File:Musteraufsätze 1913 von Theodor Paul - Seite 038.jpg

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In einem Aufsatz unserer Zeit soll man ferner alle der- alteten Ausdrücke und Wendungen vermeiden. Die Sprache ist in einer fortwährenden, zwar langsamen, aber doch von Jahrhundert zu Jahrhundert zu merkenden Umbildung und Entwicklung begriffen. Würden wir unseren Lesern ein Sprach- stück in altdeutscher und mittelhochdeutscher Sprache und daneben dasselbe in neuhochdeutscher Sprache vorführen, so würde jeder Uneingeweihte meinen, es seien das Stücke in Fremdsprachen. Vor hundert Jahren war es noch üblich, zu schreiben: alldieweilen, jetzo, zween, sintemal usw., heute sind diese Ausdrücke veraltet und dürfen in Aufsätzen nicht mehr angewendet werden. Zweitens fordern wir: Die sprachliche Darstellung muß logisch richtig sein. Wenn wir einen Aufsatz nach seinem grammatischen Bau betrachten, so berücksichtigen wir die Sprache, soweit sie aus Sätzen, Wörtern, Silben, Satzzeichen usw. besteht, wir sehen in der Sprache das äußere Material der Darstellung. Im Gegensatz dazu steht die logische Form des Aufsatzes; die logischen Eigenschaften berücksichtigen die Sprache als Ausdruck, als Form der Gedanken, insofern diese mit größerer oder geringerer Bestimmtheit, Klarheit und Einheit durch die Sprache mitgeteilt werden. Auf Bestimmtheit und Genauigkeit im sprachlichen Ausdruck zu achten, ist erstes Erfordernis. Wir müssen in unseren Aufsätzen die Wörter und Wendungen so wählen und so miteinander verbinden, daß jeder Satz der Arbeit ohne große Mühe verstanden werden kann. Wählt man stets den bezeichnendsten Ausdruck, so zeigt die Sprache Schärfe; läßt man alles Überflüssige fort, so vermeidet die Sprache die unnütze Breite und Weitschweifigkeit; bringt man alles Notwendige, so zeigt unsere Sprache Vollständigkeit, und verbindet man die Wörter in angemessener Weise, so haben sie alle die richtige Stellung. Im einzelnen sei hierbei noch gesagt, daß in einem guten Aufsatz zweideutige, gewissermaßen „schielende" Wörter nicht zu verwenden sind. Der Sinn, den der Schreibende beabsichtigt, muß sich mit Bestimmtheit und Gewißheit erkennen lassen. Breite und Weitschweifigkeit sind die häufigsten Fehler aller Anfänger im Aufsatzschreiben, deshalb soll man ausgedehnte Wendungen, Wiederholungen derselben Gedanken, unnötige Zusätze (z. B. ein „junger Jüngling", ein „alter Greis") streng

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