File:Was die Heimat erzählt (Störzner) 033a.jpg

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Aus dem Leben von Ernst Ludwig Langbein, dem Vater von August Friedrich Langbein:

Hochinteressant ist eine Begebenheit aus dem Leben des Vaters unseres Dichters (August Friedrich Ernst Langbein), die an das Fabelhafte grenzt und eben darum verdient, allgemein bekannt zu werden. Der Justizamtmann Langbein wollte am 2. Dezbr. 1811 mit dem Amtssteuereinnehmer Müller in Amtsangelegenheiten nach Arnsdorf fahren. Zur Gesellschaft hatte er seine jüngste Tochter Wilhelmine mitgenommen. Auf der hohen, steinernen Brücke, die bei der sogenannten „Kalten Ruhe“ vor dem Pirnaer Tore über die Röder führt, stutzten die Pferde und wollten nicht mehr weiter. Unten an der Brücke spülten die anwohnenden Gerber Leder am Ufer der Röder. Offenbar scheuten die Pferde vor dem Geruche des Leders. Als nun der Kutscher durch einige kräftige Peitschenhiebe die Pferde zum Weitergehen antrieb, sprangen diese nach der entgegengesetzten Seite über das Brückengeländer. Von dem heftigen Anprall des Wagens gibt das hölzerne Geländer nach, und der Wagen stürzt mit den darinsitzenden vier Personen von der fast 5 m hohen Brücke hinunter in die Röder, doch so glücklich, daß der Wagen auf alle vier Räder zu stehen kommt. Die Insassen waren zum Tode erschrocken, nur der alte Justizamtmann Langbein bewahrte seine Ruhe und rief dem leichenblaß gewordenen und an allen Gliedern zitternden Kutscher, der starr auf dem Kutschbocke saß und sich nicht von der Stelle zu rühren wagte, zu: „Nun, was sitzt Er denn da? Mache Er, daß wir fortkommen, hier können wir doch nicht stehen bleiben!“ Den entsetzlichen Sturz hinab in den Röderfluß hatten mehrere Leute mit Grausen beobachtet. Dieselben sprangen eiligst herbei, um den Verunglückten Beistand zu leisten, doch war die Sache günstiger verlaufen, als man vermutete. Alle waren mit heiler Haut davongekommen, nur der Kutscher hatte eine leichte Verletzung am Knie erhalten. Von den Pferden war nur das Handpferd etwas am Kopfe verletzt. Auch der Wagen war noch ganz, nur die Deichsel war zerbrochen. Ein Wunder war hier geschehen. Man half den Insassen des Wagens ans Land, die dann wohlgemut zu Fuß wieder zurück nach dem Schlosse wanderten. Pferde und Wagen waren auch bald wieder glücklich ans Ufer gebracht und traten dann den Heimweg an. Die Reise nach Arnsdorf aber unterblieb für diesen Tag, sie mußte Umstände halber verschoben werden. Den Gerbern wurde infolge des Unfalles verboten, die Felle noch ferner in der Nähe der Brücke zu spülen. – Der Justizamtmann Ernst Ludwig Langbein starb, 91 Jahre, alt im Jahre 1824 zu Radeberg, tiefbetrauert von jedermann. Seinen Namen trägt heute eine Straße der Stadt, die Langbeinstraße.

Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt.  Template:Was die Heimat erzählt (Störzner) s:de:Was die Heimat erzählt
Author
Friedrich Bernhard Störzner  (1861–1933)  wikidata:Q1458420 s:de:Friedrich Bernhard Störzner
 
Description German writer, cantor, teacher and local historian
Date of birth/death 21 May 1861 Edit this at Wikidata 13 October 1933 Edit this at Wikidata
Location of birth/death Scheiditz Edit this at Wikidata Arnsdorf Edit this at Wikidata
Authority file
author QS:P50,Q1458420
Illustrator
Oskar Seyffert  (1862–1940)  wikidata:Q2033990 s:de:Oskar Seyffert (Volkskundler) q:de:Oskar Seyffert
 
Oskar Seyffert
Description German painter, folklorist and professor
Date of birth/death 19 February 1862 Edit this at Wikidata 22 February 1940 Edit this at Wikidata
Location of birth/death Dresden Edit this at Wikidata Dresden Edit this at Wikidata
Work location
Authority file
illustrator QS:P110,Q2033990
and F. Rowland
Title
Subtitle Sagen, geschichtliche Bilder und denkwürdige Begebenheiten aus Sachsen.
Volume I. Ostsachsen.
Publisher
Awed Strauch
Description
Beiträge zur Sächs. Volks- und Heimatkunde. Mit Zeichnungen von Professor O. Seyffert und Maler F. Rowland.
Page overview see category
Language German
Publication date 1904
publication_date QS:P577,+1904-00-00T00:00:00Z/9
Place of publication Leipzig
Source Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, http://digital.slub-dresden.de/ppn318512033
Permission
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Public domain

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