File:Musteraufsätze 1913 von Theodor Paul - Seite 025.jpg

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Freuden mancherlei guten Stoff zur Darstellung. Was der Mensch im Hause, Berufe, Amt usw. erlebt, bietet noch nach der Schulzeit dankbare Stoffe. Das Leben auf der Straße, auf dem Markt, in Wald und Wiese und Feld, am Wasser und in Berg und Tal, soweit man es selbst beobachLet, gibt prächtige Vorwürfe zur schriftlichen Darstellung. Der methodische Fortschritt im Aufsatzunterricht muß sorgfältig überlegt werden, Weil sonst entweder der Schüler weit vom Ziele zurückbleibt oder durch Sprünge im Unterrichtsgange Lücken im Wissen und Können des Schülers entstehen. Der Fortschritt soll sich in dreifacher Hinsicht vollziehen. Einmal wird die F orm des Aufsatzes schwieriger, denn jeder Schüler soll auch die schwersten Formen beherrschen lernen. Sodann wird die Hilfe desLehrers nach und nach dabei immer geringer, denn der Schüler und die Schülerin sollen ja selbständiger und unabhängiger von der Hilfe anderer werden. Und endlich tritt die reproduktive (nachahmende) Tätigkeit immer mehr zurück, die eigene Schaffenskraft wächst, der Mensch lernt, sich eigentümlich d. h. individuell zu geben, seinen ganzen inneren Menschen zum Ausdruck zu bringen. Immer mehr soll der werdende gebildete Mensch nicht bloß nach der Seite der Form, sondern auch in Hinsicht auf die Sache lernen, er soll lernen, selber zu finden und selber zu gestalten. „Der Stil ist der Mensch!" Es ist natürlich eine sehr schwierige unterrichtliche Aufgabe, diesen Fortschritt vom Leichteren zum Schwereren recht sorgfältig zu gestalten und den Aufsatzschüler in der Schule oder durch Selbstbelehrung von der Unfreiheit und Unselbständigkeit durch sichere, nach und nach immer mehr zurücktretende Führung zur Freiheit und Selbständigkeit zu bringen. Besonders schwierig wird diese Aufgabe durch unsere im wahren Sinne des Worts „schreckliche" deutsche Rechtschreibung! Der deutsche Wortschatz bildet geradezu ein Museum der Unregelmäßigkeit. Wer dem deutschen Volke dazu verhilft, daß es diese buntscheckige Zwangsjacke einmal abwirft, der wird in mehr als einer Hinsicht ein Wohltäter des Volkes zu nennen sein! Viel unnütz verschwendete Kraft, viel Aeit, viel Lust wird dann frei werden für wertvollere und nützlichere Geistesarbeit. Wie mancher, der heute zu den Ungebildeten zählt und der sich kaum getraut, die Feder zur Hand zu nehmen, weil er schon weiß, wie seine Gedanken in den orthographischen Fehlern er-

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