File:Musteraufsätze 1913 von Theodor Paul - Seite 165.jpg

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Obwohl ^die Macht und Herrschaft des Königs und des Sängers zwei verschiedenen Gebieten angehört, obwohl jener mehr durch äußere Mittel die Menschen beherrscht, dieser mehr durch innere Wirkungen die Herzen bezwingt, so hat doch jeder von ihnen Sinn und Verständnis für die Stellung und Bedeutung des anderen. Kaum vernimmt der König die Stimme des Sängers vor dem Tore, da glaubt er dom glänzenden Kreise seiner Hofgenossen nichts Schöneres bieten zu können als das Lied des wandernden Barden. Ohne Umstände zu machen, ohne daran zu denken, daß der wandernde Spielmann in seiner schlichten und abgenutzten Kleidung zu der reichen Pracht des Königshofes nicht recht passen werde, läßt er ihn unverzüglich hereinholen. Aber auch der Sänger ist nicht unempfänglich für den Glanz und die Fülle, die ihn sodann umgibt. Voller Verwunderung läßt er seine Augen über all die Herrlichkeiten schweifen, die der stolze Saal vor ihm ausbreitet, und als Lohn für sein Lied bittet er sich einen Trunk des besten Weines aus, und diesen nicht in einem gemeinen Becher, sondern in einem goldenen Prunkgefäße. Der König und der Sänger haben also trotz der Verschiedenheit ihrer Lage in ihrem Wesen viel Verwandtes. Es passen auf sie Schillers Worte in der „Jungfrau von Orleans": „Es soll der Sänger mit dem König gehen; sie beide wohnen auf der Menschheit Höhen!" 109. Schlesien und die Rheinprovinz. Ein Vergleich. Unter den zwölf Provinzen Preußens sind die Rheinlande und Schlesien die blühendsten und volkreichsten. Beide Länder sind reich an Gebirgen; doch herrschen diese mehr im Süden und Südwesten vor, während der Norden und Nordosten eben sind. Die Provinzen liegen beide an Strömen, die lebhafte Verkehrsadern sind und von Eisenbahnen begleitet werden. Jedem dieser Ströme kommt, abgesehen von anderen Nebenflüssen, von links her ein mächtiger Fluß zu, dem Rhein die Mosel, welche an der Stadt Trier vorbeirauscht, der Oder die Glatzer Neiße, an welcher Neiße liegt. Beide Länder sind sehr fruchtbar; doch weisen sie auch weniger ergiebige Strecken auf. Groß ist der Reichtum beider Provinzen an wertvollen Mineralien. Eisen und Steinkohlen findet man in Schlesien im Regierungsbezirk Oppeln, in der Rheinprovinz im Wupper- und Ruhrgebiet; Kohlenschätze allein bergen das Saarbecken der Rheinlande, wie auch das Waldenburger Revier Schlesiens. Beiden

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