbindungen und Fühlung mit den Massen (nicht zu verwechseln
    mit ,Chwostismus`!)%
    \footnote{``Chwostismus'' --- Politik des Nachhinkens, Nachtrabpolitik}
    zu verknüpfen, denn ohne dies ist es der
    Partei unmöglich, nicht nur die Massen zu lehren, sondern auch bei
    ihnen zu lernen, nicht nur die Massen zu führen und sie auf das
    Niveau der Partei emporzuheben, sondern auch auf die Stimme der
    Massen zu lauschen und zu erraten, wo sie der Schuh drückt.''
    \citeOLD{}{StalinKPDBolschewisierung}
\end{quote}




\subsection{Die politische Einheit der Arbeiterklasse}

Genossen! Die Entwicklung der Einheitsfront des gemeinsamen Kampfes der
kommunistischen und sozialdemokratischen Arbeiter gegen den Faschismus
und die Kapitalsoffensive wirft auch die Frage der politischen Einheit,
der einheitlichen politischen Massenpartei der Arbeiterklasse auf. Die
sozialdemokratischen Arbeiter überzeugen sich an Hand der Erfahrung
immer mehr, daß der Kampf gegen den Klassenfeind eine einheitliche
politische Führung erfordert, da die Dualität der Führung die
weitere Entwicklung und Verstärkung des einheitlichen Kampfes der
Arbeiterklasse erschwert.

Die Interessen des Klassenkampfes des Proletariats und der Erfolg der
proletarischen Revolution machen es gebieterisch notwendig, daß in
jedem Lande eine einheitliche Partei des Proletariats bestehe. Dies zu
erreichen, ist natürlich nicht so leicht und einfach. Dies erfordert
zähe Arbeit und zähen Kampf und wird notwendigerweise ein mehr oder
weniger langwieriger Prozeß sein. Die kommunistischen Parteien müssen,
gestützt auf den wachsenden Drang der Arbeiter nach der Vereinigung
der sozialdemokratischen Parteien oder einzelner Organisationen
mit den kommunistischen Parteien, entschlossen und zuversichtlich
die Initiative der Durchführung dieser Vereinigung in ihre Hand
nehmen. Die Sache der Vereinigung der Kräfte der Arbeiterklasse zu
einer einheitlichen revolutionären proletarischen Partei im Moment,
da die internationale Arbeiterbewegung in die Periode der Überwindung
der Spaltung tritt, ist unsere Sache, die Sache der Kommunistischen
Internationale.

Genügt aber zur Herstellung der Einheitsfront der kommunistischen
und sozialdemokratischen Parteien ein Abkommen über den Kampf gegen
den Faschismus, die Kapitalsoffensive und den Krieg, so ist die
Schaffung der politischen Einheit nur auf der Grundlage einer Reihe
von bestimmten Bedingungen prinzipiellen Charakters möglich.

Diese Vereinigung ist nur möglich:

\begin{itemize}
\item
erstens, unter der Bedingung der vollständigen Un\-ab\-hän\-gig\-keit von
der Bourgeoisie und des voll\-stän\-di\-gen Aufgebens des Blocks der
Sozialdemokratie mit der Bourgeoisie;

\item
zweitens, unter der Bedingung, daß vorher die Aktionseinheit
hergestellt wird;

\item
drittens, unter der Bedingung, daß die Notwendigkeit des revolutionären
Sturzes der Herrschaft der Bourgeoisie und der Aufrichtung der Diktatur
des Proletariats in der Form von Sowjets anerkannt wird;

\item
viertens, unter der Bedingung, daß darauf verzichtet wird, die eigene
Bourgeoisie im imperialistischen Krieg zu unterstützen;

\item
fünftens, unter der Bedingung, daß die Partei auf der Grundlage
des demokratischen Zentralismus aufgebaut wird, der die Einheit des
Willens und der Aktion gewährleistet und an Hand der Erfahrung der
russischen Bolschewiki erprobt wurde.
\end{itemize}

Wir müssen die sozialdemokratischen Arbeiter geduldig und
kameradschaftlich aufklären, warum die politische Einheit der
Arbeiterklasse ohne diese Bedingungen unmöglich ist. Zusammen mit
ihnen müssen wir Sinn und Bedeutung dieser Bedingungen erörtern.

Warum ist zur Verwirklichung der politischen Einheit des Proletariats
die vollständige Unabhängigkeit von der Bourgeoisie und das Aufgeben
des Blocks der Sozialdemokratie mit der Bourgeoisie nötig?

Weil die ganze Erfahrung der Arbeiterbewegung und insbesondere die
Erfahrung der 15 Jahre Koalitionspolitik in Deutschland gezeigt hat,
daß die Politik der Arbeitsgemeinschaft, die Politik der Abhängigkeit
von der Bourgeoisie zur Niederlage der Arbeiterklasse und zum Sieg des
Faschismus führt. Und nur der Weg des unversöhnlichen Klassenkampfes
gegen die Bourgeoisie, der Weg der Bolschewiki ist der sichere Weg
zum Siege.

Warum ist die vorherige Herstellung der Aktionseinheit die
Voraussetzung der politischen Einheit?

Weil die Aktionseinheit zur Zurückschlagung der Offensive des Kapitals
und des Faschismus möglich und notwendig ist bevor noch die Mehrheit
der Arbeiter sich auf der gemeinsamen politischen Plattform des
Sturzes des Kapitalismus vereinigt; die Ausarbeitung der Einheit der
Auffassungen über die grundlegenden Wege und die Ziele des Kampfes des
Proletariats, ohne die die Vereinigung der Parteien nicht möglich ist,
erfordert jedoch eine mehr oder weniger lange Zeit. Und am besten
wird die Einheit der Anschauungen im gemeinsamen Kampf gegen den
Klassenfeind schon heute ausgearbeitet. Statt der Einheitsfront die
sofortige Vereinigung vorschlagen, heißt, das Pferd hinter den Wagen
stellen und glauben, daß der Wagen vorwärtsgehen wird. Gerade weil die
Frage der politischen Einheit für uns kein Manöver ist wie für viele
sozialdemokratische Führer, bestehen wir auf der Verwirklichung der
Aktionseinheit als einer der wichtigsten Etappen im Kampfe für die
politische Einheit.

Warum ist die Anerkennung des revolutionären Sturzes der Bourgeoisie
und der Aufrichtung der Diktatur des Proletariats in der Form der
Sowjetregierung notwendig?

Weil die Erfahrung des Sieges der großen Oktoberrevolution einerseits
und die bitteren Lehren in Deutschland, Österreich und Spanien
andererseits für die ganze Nachkriegsperiode von neuem bestätigt
haben, daß der Sieg des Proletariats nur durch den revolutionären
Sturz der Bourgeoisie möglich ist und daß die Bourgeoisie die
Arbeiterbewegung eher in einem Blutmeer ersticken wird, als daß
sie zuläßt, daß das Proletariat den Sozialismus auf friedlichem
Wege errichtet. Die Erfahrung der Oktoberrevolution hat anschaulich
gezeigt, daß der grundlegende Inhalt der proletarischen Revolution
die Frage der proletarischen Diktatur ist, die berufen ist, den
Widerstand der gestürzten Ausbeuter zu unterdrücken, die Revolution
für den Kampf mit dem Imperialismus zu bewaffnen und die Revolution
bis zum vollständigen Sieg des Sozialismus zu führen. Um die Diktatur
des Proletariats als Diktatur der überwältigenden Mehrheit über eine
verschwindende Minderheit, die Ausbeuter, zu verwirklichen --- und nur
als solche kann sie verwirklicht werden ---, dazu sind die Sowjets
notwendig, die alle Schichten der Arbeiterklasse, die Hauptmassen
der Bauernschaft und andere Werktätige umfassen, ohne deren Erwachen,
ohne deren Eingliederung in die Front des revolutionären Kampfes die
Verankerung des Sieges des Proletariats unmöglich ist.

Warum ist der Verzicht auf die Unterstützung der Bourgeoisie im
imperialistischen Krieg eine Vorbedingung der politischen Einheit?

Weil die Bourgeoisie den imperialistischen Krieg um ihrer räuberischen
Ziele willen gegen die Interessen der erdrückenden Mehrheit der Völker
führt, unter welchem Deckmantel der Krieg auch geführt werden mag. Weil
alle Imperialisten die fieberhaften Kriegsrüstungen mit der äußersten
Verstärkung der Ausbeutung und Unterdrückung der Werktätigen im Lande
verbinden. Die Bourgeoisie in einem solchen Kriege zu unterstützen,
bedeutet Verrat an den Interessen des Landes und an der internationalen
Arbeiterklasse üben.

Warum ist schließlich der Aufbau der Partei auf der Grundlage des
demokratischen Zentralismus eine Vorbedingung der Einheit?

Weil nur eine auf der Grundlage des demokratischen Zentralismus
aufgebaute Partei imstande ist, die Willens- und Aktionseinheit zu
gewährleisten, weil nur sie imstande ist, das Proletariat zum Siege
über die Bourgeoisie zu führen, die über eine so mächtige Waffe wie
der zentralisierte Staatsapparat verfügt. Die Anwendung des Prinzips
des demokratischen Zentralismus hat an Hand der Erfahrungen der
russischen bolschewistischen Partei, der Partei Lenins und Stalins,
eine glänzende historische Prüfung bestanden.

Ja, Genossen, wir sind für die einheitliche politische Massenpartei der
Arbeiterklasse. Daher aber die Notwendigkeit, wie Genosse Stalin sagt:

\begin{quote}
    einer Kampfpartei, einer revolutionären Partei, die kühn genug
    ist, um das Proletariat in den Kampf um die Macht zu führen,
    die genügend Erfahrung hat, um sich in den komplizierten
    Verhältnissen der revolutionären Situation zurechtzufinden und
    genügend Elastizität besitzt, um allen Klippen auf dem Wege zum
    Ziele auszuweichen.
    \citeOLD{S.96}{StalinLeninismus1}
\end{quote}

Daher ist es notwendig, die politische Vereinigung auf Grund der
angeführten Bedingungen anzustreben.

Wir sind für die politische Einheit der Arbeiterklasse! Deshalb sind
wir bereit, mit allen Sozialdemokraten, die für die Einheitsfront
sind und die Vereinigung nach den erwähnten Grundsätzen aufrichtig
unterstützen, auf das engste zusammenzuarbeiten. Doch gerade
deshalb, weil wir für die Vereinigung sind, werden wir entschlossen
gegen alle ``linken'' Demagogen kämpfen, die die Enttäuschung der
sozialdemokratischen Arbeiter zur Schaffung neuer sozialistischer
Parteien oder Internationalen ausnützen wollen, die sich gegen
die kommunistische Bewegung richten und damit die Spaltung der
Arbeiterklasse vertiefen.

Wir begrüßen das zunehmende Streben der sozialdemokratischen Arbeiter
nach der Einheitsfront mit den Kommunisten. In dieser Tatsache
erblicken wir das Erstarken ihres revolutionären Bewußtseins und
die beginnende Überwindung der Spaltung der Arbeiterklasse. In der
Überzeugung, daß die Aktionseinheit eine dringende Notwendigkeit
und der sicherste Weg zur Schaffung auch der politischen Einheit
des Proletariats ist, erklären wir, daß die Kommunistische
Internationale und ihre Sektionen bereit sind, Verhandlungen mit der
II.\ Internationale und ihren Sektionen aufzunehmen über die Herstellung
der Einheit der Arbeiterklasse im Kampfe gegen die Kapitalsoffensive,
gegen den Faschismus und gegen die Gefahr eines imperialistischen
Krieges.




\subsection{Schlußfolgerungen}

Genossen!

Ich schließe meinen Bericht. Wie ihr seht, tragen wir der seit dem
VI.\ Kongreß geänderten Lage, den Lehren unseres Kampfes Rechnung und
stellen, gestützt auf den bereits erreichten Grad der Konsolidierung
unserer Parteien eine Reihe von Fragen und vor allem die Frage der
Einheitsfront und des Herangehens an die Sozialdemokratie, an die
reformistischen Gewerkschaften und die anderen Massenorganisationen,
auf neue Art.

Es gibt Neunmalweise, die in alledem eine Abkehr von unseren
prinzipiellen Positionen, irgendeine Abschwenkung von der Linie des
Bolschewismus wittern. Nun ja, das hungrige Huhn, sagt man bei uns
in Bulgarien, träumt immer von Hirse.

Mögen sie das glauben, diese politischen Hühner.

Uns interessiert dies wenig. Für uns ist es wichtig, daß unsere eigenen
Parteien und die breiten Massen der ganzen Welt richtig begreifen,
was wir anstreben.

Wir wären keine revolutionären Marxisten, Leninisten, würdige Schüler
von Marx-Engels-Lenin-Stalin, wenn wir nicht gemäß der geänderten
Lage und den in der internationalen Arbeiterbewegung vor sich gehenden
Verschiebungen unsere Politik und Taktik entsprechend umstellten.

Wir wären keine wirklichen Revolutionäre, wenn wir nicht aus der
eigenen Erfahrung und der Erfahrung der Massen lernten.

Wir wollen, daß unsere Parteien in den kapitalistischen Ländern als
wirkliche politische Parteien der Arbeiterklasse auftreten und wirken,
daß sie tatsächlich die Rolle eines politischen Faktors im Leben
ihres Landes spielen, daß sie stets eine aktive bolschewistische
Massenpolitik betreiben und sich nicht auf Propaganda und Kritik
allein und bloße Aufrufe zum Kampf um die Diktatur des Proletariats
beschränken.

Wir sind Feinde jedes Schematismus. Wir wollen die konkrete Lage in
jedem Moment und an jedem gegebenen Ort berücksichtigen und nicht
überall nach einer bestimmten Schablone handeln, wir wollen nicht
vergessen, daß unter verschiedenen Bedingungen die Stellungnahme der
Kommunisten nicht die gleiche sein kann.

Wir wollen alle Etappen in der Entwicklung des Klassenkampfes
und im Wachstum des Klassenbewußtseins der Massen selbst nüchtern
berücksichtigen, es verstehen, in jeder Etappe die dieser Etappe
entsprechenden konkreten Aufgaben der revolutionären Bewegung zu
finden und zu lösen.

Wir wollen eine gemeinsame Sprache mit den breitesten Massen finden,
um den Kampf gegen den Klassenfeind zu führen, wir wollen Mittel und
Wege finden, um die Isolierung der revolutionären Avantgarde von den
Massen des Proletariats und allen Werktätigen endgültig zu überwinden
und auch, um die verhängnisvolle Isolierung der Arbeiterklasse selbst
von ihren natürlichen Verbündeten im Kampfe gegen die Bourgeoisie,
gegen den Faschismus zu überwinden.

Wir wollen immer breitere Massen in den revolutionären Klassenkampf
hineinziehen und sie zur proletarischen Revolution heranführen,
ausgehend von ihren brennenden Interessen und Nöten und auf Grund
ihrer eigenen Erfahrung.

Wir wollen, dem Beispiel unserer ruhmreichen russischen Bolschewiki,
dem Beispiel der führenden Partei der Kommunistischen Internationale,
der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, folgend, den revolutionären
Heldenmut der deutschen, spanischen, österreichischen und anderen
Kommunisten mit echtem revolutionären Realismus verbinden und mit den
letzten Resten scholastischer Hohlschwätzerei über ernste politische
Fragen aufräumen.

Wir wollen unsere Parteien allseitig ausrüsten für die Lösung der
überaus komplizierten politischen Aufgaben, vor denen sie stehen. Dazu
müssen wir ihr theoretisches Niveau immer höher heben, sie im Geiste
des lebendigen Marxismus-Leninismus und nicht eines toten Doktrinärtums
erziehen.

Wir wollen aus unseren Reihen das selbstzufriedene Sektierertum
ausmerzen, das uns in erster Linie den Weg zu den Massen versperrt
und die Durchführung einer wirklich bolschewistischen Massenpolitik
hindert. Wir wollen den Kampf gegen alle konkreten Äußerungen des
Rechtsopportunismus in jeder Weise verstärken, eingedenk dessen,
daß die Gefahr von dieser Seite gerade in der Praxis der Durchführung
unserer Massenpolitik und unseres Massenkampfes sich verstärken wird.

Wir wollen, daß die Kommunisten in jedem Lande alle Lehren aus ihrer
eigenen Erfahrung, als der Erfahrung der revolutionären Vorhut des
Proletariats rechtzeitig ziehen und auswerten. Wir wollen, daß sie
möglichst schnell lernen, im stürmischen Meer des Klassenkampfes
zu schwimmen und nicht als Beobachter und Registratoren der
heranstürmenden Wogen auf dem Ufer bleiben und auf gut Wetter warten.

Das ist es, war wir wollen!

Und wir wollen das alles deshalb, weil die Arbeiterklasse, an
der Spitze aller Werktätigen, zusammengeschlossen zu einer von der
Kommunistischen Internationale geführten revolutionären Millionenarmee,
mit einem so großen, weisen Steuermann wie unser Führer Genosse Stalin,
nur auf diesem Wege sicher imstande sein wird, ihre historische Mission
zu erfüllen, --- den Faschismus und zusammen mit ihm den Kapitalismus
vom Antlitz der Erde hinwegzufegen!

\vfill

\event{%
[Alle erheben sich von ihren Plätzen und bereiten Genossen Dimitroff
eine stürmische Ovation.
}%

\event{%
Von allen Seiten Rufe der Delegierten in verschiedenen Sprachen:
``Hurra, es lebe Genosse Dimitroff!''
}%

\event{%
Machtvoll ertönt die Internationale in allen Sprachen der Welt.
}%

\event{%
Wiederholter zunehmender Beifallssturm. Die Delegierten erheben die
Fäuste zum ``Rot Front''-Gruß.
}%

\event{%
Rufe: ``Es lebe Genosse Stalin, es lebe Genosse Dimitroff!''
}%

\event{%
Ruf: ``Genossen Dimitroff, dem Bannerträger der Komintern, ein
bolschewistisches Hurra!''
}%

\event{%
Ruf in bulgarischer Sprache: ``Genossen Dimitroff, dem heroischen
Kämpfer der Kommunistischen Internationale gegen den Faschismus,
ein Hurra!''
}%

\event{%
Die Delegationen singen eine nach der anderen ihre revolutionären
Lieder: die italienische die Bandiera rossa, die französische die
Carmagnole, die deutsche den Roten Wedding, die chinesische den Marsch
der chinesischen Roten Armee.]
}%

\vfill

\bibliographystyle{alpha}
\bibliography{Dimitrov.1935}

\end{document}
Dimitrov.1935.bib
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AUTHOR  = {W.I. Lenin},
TITLE   = {August 1914 - Dezember 1915},
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VOLUME  = {21}, 
EDITION = {1st},
YEAR    = {1960}
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@BOOK{LWnew31,
AUTHOR  = {W.I. Lenin},
TITLE   = {April-Dezember 1920},
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PUBLISHER       = {Dietz},
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YEAR    = {1966}
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@BOOK{LWnew15,
AUTHOR  = {W.I. Lenin},
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AUTHOR  = {J.W. Stalin},
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AUTHOR  = {J.W. Stalin},
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