File talk:Linz-esg-sl-b-bw-897693.jpg

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Analyse Betriebssituation

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(Ich bin Sommer 1978 als Student und Ferialarbeiter als Wagenbegleiter, vulgo "Klingler" etwa 4-8 Wochen mitgefahren. Seit etwa 1975 gab an den Straßenbahnlinien in Linz Fahrscheinautomaten, sodaß in den Wägen keine Fahrscheine mehr verkauft wurden. Es war jedoch eine Betriebsauflage der Stadt an die ESG, dass, egal ob ein "alter" Triebwagen keine, einen oder (selten) zwei Personenwagen zog, ein Begleiter im letzten Wagen mitfahren musste. Aufgabe war auf Sicherheit und Ordnung zu schauen und den Zug abzufertigen. Also die linken Türen mit Vierkantschlüssel zusperren, die rechten - unter Mithilfe der Passagiere vor der Abfahrt schließen und während der Fahrt geschlossen zu halten. Wenn es sommers sehr heiß war und man den Luftzug im Wagen zur Kühlung brauchen konnte, war es eine Ermessenssache - gemeinsam mit dem Triebfahrzeugführer ausnahmsweise mit offenen Türen zu fahren. Etwa wenn die ganze Plattform frei von Passagieren war oder zumindest ihr türnahes Drittel. Die durchwegs oder zumeist Schiebetüren waren geschätzt 50 kg schwer und rasteten nur in beiden Endstellungen ein. Jede nicht völlig geöffnete oder geschlossene Tür wurde durch ihre Trägheit - je nach Lage - beim Anfahren oder Bremsen des Zugs relativ zum Wagen beschleunigt. Eine Tür konnte sich also praktisch lautlos öffnen oder schießen, wodurch ein Passagier hinausfallen oder eingezwickt werden hätte können. Als Wagenbegleiter stand man bei Solofahrt in der Regel bei der hinteren Tür, sonst bei der vorderen Tür des letzten Wagens, rief eventuell dem letzten an einer anderen Tür Einsteigenden "Tür zu!" zu, lehnte sich noch ein wenig beim Türspalt raus, um zu sehen ob noch jemand einsteigen will und fertig den Zug mit kurzem Klingeln ab. Zweimaliges Klingeln signalisiert dem Fahrer anzuhalten, etwa weil doch noch jemand herbeieilt und man ihn noch mitnehmen möchte. Dauerklingeln wäre das Notsignal für eine Notbremsung. Bei einer Zugtrennung muss der Wagenbegleiter mit der Handkurbel bremsen.)

Am Bild ist ein Wagenbegleiter mit einer Umhängetasche für den Fahrscheinverkauf zu sehen.

Der Motorwagen (MW, Stromabnehmer sichtbar) befindet sich in einer Linie zwischen zwei Personenwagen (PW) auf dem (Rechtsverkehr) zum Bahnhof führenden Gleis. Das andere am Bild rechte Gleis führt via Innenstadt zum "B"ergbahnhof (Zielanzeige im vordersten Wagen).

An dieser Endhaltestelle wird umgekehrt, allerdings nicht über eine Gleisschleife (die wurde erst einige Jahre nach 1978 gebaut und mit der Unterführung des Bahnhofs obsolet und entfernt) sondern über zwei schräg verlaufende Verbindungsgleise zwischen den zwei Streckengleisen.

Ablauf (Zug mit 1 oder 2 PW):

  • Halt in der Station. Passagiere steigen aus.
  • Zug fährt ein Stück geradeaus und aufschneidend über eine Weiche, die rückwärts gefahren nach links zum anderen Streckengleis führt und noch ein Stück geradeaus. Dabei kann der WB schon 2 bis 4 rechten Türen zusperren und die linksliegendem aufsperren und die vorne linksliegende öffnen.
  • Stopp. Der vordere PW wird per Handkurbel eingebremst. WB steigt aus und steckt das elektrische Verbindungskabel zwischen MW und PW beidseitig ab und legt es auf die trockene Straße, sonst auf die Plattform des vorderen PWs. Händisch wird dann vom WB die mechanische Wagenkupplung entriegelt. Zuruf an den Wagenführer (WF) "Geht!"
  • Der WF fährt mit dem MW weiter vor und über das zweite Verbindungsgleis auf das andere Streckengleis. Letztlich fährt er am PW vorbei zurück, also in die neue Fahrtrichtung und musste im Normalfall keine Weiche stellen jedoch eine Weiche aufschneiden. Dabei hat er einmal seinen Platz gewechselt, während der MW am kurze Zeit ungebremst oder nur einen Hauch gebremst am waagrechten Gleis stand.
  • Der WF fährt den MW in neuer Fahrtrichtung weiter auch aufschneidend über die Weiche des anderen Verbindungsgleises. Und stoppt.
  • Der MW wird über das Verbindungsgleis zurück zum abgestellten PW gefahren wo durch Anstoßen automatisch gekuppelt wird. Der WB steckt beidseitig das etwa 10 kg schwere elektrische Verbindungskabel ein, wozu jeweils die Abdeckkappe an der Wagenbuchse hochzuklappen ist.
  • Der WF zieht den Zug bis in die Haltestelle. Türen und Fahrtzielanzeigen werden kontrolliert und die Passagiere dürfen für die nächste Fahrt einsteigen.

Helium4 (talk) 12:56, 26 May 2021 (UTC)[reply]