User:Reiner David-Druckgraphik

From Wikimedia Commons, the free media repository
Jump to navigation Jump to search

Stand: 11. März 2024

Im September 1985 sah ich auf dem Berliner Flohmarkt eine Rolle alter Kupferstiche, unordentlich mit einem Einweckgummi zusammengehalten. Mich faszinierte sofort ein Kupferstich von Paulus Pontius nach Rubens aus dem Jahr 1626 mit der Darstellung des heiligen Rochus, des Schutzpatrons der Pestkranken. Insgesamt kaufte ich 37 Blätter zum Gesamtpreis von 425 DM. Damit ist mein Interesse für Druckgraphik geweckt. Fast alle dieser Stiche tragen die Sammlermarke "Althorp" [1] [2] – sie stammen aus der berühmten Bibliothek Althorp/Spencer [3] und wurden 1919 bei Christie's in London versteigert.
Seitdem kamen weitere Druckgraphiken unterschiedlicher Qualität dazu, die mir aus irgendeinem Grund gefallen haben. Wichtig war nur, dass sie möglichst vor 1800 gedruckt wurden, denn seitdem ist die Papierqualität immer schlechter geworden.
Ungefähr 80 Stiche dieser kleinen Sammlung möchte ich hiermit der Allgemeinheit zur Verfügung stellen (Public Domain = CC-Null).
Die Druckgraphiken wurden in der bestmöglichen Qualität mit 600 dpi gescannt und sind normalerweise nicht komprimiert. Nur bei extrem großen Stichen war eine leichte jpg-Komprimierung notwendig, um das Limit von 100 MB pro Blatt nicht zu überschreiten.
So sind auch Vergrößerungen aller Details möglich und man kann jeden Punkt oder Strich erkennen.

Den größten Teil der Originale habe ich im Juni 2021 dem Kupferstichkabinett in Berlin geschenkt:
"– Reiner David, Berlin: Konvolut von 47 Druckgraphiken und 3 Zeichnungen der französischen, italienischen, deutschen und niederländischen Schule,
Ident.-Nr. 4-2021 bis 50-2021 sowie KdZ 31732 bis KdZ 31734."
    sieheː Staatliche Museen zu Berlin-Jahresbericht 2021 (S. 35 und Bild auf S. 36) [4]
Hinzu kamen einige Stiche in schlechter Qualität für die Ausbildung von Restauratoren.
Zwei Bücher gingen an die Kunstbibliothek in Berlin:
- R. P. Joseph: Der Eröffnete himmliche Wollust-Garten… (1711)ː Signatur RA 8 2021 2787 [5] [6]
- A. M. Mallet: Kriegs-Arbeit oder Kriegs-Kunst… (1687)ː Signatur OS 3534 g kl [7] [8]
    1134 Seiten, über 400 Kupferstiche, kostenloser Download (495 MB)ː [9])

Da meine Sammlung sehr zufällig entstanden ist, habe ich mich bemüht, sie hier nach Themen zu ordnen.
Innerhalb dieser Themenblöcke sind die Stiche meist chronologisch sortiert.

Viel Spaß

Reiner David

Literaturː
Reiner Davidː Druckgraphik - Reisen, Sammeln, Ordnen (2021)
Katalogeintragː
kostenloser Download (36 MB):


Krieg und Frieden:

[edit]


Philipp Galle (1537-1612)
nach Stradanus (Jan van der Straet): Die Belagerung von Mons (1583)

  • Phillip Galle (nach Stradanus): Die Belagerung von Mons (1583)

Kupferstich, Platte 219x297 mm, veröffentlicht in: Johann Stradanus: Mediceae familiae victoriae et triumphi (1583), Prov.: Flohmarkt Berlin, Zustand: schlecht
Lit.: Andresen 1870, Bd. 1, S. 544, Nr. 12 von 12
Kupferstichkabinett Berlin - Ident. Nr.: 35-2021 [10]

Im achtzigjährigen Krieg (1568-1648) erkämpfte die Republik der Sieben Vereinigten Provinzen ihre Unabhängigkeit von Spanien. Die südlichen Niederlande blieben bei Spanien – daraus wurde das heutige Belgien. Die Stadt Mons (auf Flämisch heißt sie Bergen) wurde mehrmals belagert und erobert. Alexander Farnese drängte die Niederländer aus den flämischen und wallonischen Gebieten zurück und eroberte 1585 sogar die Stadt Antwerpen. Die darauf folgende Vertreibung der Protestanten führte letztlich zum Aufstieg von Amsterdam. Die Republik der Vereinigten Niederlande rächte sich später an der nun katholischen Stadt Antwerpen, indem sie die Westerschelde blockierte und Antwerpen von 1648 bis 1863 vom Seehandel abschnitt.
In manieristischer Art zeigt Stradanus die Rückenansicht eines Kanoniers beim Transport der schweren Kanone mit Hilfe von sechs Ochsen. Esel schleppen Kugeln und Pulver. Im Hintergrund marschieren Fußtruppen auf die Stadt zu und ein Zeltlager wird eingerichtet.
Das Blatt war Teil einer Serie zur Verherrlichung der Familie Medici.


Jacques Callot: Die großen Schrecken des Krieges (1633)
[edit]
Die großen Schrecken des Krieges
Blatt 11: Der Galgenbaum
aus dem Rijksmuseum Amsterdam

Jacques Callot [11] schuf 1633 mit seiner Serie von 18 kleinformatigen Radierungen die bekannteste Schilderung des Krieges. Der Galgenbaum ist zum Symbol des 30-jährigen Krieges geworden. Gemeinsam mit dem Text zeigen die Blätter die Anwerbung der Truppen, Gefechte, Plünderungen, Vergewaltigungen und die drastische Bestrafung der Übeltäter. Im letzten Blatt verteilt der König Orden.
Niemand außer Callot hat sich in dieser Zeit so bemüht, Ursachen und Wirkungen zu beschreiben. Die Soldaten sind Täter und Opfer. Die beraubten Bauern rächen sich, und die Soldaten müssen betteln gehen.
Es gibt eine gute Beschreibung der Serie auf Französisch: [12])

Raubdruck nach Jacques Callot:
Die großen Schrecken des Krieges
01: Titelblatt

Ich war immer auf der Suche nach dieser wunderbaren Serie. Meine acht Abzüge sind leider alle nicht ganz echt – die Drucke waren im 17. Jahrhundert so beliebt, dass sie oft nachgestochen wurden. Dabei kopierte man auch die Namen des Künstlers „Callot inv. et fec.“, Herausgebers „Israel exc.“ und die Inschrift „Avec Privilège du Roy“, die eigentlich vor Raubdrucken schützen sollte.

  • Raubdruck nach Jacques Callot: Blatt 01 - Titelblatt

nach J. Callot, Titelblatt, alle Abbildungen ca. 85x190 mm, seitenrichtig mit dem Text,
Die Kopie des Bildes ist stets sehr präzise, das Schriftbild weicht vom Original ab.
Prov.: Antiquariat in Langres (Frankreich) 2008, Zustand: sehr schlecht, stark gebräuntes Papier, unsaubere Ränder


Raubdruck nach Jacques Callot:
02: Die Anwerbung der Soldaten
  • Raubdruck nach Jacques Callot: Blatt 02 - Die Anwerbung der Soldaten


Raubdruck nach Jacques Callot:
03: Die Reiterschlacht
  • Raubdruck nach Jacques Callot: Blatt 03 - Die Reiterschlacht


Raubdruck nach Jacques Callot:
09: Die Gefangennahme der Missetäter
  • Raubdruck nach Jacques Callot: Blatt 09 - Die Gefangennahme der Missetäter


Raubdruck nach Jacques Callot:
10: Der Wippgalgen
  • Raubdruck nach Jacques Callot: Blatt 10 - Der Wippgalgen, seitenrichtig, mit dem Text:

„Die großen Hauptleut waren wohl aus guten Gründen
so klug gewesen, diese Strafen zu erfinden
für Lästerzungen frech und Müßiggänger faul,
für pflichtvergeßne Schurken, Zank- und Lügenmaul.
Das böse Beispiel ihrer lasterhaften Taten
macht manchen andern sonst noch schlaff und ungeraten.“
Übersetzung: Lothar Klünner und Hedda Soelner (aus: Jacques Callot – Das gesamte Werk in zwei Bänden, Rogner & Bernhard, München 1971, S. 1664)


Raubdruck nach Jacques Callot:
12: Die Erschießung
  • Raubdruck nach Jacques Callot: Blatt 12 - Die Erschießung

Dieser Kopie nach dem Original von Callot stammt aus einer anderen Quelle. Sie ist seitenverkehrt und ohne Text, ca. 85x190 mm, Prov.: gekauft in Venedig ca. 2000, Zustand: gut
Da der Name des Künstlers, Verlegers und das Privileg weggelassen wurden, ist dies für die damalige Rechtsauffassung kein Raubdruck, denn Bilder durften kopiert werden.


Raubdruck nach Jacques Callot:
17: Die Rache der Bauern
  • Raubdruck nach Jacques Callot: Blatt 17 - Die Rache der Bauern


Raubdruck nach Jacques Callot:
18: Die Ordensverteilung
  • Raubdruck nach Jacques Callot: Blatt 18 - Die Ordensverteilung


Jonas Suyderhoef (1613-1689)
nach Ter Borch:
Der Frieden von Münster (1648)
  • Jonas Suyderhoef (nach Ter Borch): Der Frieden von Münster (1648)

Platte 466x583 mm, Prov. Althorp 161 und Sammlerstempel NH [13],
Zustand: dünnes Papier, scharfe Knickfalte, sehr stark beschnitten, kleine Risse
Lit: Johann Wussin: Jonas Suyderhoef. Verzeichnis seiner Kupferstiche. Leipzig 1861, S. 58–59 – Nagler: Künstlerlexikon Bd. 18, S. 26
Fünf Jahre lang wurde in Münster und Osnabrück verhandelt, um den Dreißigjährigen Krieg und den Achtzigjährigen Unabhängigkeitskrieg der Niederlande zu beenden. Das Bild zeigt den Friedensschluss zwischen Spanien und den Niederlanden im Ratssaal von Münster am 15. Mai 1648. Die sechs niederländischen Gesandten erheben die Hand zum Schwur und die drei Spanier legen die Hand auf die Bibel.
Gerard ter Borch (1617-1681) war auf Einladung des holländischen Gesandten seit 1645 dabei; er kannte also die beteiligten Personen und war in der Lage, sie genau abzubilden. Er selbst hat sich am linken Rand dargestellt. Ter Borch hat den Preis für sein kleinformatiges Gemälde (Öl auf Kupfer, 454x567 mm) auf stolze 6.000 Gulden festgesetzt, weil er es nicht verkaufen wollte. Es gehört heute der National Gallery in London, hängt aber als Leihgabe im Reichsmuseum in Amsterdam.
Schon 1648 erhielt Jonas Suyderhoef (1613-1689) den Auftrag, einen Kupferstich im gleichen Format anzufertigen, der in hoher Auflage verbreitet werden sollte. Dieser Stich wurde erst 1650 fertig und enthält die zusätzliche Inschrift:
    PAX OPTIMA RERUM (Der Friede ist das Beste aller Dinge)
Die Kupferplatte des Stiches wurde später vergoldet, deshalb konnte man davon keine Abzüge mehr herstellen.


Blutiges See-Treffen (1653) aus:
Theatrum Europaeum Bd.7 von Matthäus Merian und seinen Söhnen
  • Merian: Blutiges See-Treffen (1653)

Abbildung deß Blutigen SeeTreffens Zwischen den Holländern und Engeländern ..., aus: Theatrum Europaeum, Bd. 7 (1663),
Druckplatte 296x387 mm, Prov.: Flohmarkt, Zustand: schlecht, Risse
Kupferstichkabinett Berlin - Ident. Nr.: 40-2021 [14]

Eine der Ursachen des Ersten Englisch-Niederländischen Krieg (1651-1654) war die dominierende Stellung der Niederländer im Seehandel. Die Seeschlacht bei Scheveningen von 1653 war die letzte in diesem Krieg. Gleich zu Beginn wurde der beliebte niederländische Seeheld und Admiral Maarten Tromp von einem englischen Scharfschützen erschossen. Sein Tod wurde zunächst geheim gehalten, um die Moral der Truppe nicht zu schwächen. Die Niederländer verloren zehn ihrer 127 Schiffe, konnten aber den 120 englischen Schiffen so starke Schäden zufügen, dass sie abziehen mussten. Ein Jahr später schloss man Frieden.
Beschreibung der Schlacht in der deutschen und niederländischen Wikipedia: [15] [16]
Rund zehn Jahre später begann der zweite Englisch-Niederländische Krieg, der mit dem Frieden von Breda 1667 beendet wurde.


Der Friede von Breda (1667)
Gesamtansicht mit dem Mittelbild aus dem Metropolitan Museum of Art, New York

Romeyn de Hooghe: Der Friede von Breda (1667)
Plattengröße des gesamten Blattes 540x420 mm, Prov.: Althorp 636 und Sammlerstempel S im Kreis (Lugt L.2338a) [17]
Zustand: zerschnitten und aufgeklebt, das zentrale Motiv fehlt, die acht Randbilder sind aber sehr schön und extrem detailliert.
Lit.: Nagler Bd. 6, S. 292, Nr. 23 von 54 („sehr gesucht“) – Andresen 1870 Bd. 1, S. 691, Nr. 3 von 10
Kupferstichkabinett Berlin - Ident. Nr.: 24-2021,1-6ː [18]

Breda feiert am 24. August 1667 den Friedensschluss im Zweiten Englisch-Niederländischen Seekrieg (1663-1667). Es ist eine Komposition aus neun Einzelbildern auf einer Platte, erfunden und gestochen von Romeyn de Hooghe (1645-1708). Leider fehlt mir das mittlere Bild B mit der feierlichen Unterzeichnung des Vertrages, doch mich begeistern die winzigen Details auf den umlaufenden acht Darstellungen. Es ist unmöglich, das begeisterte Volk zu zählen. Für Details lohnt eine Lupe.
Leider hielt der Frieden nur fünf Jahre, dann begann 1672 der Dritte Englisch-Niederländische Seekrieg.

Gesamtansicht des Blattes mit dem Mittelbild aus dem Metropolitan Museum of Art (New York): [19]


A: Die Ankunft des englischen Botschafters in Breda (unten)
I: Die Abreise des englischen Botschafters (oben)
  • Der Friede von Breda - Bild A und I

Bild A: Ankunft des englischen Botschafters in Breda
  1. Reiterkompanie
  2. Trompeter
  5. Die Karosse des Botschafters, mit neun Kronen verziert und köstlich vergoldet
Bild I: Die Abreise des englischen Botschafters


C: Parade vor dem Kastell
D: Das Kastell von Breda
  • Der Friede von Breda - Bild C und D

Bild C: Parade vor dem Kastell
  1. Reiterei
  2. Soldaten
  3. Kastell auf der Stadtseite
  4. Seine Exc. Beverning
  5. Haus von M. Estrades
  6. Haus von M. Courtin
  7. Die Oranien-Flagge auf dem Turm
Bild D: Das Kastell von Breda
  1. Der Fluss Marck
  2. Die Mauer des Kastells
  3. Das Wappentor
  4. Der Hafen
  5. Salvenschießen mit Kanonen


E: Im Rathaus
  • Der Friede von Breda - Bild E

Bild E: Im Rathaus
  1. Botschafter
  2. Magistrat von Breda
  3. Trompeter, Musikanten
  4. Die Kammer der Bogenschützen


F: Der Platz vor dem Stadthaus
G: Volksfest vor dem Haus des nieder-
ländischen Botschafters
  • Der Friede von Breda - Bild F und G

Bild F: Der Platz vor dem Stadthaus
  1. Stadthaus
  2. Die Verkündigung des Friedens
  3. Das Theaterpodium
  4. Trompeter
  5. Die Schützengilde
  6. Acht Pfähle mit je 25 Lichtern
  7. Die Rethoriker-Kammer
  8. De Vreugdenberg
Bild G: Volksfest vor dem Haus des niederländischen Botschafters
  1. Haus des Botschafters Hrn. Straten
  2. Pechfackeln zur Beleuchtung
  3. Weinbrunnen: Der Löwe mit sieben Pfeilen steht für die Vereinigten Niederlande


H: Volksfest vor dem Haus des englischen Botschafters
  • Der Friede von Breda - Bild H

Bild H: Volksfest vor dem Haus des englischen Botschafters
  1. Haus des Englischen Botschafters
  2. Verlesen der Friedensbedingungen
  3. Ein Brunnen, der Wein verströmt: „Roosen daer de wyn seer aerdigh uytsprongh“
  4. Feuerwerkskörper


Johann Georg Wolfgang (1662-1744)
nach Antoine Pesne:
Graf Borcke (1741)
  • Johann Georg Wolfgang (nach Pesne): Graf Borcke (1741)

Kupferstichkabinett Berlin - Ident. Nr.ː 50-2021 [20]

Graf Adrian Bernhard von Borcke (1668-1741) hat einen umfangreichen Wikipedia-Artikel [21]. Zum General wurde er unter dem Soldatenkönig, der trotz seiner Leidenschaft für lange Kerls und das Exerzieren nur einen Krieg geführt hat. Sein Nachfolger, der Philosoph auf dem Königsthron, hat dagegen in zahlreichen Kriegen über eine Million eigene und fremde Leute umgebracht. (Quelle: [22])
Militärische Eroberungen bringen auf Dauer wenig: Schlesien gehört schon lange nicht mehr zu Preußen oder Deutschland. Wer schon kein Mitleid mit den Opfern und Tätern hat, sollte wenigstens daran denken, dass Kriege viel zu teuer sind, um Konflikte dauerhaft zu lösen.
Der Kupferstich entstand nach einem Gemälde von Antoine Pesne, dem Lieblingsmaler von Friedrich II.
Der Kupferstecher Johann Georg Wolfgang (1662-1744) war in seiner Jugend zur Ausbildung in Amsterdam. Bei einem Ausflug nach England wurden er und sein Bruder von algerischen Korsaren entführt und durch ein Lösegeld vom Vater freigekauft. Anfänglich orientierte er sich an Gérard Edelinck und anderen französischen Stechern. „Besonders geglückt sind ihm jedoch Frauengesichter, bzw. Gesichter mit weichen Zügen.“


Religion (Stiche aus der Rubensschule):

[edit]


Schelte à Bolswert (1586–1659)
nach P. P. Rubens:
Auferstehung Christi

Rubens hat wohl nur einen Kupferstich selbst angefertigt (die "Heilige Catharina van Alexandrië") [23], doch verpflichtete er ab 1619 die fähigsten Kupferstecher und Holzschneider für die Reproduktion seiner Gemälde als Druckgraphik. Für diese Drucke erwirkte er königliche Privilegien als Copyright.

  • Schelte à Bolswert (nach Rubens): Auferstehung Christi

Platte 416x295 mm, Prov.: Althorp 170, Zustand: gebräuntes Papier, sonst gut
Lit.: Andresen 1870 Bd. 1, S. 150ff., Nr. 11 von 26, Zustand III von V, Nagler Bd. 2, S. 22ff., erwähnt auf S. 24
Kupferstichkabinett Berlin - Ident. Nr.ː 8-2021 [24]


Paulus Pontius (1603-1658)
nach P. P. Rubens:
Heiliger Rochus (1626)
  • Paulus Pontius (nach Rubens): Heiliger Rochus (1626)

Platte 550x362 mm, Prov.: Mariette 1674 [25], Althorp 22, Zustand: gut, in Rahmenblatt eingeklebt
Lit.: Hans Jakob Meier: Die Kunst der Interpretation – Rubens und die Druckgraphik, Berlin 2019, S. 212f.
Nagler Bd. 11, S. 500ff., Nr. 87 von 110 („Ein Hauptwerk des Malers und Stechers“)
Kupferstichkabinett Berlin - Ident. Nr.ː 5-2021 [26]

Paulus Pontius (1603-1658) arbeitete für Rubens bis zu dessen Tod 1640; er wohnte sogar von 1624 bis 1631 im Haus von Rubens und stach insgesamt 42 Platten nach den Vorlagen von Rubens. Gleichzeitig arbeitete er aber auch nach anderen Vorbildern.
Der heilige Rochus von Montpellier lebte im 14. Jahrhundert und ist ein Schutzpatron gegen die Pest und andere Seuchen, also ist er auch für Corona zuständig. Sein Leben war abenteuerlich: Er verschenkte sein Vermögen an die Armen, wurde Franziskaner-Mönch und half in Rom bei der Pflege von Pestkranken. Auf seiner Rückreise erkrankte er selbst, lebte einsam im Wald und wurde von einem Engel gepflegt; ein Hund brachte ihm täglich ein frisches Brot. Zurück in seiner Heimat wurde er für einen Spion gehalten und starb nach fünf Jahren Haft im Gefängnis. Erst nach seinem Tod erkannte man ihn an einem kreuzförmigen Mal auf der Brust.
Seine Kennzeichen sind die Pilgertracht, die entblößten Pestbeulen am Oberschenkel, der Engel und der Hund. Auf dem Bild von Rubens kniet Rochus oben in der Mitte; Christus weist auf die Tafel, die der Engel hält:
    Eris in Peste Patronus (Du wirst in der Pest Schutzherr sein)


Paulus Pontius (1603-1658)
nach A. van Dyck: Die Vision des seligen Hermann Joseph
  • Paulus Pontius (nach van Dyck): Vision des seligen Hermann Joseph (um 1630)

Platte 330x256 mm, Prov.: Althorp 166, Zustand: sehr gut, in Rahmenblatt eingeklebt
Lit.: Nagler Bd. 11, S. 500ff. Nr. 102 von110, Zustand 3 von 3
Kupferstichkabinett Berlin - Ident. Nr.ː 6-2021 [27]


evtl. P. P. Rubens ("Rvbbens")
Portrait eines englischen Geistlichen, oval
  • „Rvbbens“(?): Portrait eines englischen Geistlichen

Platte oval 142x115 mm, Prov.: Althorp 215, Zustand: gut
Lit.: Andresen 1873 Bd. 2, S. 403:
Andresen meint, dies wäre einer der wenigen eigenhändigen Stiche von Rubens, die Schrift „P. P. Rvbbens F.“ sei von fremder Hand.
Ich glaube das nicht.
Kupferstichkabinett Berlin - Ident. Nr.ː 10-2021 [28]


Pieter Soutman (um 1580–1657)
nach Raffael:
Schlüsselübergabe an Petrus
  • Pieter Soutman (nach Raffael): Schlüsselübergabe an Petrus

Platte 515x361 mm, Prov.: Althorp 114, Zustand: gut, Wasserzeichen?
Lit.: Andresen 1873, Bd. 2, S. 560, Nr. 11 von 47
Kupferstichkabinett Berlin - Ident. Nr.ː 11-2021 [29]


Cornelis Visscher (1629-1662)
nach P. P. Rubens:
Franziskus empfängt das Christuskind von Maria (CUPIO DISSOLVI …)
  • Cornelius Visscher (nach Rubens): Franziskus empfängt das Christuskind von Maria (CUPIO DISSOLVI …)

Platte 441x356 mm, Prov.: Althorp 167, Zustand: gut
Lit.: Rubens in Zwart en Wit, Antwerpen 2004, S. 67, Nr. 79
Nagler Bd. 20, S. 383ff., Nr. 113 von 179, 2. von 2 Zuständen
Kupferstichkabinett Berlin - Ident. Nr.ː 9-2021 [30]


Lucas I Vorsterman (1595-1675)
nach P. P. Rubens:
Loths Flucht aus Sodom (1620)
  • Lucas I Vorsterman (nach Rubens): Loths Flucht aus Sodom (1620)

Platte 327x386 mm, Prov.: Althorp 167, Zustand: gut
Lit.: Hymanns 1893 S. 27+65, Wijngaert 1940 S. 101, Meier 2020 S. 84f.+157ff.
Hans Jakob Meier: Die Kunst der Interpretation – Rubens und die Druckgraphik, S.84f.,157f.
Andresen 1873 Bd. 2, S. 687ff., Nr. 2 von 63, Zustand 1 von 2
Nagler Bd. 20, S. 540ff., Nr. 73 von 132, Zustand 1 von 2
Kupferstichkabinett Berlin - Ident. Nr.ː 7-2021 [31]

Eines der bekanntesten Blätter aus der Stecherwerkstatt von Rubens ist dieser Kupferstich von Lucas I. Vorstermann (1595-1675).
Wir kennen die Vorgeschichte und wissen, wie es weitergeht. Am Anfang war das unwürdige Geschacher Abrahams mit Gott über die Frage, wie viele Gerechte es in der verdorbenen Stadt Sodom gebe, die dann vernichtet wurde. (1. Mose 18,24)
Letztlich sind es nur Loth und seine Familie, die mit dem wertvollsten Hausrat von den Engeln evakuiert werden. Loths Frau wird sich gleich nach der zerstörten Stadt umdrehen und vor Schreck zur Salzsäule erstarren. Auf dem Stich sieht sie schon etwas verhärmt aus. Anscheinend haben Loth und seine Töchter, außer den schönen Bechern, auch noch genug Wein gerettet, den sie am Abend trinken.
Der einzige Gerechte aus Sodom lässt sich trunken mit seinen Töchtern ein. Diese bekommen Söhne: Moab und Ben-Ammi, Stammväter der Moabiter und Ammoniter. (1. Mose 19).


Religion (andere Stecher, nach Entstehungszeit geordnet):

[edit]


Lucas Cranach d.Ä. (1471-1553):
Luther als Mönch vor einer Nische (1520)
  • Lucas Cranach d.Ä.: Luther als Mönch vor Nische (1520), Platte: 166x112 mm

Prov.: Flohmarkt, Zustand: gut, aufgeklebt, kein Plattenrand zu erkennen, späterer Druck wegen eines Kratzers auf der Platte (oben, links), neueres Büttenpapier
Lit.: Martin Warnke: Cranachs Luther, Fischer 1984, aus der Reihe „kunststück“
Kupferstichkabinett Berlin - Ident. Nr.ː 32-2021 [32]

Der lateinische Text lautet übersetzt:
„Die unvergänglichen Bilder seines Geistes bringt Luther selbst zum Ausdruck, das Wachs des Lucas dagegen seine sterbliche Gestalt.“
Das "Wachs des Lucas" meint die Darstellung durch Lucas Cranach.


Albrecht Dürer (1471-1528):
Christus in Emmaus, Holzschnitt aus Die kleine Passion, vor 1511
  • Albrecht Dürer: Christus mit zwei Jüngern in Emmaus, aus der Holzschnittpassion von 1511

Kupferstichkabinett Berlin - Ident. Nr.ː 33-2021 [33]

Die Holzschnitte dieses Buches waren auf der Rückseite mit lateinischen Versen bedruckt, so dass sich im Buch der Text immer links vom Bild befindet und auf der Rückseite des Holzschnitts der Text für das nächste Bild steht. Sie dienten, ähnlich wie die Stundenbücher, der privaten Andacht und das Format ist sehr handlich. Das Buch wurde wohl irgendwann in einzelne Blätter zerlegt. Bei spätereren Abdrucken von diesem Holzstock wurde der Text auf der Rückseite stets weggelassen.
Dürer war mit seinen Holzschnitten und Kupferstichen erfolgreicher als mit seinen Gemälden. Die Kleine Holzschnittpassion verkaufte sich sehr gut. Auf seiner Reise in die Niederlande 1520-21 nahm Dürer viele Exemplare zum Verkauf oder als repräsentatives Geschenk mit.


Psalter mit Schrotschnitten als Umrandung, 1r
Psalter mit Schrotschnitten als Umrandung, 1v
Psalter mit Schrotschnitten als Umrandung, 2r
Psalter mit Schrotschnitten als Umrandung, 2v

Zwei Bögen aus einem Psalter mit jeweils vier Randleisten pro Seite in Schrotschnitttechnik, 16. Jahrhundert
Prov.: im Pergament-Einband eines Buches von 1711 gefunden. Es wurde dort als Makulatur zur Verstärkung des Einbandes verwendet.
Kupferstichkabinett Berlin - Ident. Nr.ː 34-2021 [34]

Schrotschnitte waren in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts sehr beliebt, danach kamen sie schnell wieder aus der Mode. Sie werden in weiches Metall geschnitten und deshalb auch Metallschnitte genannt. Typisch für Schrotschnitte sind die weißen Punkte, die durch Einschlagen von Punzen entstehen. Da es ein Hochdruckverfahren ist, drucken nur die erhabenen Oberflächen der Platte. Wie beim Holzschnitt lassen sich die Schmuckleisten sehr gut mit den Textblöcken kombinieren. Im 15. Jahrhundert wurde diese Technik häufig für religiöse Blätter verwendet – später in Paris auch für Stundenbücher. Vor der Erfindung der preiswerten Drucktechniken waren Stundenbücher ein Luxusartikel.
Zur Umrahmung des Textes jeder Seite wurden jeweils vier Schrotschnitte verwendet. Einige Umrahmungen wurden mehrfach verwendet. Links und rechts stehen Balustersäulen, oben Akanthusranken und am unteren Rand Bildmotive mit ruhenden nackten Figuren, der Erschaffung Evas aus der Rippe Adams, Adam und Eva mit der Schlange und dem Apfel, außerdem Engel. Diese Drucktechnik war von 1470 bis 1550 üblich und wurde später nicht mehr verwendet.

  • Anonym: Schrotschnitt, Seite 1, recto

Links unten: die Erschaffung Evas aus der Rippe Adams;
rechts unten: meines Wissens der einzige Sündenfall in der Kunstgeschichte, der im Liegen stattfindet – formatbedingt. Adam links, Eva mit Apfel rechts, die Schlange ringelt sich in der Mitte um den Baum der Erkenntnis.

  • Anonym: Schrotschnitt, Seite 1, verso
  • Anonym: Schrotschnitt, Seite 2, recto
  • Anonym: Schrotschnitt, Seite 2, verso


Anonymer Künstler
Anbetung der Hure aus Babylon
Holzschnitt, 16. Jh.
  • Anonym: Die Anbetung der Hure aus Babylon, Holzschnitt, 16. Jahrhundert,

85x125 mm, lat. Text auf der Rückseite, knapp beschnitten und auf Kartonrahmen geklebt
Prov.: Flohmarkt Tournus, Juli 2013
Ein herausgetrennter Holzschnitt aus einer Apokalypse des 16. Jahrhunderts. Auf der Rückseite steht der lateinische Text. Die Hure aus Babylon reitet auf dem Tier mit sieben Häuptern und zehn Kronen (Bibel, Offenbarung 13).
Sie steht heute für die Europäische Gemeinschaft. Sie lässt sich vom Volk, den Regierenden und Königen anbeten, denn sie hält das Symbol des Luxus in ihrer Hand. Es ist ein Kelch – und man denkt an den Kelch aus dem Garten Gethsemane: „Herr, lass diesen Kelch an mir vorübergehen ...“
Deutsche Schweine-Züchter, die mit unseren EU-Fördermitteln nach China exportieren, wissen, was ich damit meine.


Cornelius Galle d.Ä.(1576-1650):
Christus, segnend, mit Arma Christi und Putten
  • Cornelius Galle: Christus, segnend, mit Arma Christi und Putten

Platte 149x104 mm, Prov.: Flohmarkt Berlin, Zustand: gut, Wasserzeichenː 2 Halbmonde
Kupferstichkabinett Berlin - Ident. Nr.ː 36-2021 [35]


Cornelius Galle d.Ä.(1576-1650):
Papst mit viel Volk im Himmel und auf Erden
  • Cornelius Galle: Katholisches Thesenblatt (?)
    Papst mit viel Volk im Himmel und auf Erden,

Platte 169x108 mm, Prov.: Flohmarkt, Zustand: gut, Wasserzeichenː 2 Halbmonde
Kupferstichkabinett Berlin - Ident. Nr.ː 37-2021 [36]


Léonard Gautier (1561-1635): Prophet Malachias
  • Léonard Gautier: Prophet Malachias

Platte 127x127 mm, französischer Text auf der Rückseite, Prov.: Flohmarkt, Lit.: Nagler Bd. 5, S. 48f.
Kupferstichkabinett Berlin - Ident. Nr.ː 38-2021 [37]

Was möchte uns der Prophet sagen?
Links steht die Weltkugel in Flammen (Bild D), offensichtlich eine Folge des menschengemachten Klimawandels.
Rechts oben sitzt Jesus zu Gericht (Bild B) und erinnert uns daran, dass wir für unsere Taten oder unsere Tatenlosigkeit einst verantwortlich gemacht werden. Es sind aber keine Angeklagten und Verurteilten mehr anwesend, denn es wird keine Auferstehung geben.
Rechts unten trifft Johannes auf Christus (Bild C). Er ist in seinen alten verschlissenen härenen Mantel gekleidet und kann auf die neueste Frühjahrs- und Herbstmode aus den Billiglohnländern verzichten. Wir erinnern uns, dass Johannes sich von Heuschrecken und wildem Honig aus einheimischer und ökologischer Landwirtschaft ernährt – er braucht keine Weintrauben aus Chile oder Zwiebeln aus Neuseeland.


Charles Audran (1594-1674)
nach Tizian:
Maria mit Kind und kleinem Johannes in einer Landschaft oder
Mystische Verlobung der hl. Katharina
  • Charles Audran (nach Tizian): Maria mit Kind und kleinem Johannes in einer Landschaft

oder: Mystische Verlobung der hl. Katharina
Platte 317x384 mm, Prov.: Althorp 299, Zustand: gut, Mittelfalte
Lit.: Andresen 1870, Bd. 1, S. 41, Nr. 1 von 4 – Inventaire du fond français, graveur (BNF) 17. Jh. S. 174f., Nr. 41
Kupferstichkabinett Berlin - Ident. Nr.ː 14-2021 [38]


Cornelis Bloemaert (1603-1692)
nach Pier Francesco Mola:
„Gnadenstuhl“
  • Cornelis Bloemart (nach Pier Francesco Mola): "Gnadenstuhl",

Platte 340x227 mm, Prov.: Althorp 263, Zustand: gut, Mittelfalte, sehr breite Ränder
Lit.: bei Nagler und Andresen wird dieser Stich nicht erwähnt
Kupferstichkabinett Berlin - Ident. Nr.ː 25-2021 [39]


Francesco Faraone Aquila (1676-1740): Grablegung (1695)
  • Francesco Faraone Aquila: Grablegung (1695),

Platte 401x270 mm, Prov.: Althorp 267, Zustand: sehr gut
Kupferstichkabinett Berlin - Ident. Nr.ː 17-2021 [40]


Giovanni Gaspare Lanfranco (1582–1647): Zwickel mit Prophetenfigur in den Wolken mit Buch und Schriftrolle
Giovanni Gaspare Lanfranco (1582–1647): Zwickel mit Prophetenfigur und Engel in den Wolken mit Schriftrolle und mit Feder auf eine Tafel schreibend
  • Gaspare Lanfranco: Zwickel mit Prophetenfigur in den Wolken mit Buch und Schriftrolle

Platte 215x244 mm, Prov.: Althorp 101, Zustand: gut
Lit.: Nagler Bd. 7, S. 275-280
Kupferstichkabinett Berlin - Ident. Nr.ː 26-2021 [41]


  • Gaspare Lanfranco: Zwickel mit Prophetenfigur und Engel in den Wolken mit Schriftrolle und mit Feder auf eine Tafel schreibend,

Platte 243x218 mm, Prov.: Althorp 102 (Nummer abgeschnitten), Zustand: gut
Lit.: Nagler Bd. 7, S. 275-280
Kupferstichkabinett Berlin - Ident. Nr.ː 27-2021 [42]


James Mac Ardell (ca.1729-1765)
nach Pietro da Cortona:
St. Jerome (Hieronymus)
  • James Mac Ardell (nach Pietro da Cortona): St. Jerome (Hieronymus) (Schabkunst)

Platte 505x358 mm, Prov.: Althorp 83, Zustand: sehr guter Druck in warmem Braun, an den Ecken gerissen, weil falsch aufgeklebt, Wasserzeichen Lilie
Lit.: Nagler Bd. 1, S. 154f. und Andresen 1870, S. 34 (dieser Stich nicht genannt)
Kupferstichkabinett Berlin - Ident. Nr.ː 16-2021 [43]

In einem Ausstellungskatalog des Burlington Fine Arts Club von 1886 wird dieser Stich erwähnt ("Exhibition of the works of James McArdell", S. 43, Nr. 204).[44]
Wenn man schon keine farbigen Bilder drucken konnte, wollte man wenigstens Halbtöne in Graustufen wiedergeben. 1642 wurde von Ludwig von Siegen die Schabkunst erfunden und später vor allem in England praktiziert. Dort hatte sie ihre höchste Blüte vom Ende des 17. bis ins 18. Jahrhunderts.
Die Technik ist sehr mühevoll: Zuerst wird eine geglättete Kupferplatte mit einem gezähnten Wiegeeisen längst, quer und diagonal bearbeitet. Das dauert sehr lange und ein Abdruck dieser Platte ergibt eine gleichmäßig schwarze samtige Fläche. Auf der Platte glättet der Künstler alle Stellen, die hell gedruckt werden sollen, mit Hilfe eines Polierstahls oder eines Schabeisens mehr oder weniger, je nach der gewünschten Helligkeit.
Das Verfahren erlaubt nur ungefähr einhundert Drucke von guter Qualität und ist sehr arbeitsaufwändig. Es wurde vor allem zur Reproduktion von Gemälden und Porträts verwendet. Auch Szenen aus Shakespeares Theaterstücken waren beliebt. James Mac Ardell war einer der wichtigsten Meister der Schabkunsttechnik.


Iosephus a Montalegre:
Titelkupfer zu R.P.Joseph:
Der eröffnete himmliche Wollustgarten (Nürnberg 1711)
  • Iosephus a Montalegre: Titelkupfer zu R. P. Joseph: Der eröffnete himmliche Wollustgarten (1711), Predigten

Prov.: Antiquariat Prag ca. 1988, “Ex Bibliotheca Dubensi”
Kunstbibliothek Berlin, Signatur RA 8 2021 2787 [45]



Raphael Morghen (1758-1833)
nach Raffael: Madonna della Sedia
  • Raphael Morghen (nach Raffael): Madonna Della Sedia,

Platte 421x362 mm, Prov.: Althorp 192, Zustand: gut
Lit.: Andresen 1873, Bd. 2, S. 191-197, Nr. 2 von 61, Zustand IX von X – Nagler Bd. 9, S. 469ff., Nr. 88 von 201, Zustand VI von VI
Kupferstichkabinett Berlin - Ident. Nr.ː 19-2021 [46]


François Poilly (1623-1693)
nach Guido Reni: Flucht nach Ägypten
  • François Pouilly (nach Guido Reni): Flucht nach Ägypten,

Platte 447x324 mm, mit dem Wappen von Colbert, ca. 1648, Prov.: Althorp 117 und „NH“ (Lugt L.1974) [47], Zustand: sehr schöner Druck, wie neu
Lit.: Nagler Bd. 11, S. 445ff., Nr. 40 von 107 – Andresen 1873, Bd. 2, S. 311ff., Nr. 13 von 28 — N. Gramaccini, H. J. Meier: Die Kunst der Interpretation, Französische Reproduktionsgraphik, Berlin 2003, S. 98f. und 200
Kupferstichkabinett Berlin - Ident. Nr.ː 15-2021 [48]


Françesco Rosaspina (1762-1841)
nach Dominichino Zampieri:
Der heilige Franz, halbe Figur mit gekreuzten Armen (1792)
  • Françesco Rosaspina (nach Dominichino Zampieri): Der heilige Franz, halbe Figur mit gekreuzten Armen (1792)

Platte 260x189 mm mit breiten Rändern, Prov.: Althorp 243, Zustand: gut
Lit.: Nagler Bd. 13, S. 387ff., Nr. 22 von 50 („meisterhaft gestochen“)
Kupferstichkabinett Berlin - Ident. Nr.ː 22-2021 [49]


Robert Strange (1721-1792)
nach Raffael: Die Heilige Cäcilie von vier Heiligen umgeben (1771)
  • Robert Strange (nach Raffael): Die Heilige Cäcilie von vier Heiligen umgeben (1771)

Platte 515x361 mm, Prov.: Althorp 85, Zustand: befriedigend, etwas geknittert in den unteren Ecken
Lit.: Andresen 1873, Bd2, S. 560ff., Nr. 11 von 47
Nagler Bd. 17, S. 454ff., Nr. 17 von 53
Kupferstichkabinett Berlin - Ident. Nr.ː 23-2021 [50]


François Vivares (1709-1780)
nach N. Poussin:
Der Seesturm, mit dem Propheten Jonas (1758)
  • François Vivares (nach N. Poussin): Der Seesturm, mit dem Propheten Jonas (1758)

Prov.: Antiquariat Avignon 2003, Zustand: sehr schlecht, stark gebräunt, eingerissene Ränder, Fehlstellen, digital restauriert
Lit.: Nagler 20, S. 440, Nr. 15 von 86


Theodor Koning, nach D. Kerkhoff:
Monument voor den Zaligen Reformateur Joannes Calvinus (um 1791)
Theodor Koning, nach D. Kerkhoff:
Monument voor de hervormte Kerk van Nederland (ca.1791)
  • Theodor Koning (nach D. Kerkhoff): Monument voor den Zaligen Reformateur Joannes Calvinus (um 1791)

Platte 428x556 mm, Prov.: Althorp 199, Zustandː befriedigend
Lit.: evtl. Nagler Bd. 7, S.139
Kupferstichkabinett Berlin - Ident. Nr.ː 28-2021 [51]

Propagandastich für Johannes Calvin
"In die Architektur eines antiken Tempels ist ein Medaillon mit dem Porträt Calvins eingefügt. Vier weitere Medaillons zeigen Abendmahl, Taufe, Konsistorium und Konfirmation. Im Zentrum: Calvin vor dem Kaiser. Unten im Rechteck: Die Synode von Doordrecht 1618-1619."
zitiert nach [52]



  • Theodor Koning (nach D. Kerkhoff): Monument voor de hervormte Kerk van Nederland (1791)

Platte 428x564 mm, Prov.: Althorp 188, Zustand: beschädigt, Ecke fehlt
Lit.: evtl. Nagler Bd. 7, S. 139
Kupferstichkabinett Berlin - Ident. Nr.ː 29-2021 [53]
Propagandastich für die reformierte Kirche der Niederlande


Gustave Doré (1832-1883):
Die Verkündigung
Holzstich aus der Doré-Bibel mit dem Luther-Text (1867-1870)
Gustave Doré (1832-1883):
Untergang des Leviathan
Holzstich aus der Doré-Bibel mit dem Luther-Text (1867-1870)

Zwei Holzschnitte aus einer Doré-Bibel (1867-1870), 420x300 mm, 13 kg
Normalerweise kaufe ich nichts aus dem 19. und 20. Jahrhundert, obwohl es auch in dieser Zeit noch einige gute Druckgraphiken gibt. Ab dem 19. Jahrhundert wurde Papier kaum noch aus Leinen-Lumpen hergestellt, sondern aus Holz. Dadurch wird das Papier stockfleckig und zerbröselt.
Bei einer Doré-Bibel mache ich eine Ausnahme. Ich finde sie 1986 auf dem Berliner Flohmarkt in einem ruinösen Zustand mit abgerissenen Buchdeckeln und Papier mit Stockflecken. Der Preis von 100 DM ist angemessen, aber nur, weil noch alle 230 Holzstiche vorhanden sind. Meine Doré-Bibel wurde in einen goldverzierten Ledereinband gebunden, wahrscheinlich kostete sie einst 200 Goldfranken. Leider war die Bindung für das großformatige Buch so schwach bemessen, dass sich die Buchdeckel bald ablösten.
Die Benutzung ist auch sehr umständlich. Doré hatte für das Alte und das Neue Testament ungefähr gleich viele Abbildungen vorgesehen. Da das Alte Testament aber viel umfangreicher ist und die Abbildungen gleichmäßig verteilt wurden, gibt es nie eine Stelle, wo Text und Bild zusammenstehen – schade!

Holzstich oder Tonstich (Hochdruck):
Diese Technik wurde Ende des 18. Jahrhunderts in England von Thomas Bewick entwickelt. Sie erlaubt sehr hohe Druckauflagen von bis zu 100.000 Exemplaren. Der Holzstich ist ein Hochdruckverfahren und kann deshalb gemeinsam mit Text aus Blei-Lettern gedruckt werden. Im Unterschied zum Holzschnitt wird Hartholz verwendet, das quer zur Faser geschnitten wird, sogenanntes Hirnholz. Auf diese Oberfläche werden, wie beim Kupferstich, mit dem Grabstichel Linien eingraviert. Es drucken nur die erhabenen Teile, die eingravierten Linien sind also weiß.
Da die Linien sehr fein sein können, ist sogar eine Wiedergabe von Fotografien möglich. Man spricht auch vom Tonstich, wenn durch ein System von sehr feinen Linien der Eindruck von Grautönen erzeugt wird. Vor der Erfindung des Rasterdrucks um 1900 war der Holzstich oder Tonstich die gebräuchlichste Technik für Druckgraphiken in Büchern, Zeitschriften und Werbekatalogen.
Der berühmteste und produktivste Künstler im 19. Jahrhundert war Gustave Doré. Ähnlich wie Rubens 250 Jahre früher beschäftigte er eine Vielzahl von begabten Stechern. Doré lieferte zuletzt nur noch die Entwürfe und Zeichnungen. Die bekanntesten Mitarbeiter von Doré waren Pisan, Pannemaker und Laplante; die Namen sind auf den Platten eingraviert.
Illustriert wurden alle Bestseller: die Göttliche Komödie von Dante, Werke von Lord Byron, Don Quijote, Münchhausen von Bürger, Paradise Lost von Milton, Orlando furioso, Märchen, Fabeln und die Bibel in allen Sprachen und für alle Konfessionen.

  • Gustave Doré: Bibel, Die Verkündigung, Lukas 1.28

Holzstich aus der Doré-Bibel mit dem Luther-Text, 1867-1870. Für Deutschland erschien auch eine katholische Ausgabe und eine jüdische Ausgabe, diese natürlich ohne das Neue Testament.
Im Gegensatz zur üblichen Tradition sitzt Maria nicht in einem prächtigen Palast mit vielen Büchern; der Raum mit seiner Einrichtung wirkt ärmlich.

  • Gustave Doré (gestochen von Pisan): Bibel, Leviathan, Jesaja 27.1

Jesaja 27.1: „Zu der Zeit wird der HERR heimsuchen mit seinem harten, großen und starken Schwert den Leviatan, die flüchtige Schlange, und den Leviatan, die gewundene Schlange, und wird den Drachen im Meer töten.“


Bedetti (nach Beato Angelico):
Madonna
Bedetti (nach Beato Angelico):
Verkündigung und Anbetung der Könige
  • Bedetti (nach Beato Angelico): Madonna

Platte 520x355 mm, Prov.: Althorp 88, Zustand: gut
Kupferstichkabinett Berlin - Ident. Nr.ː 30-2021 [54]





  • Bedetti (nach Beato Angelico): Verkündigung und Anbetung der Könige

Platte 517x355 mm, Prov.: Althorp 89, Zustand: gut
Kupferstichkabinett Berlin - Ident. Nr.ː 31-2021 [55]


Piranesi – Carceri:

[edit]


Piranesi: Carceri Blatt III
Der runde Turm
Piranesi: Carceri Blatt IV
Der große Platz

Giovanni Battista Piranesi (1720–1778): „CARCERI D’INVENZIONE“ („Erfundene Kerker“)
Bei den Carceri handelt es sich um Architekturphantasien im Stil kolossaler antiker Bauten in Rom. Sie wurden vielleicht auch inspiriert von Bühnenbildern für Opern, die manchmal eine Kerkerszene haben. Auf einer großen Bühne waren dann auch die Kerker monumental – als Hintergrund einer dramatischen Handlung.
Obwohl Piranesi sonst extrem sorgfältig arbeitet, ist die Architektur der Carceri unlogisch und meist nur angedeutet. Dazu kommt die unordentliche und wirre Linienführung, als wäre der Künstler in einem Rausch gewesen.
Es gibt eine frühe Fassung der Carceri, die vor 1749 entstanden ist. Diese Radierungen sind noch hell und klar, haben aber auch schon die irre Linienführung und kein richtiges Bildthema. Die frühen Abzüge sind sehr selten. In der zweiten Fassung von 1761 ergänzte Piranesi den ursprünglichen Entwurf mit vielen dick-schwarzen Linien und weiteren zarten Architektur-Details im Hintergrund. Sie haben dadurch eine dramatische dreidimensionale Licht-Schatten-Wirkung.
Zum Thema der Carceri gibt es inzwischen viele Bücher und die unterschiedlichsten Deutungsversuche – mich überzeugt nichts davon.
Die verschiedenen Auflagen der Carceri:
Piranesi hat auch von der späteren Fassung der Carceri wahrscheinlich nicht viele Abzüge in Umlauf gebracht. Sein Sohn Francesco brachte die Platten des Vaters 1799 nach Paris. Bei meinen Abzügen handelt es sich um die spätere Pariser Ausgabe von 1835 durch Firmin-Didot. Von dieser Edition stammen die fortlaufenden arabischen Nummern (349-364). Die Platten wurden 1839 von Papst Gregor XVI. zurückgekauft – die Calcografia in Rom stellte noch im 20. Jahrhundert Abzüge von den originalen Platten her, die zu diesem Zweck oft aufgefrischt wurden.

  • G. B. Piranesi: Carceri (1761), Blatt 03: Der runde Turm
  • G. B. Piranesi: Carceri (1761), Blatt 04: Der große Platz


Piranesi: Carceri Blatt VI
Rauchendes Feuer
  • G. B. Piranesi: Carceri (1761), Blatt 06: Rauchendes Feuer


Piranesi: Carceri Blatt VII
Die Zugbrücke
  • G. B. Piranesi: Carceri (1761), Blatt 07: Zugbrücke


Piranesi: Carceri Blatt VIII
Treppe mit Trophäen
  • G. B. Piranesi: Carceri (1761), Blatt 08: Treppe mit Trophäen


Piranesi: Carceri Blatt IX
Das große Rad
  • G. B. Piranesi: Carceri (1761), Blatt 09: Das große Rad

Dieses Blatt entspricht noch der frühen Fassung der Carceri, die vor 1749 entstanden ist. Alle anderen Blätter wurden für die Edition von 1761 stark verändert.


Piranesi: Carceri Blatt XII
Das Sägepferd
  • G. B. Piranesi: Carceri (1761), Blatt 12: Das Sägepferd


Piranesi: Carceri Blatt XVI
Der Pfeiler mit Ketten
  • G. B. Piranesi: Carceri (1761), Blatt 16: Pfeiler mit Ketten


Antike:

[edit]


Francesco Villamena (1566-1660)
nach Francesco Albani:
Herakles trägt die Weltkugel, um 1600
  • Francesco Villamena (nach Francesco Albanus): Herakles trägt die Weltkugel (um 1600)

Platte 303x456 mm, Prov.: Mariette 1668 [56], Althorp 285, Zustand: gut, Wasserzeichen Anker
Lit.: Nagler Bd. 20, S. 260f., Nr. 56
Kupferstichkabinett Berlin - Ident. Nr.ː 4-2021 [57]

Dieser Kupferstich ist ein Puzzelbild für Intellektuelle. Der Stecher bezeichnet sich als: „Franciscus Villa cemena Fecit.“, d.i. Francesco Villamena (1566-1624). Die Vorlage stammt von Francesco Albani (1578-1660)
Herakles ist bedeckt mit dem Fell des nemeischen Löwen, das vor Pfeilen schützt, den Kopf des Löwen trägt er als Helm, seine Keule hat er abgelegt, um die Himmelskugel zu tragen. Apoll und Hermes helfen ihm dabei.
Den Hintergrund bildet ein kostbarer Teppich, der am unteren Rand eine Palastarchitektur freigibt. Der Teppich zeigt eine Meereslandschaft mit den „Säulen des Herakles“, das sind zwei Gebirgszüge an der Straße von Gibraltar, links der Jbel Musa aus dem Rifgebirge und rechts der Felsen von Gibraltar in Europa. Sie galten in der Antike als das Ende der Welt. Auf der afrikanischen Seite liegt im Vordergrund links eine befestigte Stadt – zwei Segelschiffe ziehen ruhig ihre Bahn.
Dargestellt ist eine der zwölf Taten des Herakles, der Raub der Äpfel der Hesperiden. Diese Äpfel, ein Geschenk der Gaia an Hera und Zeus, verliehen den Göttern ewige Jugend. Der Riese Atlas, der normalerweise das Himmelsgewölbe trägt, ist der Vater der Hesperiden. Weil der Apfelbaum von einem hundertköpfigen Drachen bewacht wird, überredete Herakles Atlas, die Äpfel für ihn zu holen; er würde solange den Himmel tragen. Als Atlas mit den Äpfeln zurückkam, wollte er seine schwere Last nicht mehr übernehmen und die Äpfel selbst abliefern. Herakles willigte zum Schein ein, wollte sich aber noch ein Kissen auflegen. Atlas ließ sich überlisten. Die Äpfel wurden später durch Athene in den Garten zurückgebracht – und so bleiben die Götter ewig jung.
Mein Blatt trägt auf der Rückseite die handschriftliche Signatur von Pierre II Mariette mit der Jahreszahl 1668. Das Haus von Mariette in der Rue St. Jacques in Paris trug das Schild „Aux Colonnes d’Hercule“.


Pierre Drevet (1663-1738)(vollendet) und Gérard Edelinck (1640-1707) (begonnen)
nach Pierre Mignard:
Zelt des Darius (linke von zwei Platten)
Pierre Mignard: Zelt des Darius
St. Petersburg, Hermitage


  • Pierre Drevet (nach Pierre Mignard): Das Zelt des Darius (linke Platte)

Der Kupferstich wurde von Gérard Edelinck begonnen und von Pierre Drevet vollendet. Platte 680x436 mm, Prov.: Althorp 90, Zustand: sehr guter Druck, leichte Fehler, Wasserzeichen, nach dem Ölgemälde von P. Mignard, heute in der Hermitage (1689?),
Lit.: Nagler Bd. 3, S. 475, auf S. 476 genannt – Andresen 1870 Bd. 1, S. 383, Nr. 4 von 31
Kupferstichkabinett Berlin - Ident. Nr.ː 12-2021 [58]

Linke Platte mit den beiden Töchtern des Darius und seinem kleinen Sohn; die Ehefrau kniet auf der anderen Platte.
Unter meinen dreißig Stichen aus der Sammlung von Spencer/Althorp ist ein besonders großes und schönes Blatt mit dem Zelt des Darius. Weil die Breite der Kupferdruckpresse auf ca. 44 cm begrenzt ist, hatte der Kupferstecher das Motiv auf zwei Platten verteilt. Ich besitze nur den Abzug der linken Platte mit der Familie des Darius – die Seite mit Alexander, der huldreich das Zelt betritt, fehlt.
Lange habe ich nach einem Abzug der fehlenden rechten Platte gesucht und ihn schließlich im Kupferstichkabinett in Brüssel gefunden.[59] (Suche nachː Pierre Drevet Darius)
Als Vorlage diente das Gemälde von Pierre Mignard, das sich jetzt in der Hermitage in Sankt Petersburg befindet. Es ist 298 x 451 cm groß.

Das Motiv wird auch bezeichnet als „La magnanimité d’Alexandre le grand“ und steht also für Großmut oder Hochherzigkeit eines Herrschers. Als Vorbild für einen Fürsten ist Alexander aber ziemlich unbrauchbar: Die Bewohner von eroberten Städten ließ er gewöhnlich in die Sklaverei verkaufen. Bei seinen Griechen machte er sich unbeliebt, als er das persische Hofzeremoniell einführen wollte. Während eines Trinkgelages tötete er im Suff seinen General Kleitos, der ihm einmal das Leben gerettet hatte. Seinen Hofbiografen Kallisthenes und viele seiner Freunde ließ er hinrichten.
Später heiratete Alexander eine der beiden Töchter des Darius, Stateira; sie wurde aber letztlich von seiner anderen Ehefrau Roxane ermordet.


Michael Dorigny (1616-1665)
nach Simon Voüet:
Tod der Dido, 1643
  • Michael Dorigny (nach Simon Vouet): Tod der Dido (1643)

nach Vergil: Aeneis IV, Vers 704, Platte 353x262 mm, Zustand: gut, in Rahmenblatt eingeklebt
Prov.: Althorp 138, Lit.: Nagler Bd. 3, S. 452, erwähnt auf S. 453
Kupferstichkabinett Berlin - Ident. Nr.ː 18-2021 [60]


Francesco Rosaspina (1762-1841)
nach Barbieri:
Der Friede zündet mit seiner Fackel die Waffen an, 1800
Francesco Rosaspina (1762-1841)
nach Barbieri:
Venus und Amor, 1801
  • Francesco Rosaspina (nach Barbieri): Der Friede zündet mit seiner Fackel die Waffen an (1800)

Platte 447x306 mm, Prov.: Althorp 87, Zustand: gut, Wasserzeichenː PM
Lit.: Nagler Bd. 13, S. 387ff., Nr. 36 von 50
Kupferstichkabinett Berlin - Ident. Nr.ː 21-2021 [61]



  • Francesco Rosaspina (nach Barbieri): Venus und Amor, (1801)

(Amor mit Pfeil und Bogen auf ein Herz schießend und Venus), Platte 454x312 mm, Prov.: Althorp 100, Zustand: gut, Wasserzeichenː PM
Lit.: Nagler Bd. 13, S. 387ff., Nr. 37 von 50 - Andresen 1873, Bd. 2, S. 396f., Nr. 5 von 17
Kupferstichkabinett Berlin - Ident. Nr.ː 20-2021 [62]


Giovanni Volpato (1753-1893)
nach Claude Lorrain:
Apollo
Giovanni Volpato (1753-1893)
nach Claude Lorrain:
Kephalos und Prokris
  • Giovanni Volpato (nach Claude Lorrain): Apollo

Platte: 635x468 mm, Flohmarkt Berlin, Zustand: gut Lit: Nagler 20, S. 517ff. - Nr.42


  • Giovanni Volpato (nach Claude Lorrain): Kephalos und Prokris

Platte: 643x470 mm, Flohmarkt Berlin, Zustand: gut Lit: Nagler 20, S.517ff. - Nr.41



Rokoko:

[edit]


Pierre Quintin Chedel (1705-1762)
nach Oudry:
Die Frösche, die einen König wollten
  • Pierre Quintin Chedel (nach einer Zeichnung von Jean-Baptiste Oudry): La Fontaine: Die Frösche, die einen König wollten

Platte 310x224 mm, Prov.: Buchbasar Gent, Oktober 2013, Zustand: gut, Fabel XLVI von La Fontaine, enthalten in Oudry Bd. 1 der vierbändigen Ausgabe 1755-59, Digitalisiert: [63],
Kupferstichkabinett Berlin - Ident. Nr.ː 45-2021 [64]

„Müde der Demokratie,
Schrien die Frösche tausendtönig, ...
»Gib uns ’nen König, der sich regen kann und sprechen!«
’nen Kranich sendet nun der Götterfürst den Frechen;
Der beginnt sie abzustechen ...“ vollständige Übersetzung: [65]


Jean Dambrun (1741-1814)
nach F.M.I. Queverdo:
La Musique, koloriert, im alten Rahmen
Jean Dambrun (1741-1814)
nach F.M.I. Queverdo:
La Peinture, koloriert, im alten Rahmen

Im Rokoko entstand das Bedürfnis nach kolorierten Stichen, um dem Wandschmuck den Charakter von kleinen Ölgemälden zu geben. Auf dem Flohmarkt von Paris finde ich die beiden Rokoko-Stiche. Man versichert mir, sie kämen aus einem Palais an der Place des Vosges (früher Place royale) und die Rahmen sind noch „de l’époque“. Bei meinem Paar fällt auf, wie sorgfältig sie koloriert wurden.
Größe: 225x180 mm

  • Jean Dambrun (nach F.M.I. Queverdo): LaMusique, koloriert, im alten Rahmen

Jean Dambrun (1741-1814) nach F. M. I. Queverdo (1748-1797), um 1790, Zustand: gut
Kupferstichkabinett Berlin - Ident. Nr.ː 44-2021 [66]

  • Jean Dambrun (nach F.M.I. Queverdo): LaPeinture, koloriert, im alten Rahmen

Jean Dambrun (1741-1814) nach F. M. I. Queverdo (1748-1797), um 1790, Zustand: gut
Kupferstichkabinett Berlin - Ident. Nr.ː 43-2021 [67]


Gille Demarteau (1722-1776)
nach J. B. Huet:
Schäferszene Nr. 509 (Rötelzeichnung in Crayon-Manier) in alter Montierung, ca. 1770
  • Gille Demarteau (nach J. B. Huet): Schäferszene Nr. 509
    Rötelzeichnung in Crayon-Manier in alter Montierung (ca. 1770)

Papiergröße 323x234 mm, Prov.: Buchbasar Gent, Oktober 2013, Zustand: gut
Lit.: Nagler Bd. 3, S. 335 (unter den 560 Stichen nicht ausdrücklich erwähnt) - Andresen 1870, Bd. 2, S. 342f. (auch nur allgemein)
Kupferstichkabinett Berlin - Ident. Nr.ː 46-2021 [68]

Gille Demarteau (1722-1776) hatte eine Technik entwickelt, Rötelzeichnung in Crayon-Manier nachzuahmen. In seiner Werkstatt entstanden mehr als 500 Blätter, die sehr beliebt waren.[69]
Walter Koschatzky beschreibt diese Technik in seinem Buch Die Kunst der Grafik (München 1985, S. 138):
„Das Ziel dieser Technik war es, die im 18. Jahrhundert besonders beliebte Kreidezeichnung in ein Druckverfahren zu übertragen. Dies gelang, indem man den Ätzgrund ... mit verschiedenen Instrumenten ... bearbeitete. ... Die Linien wurden überdies noch überklopft und fehlende Punkte mit dem Grabstichel ergänzt. Die Summe der kleinen, die Platte freilegenden Punkte ergibt im Druck den verblüffenden Eindruck des Kreidestrichs. Man erreichte dabei eine ganz erstaunliche Perfektion, wobei man die Wirkung noch dadurch ganz wesentlich verstärkte, dass der Druck nicht etwa in Schwarz erfolgte, sondern in Farbtönungen, die der Kreide vollkommen entsprechen; man mischte gebrannte Sartinober [d. i. Siena] mit Mohnöl und färbte die Platte damit ein."


Jagd:

[edit]


Jean Eric Rehn (1717-1793)
nach Abraham Hondius:
Bärenjagd
Jean Eric Rehn (1717-1793)
Wildschweinjagd

Diese beiden Blätter habe ich im Oktober 2013 auf einem Buchbasar in Gent gefunden. Zustand: befriedigend
Lit.: Nagler Bd. 12, S. 377, Nr. 8 von 8 – Andresen 1873, Bd. 2, S. 363, Nr. 1 und 2 von 2

  • Jean Eric Rehn (nach Abraham Hondius): Bärenjagd

Platte 411x497 mm
Kupferstichkabinett Berlin - Ident. Nr.ː 48-2021 [70]

  • Jean Eric Rehn (nach Abraham Hondius): Wildschweinjagd

Platte 410x508 mm, nach dem Gemälde von Hondius im Petit Palais (Paris) [71].
Kupferstichkabinett Berlin - Ident. Nr.ː 47-2021 [72]

Ich möchte mich für diese grausamen Darstellungen fast entschuldigen, denn natürlich bin ich kein Tierquäler. Doch für den Adel war die Jagd in dieser Zeit ein großes Vergnügen und ein Training für den Krieg. Rubens hat ebenfalls einige prächtige Jagdszenen gemalt. Heute hat sich auch die Jagd gewandelt und wir denken eher an die großen Jäger Hermann Göring, Erich Honecker, Erich Mielke oder an den Elefantenjäger König Juan Carlos I. von Spanien.
Man muss die Gemälde von Abraham Hondius (de Hondt) schon bewundern, die von Jean Eric Rehn in großformatigen Radierungen dramatisch umgesetzt wurden. Die Wildschweinjagd hängt heute im Petit Palais in Paris.


Weitere Themen:

[edit]


anonym:
Rattengiftverkäufer, kleinformatige Radierung nach Cornelius Visscher (Hollstein50), nach 1655
  • Anonym (nach Cornelius Visscher): Rattengiftverkäufer

kleinformatige Radierung nach Cornelius Visscher (Hollstein 50), nach 1655
Platte 94x76 mm, Zustand: gut, Prov.: Flohmarkt
Kupferstichkabinett Berlin - Ident. Nr.ː 41-2021 [73]


anonym: Melancolicus, 16. Jh., Holzschnitt aus einem Buch
anonym: Melancolicus, Rückseite
  • Anonym: Melancolicus, Holzschnitt
  • Anonym: Melancolicus, Rückseite mit Schrift

Holzschnitt aus einem Buch, deutscher Text auf der Rückseite, Papiergröße 172x124 mm, Zustand: befriedigend, Flecken, Prov.: Flohmarkt
Kupferstichkabinett Berlin - Ident. Nr.ː 39-2021 [74], Rückseiteː Ident. Nr.ː 39-2021,verso [75]

Da die Rückseite mit Text bedruckt ist, stammt dieses Blatt aus einem Buch; wahrscheinlich aus einem Kapitel über die vier Temperamente. Die Rückseite dieses Blattes aus Bleilettern in Antiqua und Fraktur.
Nach der Erfindung des Buchdrucks um 1450 entstand schnell das Bedürfnis nach Buchillustrationen. Der Holzschnitt ist besonders geeignet, da die Platten, zusammen mit dem Schriftblock montiert, in einem Arbeitsgang gedruckt werden können. Holzschnitte werden in eine glatte Holzplatte mit Fasern in Längsrichtung geschnitten. Auf die Platte wird ein Entwurf gezeichnet oder aufgeklebt; die Vorzeichnung wird bei der Arbeit zerstört.
Für jede Linie, die gedruckt werden soll, braucht der Holzschneider mindestens vier Schnitte: links und rechts der Linie und weitere Schnitte, um das überflüssige Holz zu entfernen. Größere freie Stellen werden mit einem Hohleisen vertieft. Bei diesem schönem Beispiel versucht der Künstler sogar, in den schattigen Partien die gekreuzten Linien von Kupferstichen zu imitieren.


Anonym: Quackerischer Muttermord
  • Anonym: Quackerischer Muttermord

Platte 192x152 mm, Prov.: Flohmarkt, Zustand: gut, mit breiten Rändern
Kupferstichkabinett Berlin - Ident. Nr.ː 42-2021 [76]
Propagandablatt gegen die Anabaptisten (16. Jh.), „Schwärmer“ war eine Untergruppe der Täufer in der 1. Hälfte des 16. Jh. (auch Thomas Münzer zählt dazu), der Begriff „Quäker“ stammt erst um 1650 aus England. Deshalb ist das Blatt wohl nach 1650 entstanden.


François Forster (1790-1872)
nach Tizian:
La Maîtresse du Titien
  • François Forster (nach Tizian): La Maîtresse du Titien

Platte 410x310 mm, Prov.: Althorp 156, Zustand: guter Druck, aber brauner Fleck im Gesicht
Lit.: Andresen 1870 Bd. 1, S. 513, Nr. 15 von 28 (früher Abdruck mit der Adresse des Stechers)
– Nagler Bd. 4, S. 415, auf S. 416 erwähnt.
Kupferstichkabinett Berlin - Ident. Nr.ː 13-2021 [77]
Das Gemälde von Tizian befindet sich im Louvre.


Grégoire Huret (1609-1670):
Ludwig XIII. und der junge Ludwig XIV. oder:
Allegorie auf die Belagerung von La Rochelle mit allegorischen Figuren, die Rebellen niederwerfen, um 1644
  • Grégoire Huret: Ludwig XIII. und der junge Ludwig XIV.

oder: Allegorie auf die Belagerung von La Rochelle, mit allegorischen Figuren, die Rebellen niederwerfen, um 1644,
oder: Ludwig XIII. in der Glorie
Platte ca. 345x232 mm, Prov.: Flohmarkt in Vermenton (Frankreich, am Canal du Nivernais) 2013
Zustand: schlecht, auf Pappe aufgezogen, stark berieben.
Lit.: Weigert, R.-A., Inventaire du Fonds Français, V, pp. 294-391, Nr. 193, gallica.bnf.fr
Der Zustand des Blattes ist zwar eher ruinös, doch der Inhalt scheint interessant: Ludwig XIII. auf den Wolken sitzend zwischen Prudence (Vorsicht) und Tempérance (Enthaltsamkeit) und darunter Force (Stärke) und Justice (Gerechtigkeit), die damit beschäftigt sind, die Laster (die Hugenotten) niederzuschlagen. Minerva, die Göttin der Künste, führt die Hand des jungen Dauphin und hilft ihm, das Porträt seines Vaters auf ein ovales Schild zu malen.
Maria mit Schwert zeigt auf eine Karte von La Rochelle, der Hauptfestung der Hugenotten, eine stete Gefahr für den inneren Frieden in Frankreich. Ihre Eroberung 1628 gilt als die größte Tat von Ludwig XIII. und seinem Minister Richelieu.
Da der Dauphin (der künftige Ludwig XIV.) erst 1638 geboren wurde und auf dem Stich etwa fünf bis sieben Jahre alt ist, wurde der Stich kurz nach dem Tode von Ludwig XIII. im Jahr 1643 geschaffen, spätestens 1645. Für ein Gedächtnisbild spricht auch der Sitz in den Wolken, der für Götter oder Verstorbene üblich ist.
Es ist ein Blatt in der Tradition des Medici-Zyklus von Rubens. Der Stecher ist auch Erfinder der Komposition (Peintre-Graveur); es ist also kein Reproduktionsstich nach einem fremden Gemälde, sondern ein „echtes“ Kunstwerk.


Gabriel Perelle (1603-1677):
Seehafen Nr. 3, vor 1665
  • Gabriel Perelle: Seehafen No. 3 (vor 1665)

Platte 88x173 mm, Prov.: Flohmarkt in Lissabon (Belém), Zustand: sehr gut, späterer Druck in dunkelblau auf stabilem Papier
Lit.: Nagler Bd. 11, S. 100f., wahrscheinlich Nr. 25
Kupferstichkabinett Berlin - Ident. Nr.ː 49-2021 [78]

Es ist eine eigene Bilderfindung des Künstlers: „Perelle in. et fecit.“ und gefällt mir wegen der Fülle an Details und der marineblauen Druckfarbe. Thema und Bildaufbau haben Ähnlichkeiten mit den Hafenansichten von Claude Lorrain (1600-1682): Ungefähr fünfzig Menschen sind bei der Arbeit oder gehen spazieren, ein Schiff wird repariert und ausgerüstet, ein Palast am Meer – es fehlt eigentlich nur noch ein Sonnenuntergang.