File:Musteraufsätze 1913 von Theodor Paul - Seite 029.jpg

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ihm der Verstand: daß er im innern Herzen spüret, was er erschafft mit seiner Hand". Bei der Meditation, d. h. dem selbständigen angestrengten Nachdenken über irgendeine Aufgabe kommt es zunächst auf unsere allgemeine Begabung an, d. h. auf die Kraft der eigenen Produktion, auf den Reichtum an Vorstellungen, Kenntnissen und Ideen, die wir zum Teil durch Erfahrung und Studium gewonnen haben, die uns aber andererseits von Geburt aus mitgegeben zu sein scheinen. Die intellektuelle Begabung ist nun bei den verschiedenen Menschen sehr verschieden: der eine besitzt eine lebhafte Einbildungskraft (Phantasie), eine rasche Auffassung und einen klaren, alle Verhältnisse schnell durchdringenden Verstand, er braucht nur „die Lärmtrommel in seinem Gehirnkasten anzuschlagen, und es kommen die Gedanken haufenweise herbeigelaufen". Bei anderen Personen läuft der Denkprozeß langsam und schwerfällig ab, ihr geistiger Gesichtskreis ist beschränkt, aus dem engen Horizont bringen sie nur unter großer Mühe einen selbständigen Gedanken hervor. Diesen schwerfälligen Naturen wird das Aufsatzschreiben immer etwas schwerer fallen als den von Natur aus begabten Menschen; mit Fleiß und mit Aufmerksamkeit und Treue in der Nachahmung guter Muster können aber auch sie zu der Fertigkeit gelangen, einen leidlichen Aufsatz zu liefern. Noch andere Personen haben Gelegenheit gehabt, viel Neues und Schönes zu sehen, zu hören oder zu lesen; sie haben diese Gelegenheiten — die sich mehr oder weniger jedem Menschen darbieten — dazu redlich benutzt, ihren Geist mit Ideen und Kenntnissen der mannigfachsten Art zu bereichern, ein anderer ist wieder infolge vieler Berufsarbeit, widriger Jugend- und Familien- Verhältnisse, auch wohl jugendlicher Unschlüssigkeit vom „Glücke des geistigen Erraffens" weniger begünstigt gewesen und hat die gebotene Gunst zur rechten Zeit zu benutzen verabsäunrt. Aus all diesen Gründen fallen die Aufsätze so sehr verschieden aus. Aber wir behaupten: trotz aller Verschiedenheit der geistigen Anlagen und der Kenntnismenge der verschiedenen Menschen lassen sich doch auch wieder einige allgemeine Grundsätze für die sogenannte Meditation aufstellen, genau wie für die recht betriebene Privatlektüre. Wir fügen einige solcher Grundsätze ein: Suche bei deinem Nachdenken jede äußere Störung und von außen kommende Unterbrechung von vornherein zu beseitigen; wähle daher zur Aufsatzarbeit — wie überhaupt zur geistigen Arbeit — ein möglichst stilles Zimmer und die frischen Morgenstunden. In der Morgenstunde denkt

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