File:Heilige Schabnäpfchen.JPG

Deutsch: Heilige Schabnäpfchen und Spuren von Wetzkerben an einem Eingangsportal einer bergstädtischen Kirche. – In der Region, in welcher das Bild aufgenommen wurde, waren die kulturellen Praktiken in Bezug auf den gottesfürchtigen bzw. gottesverehrenden Glauben, im christlichen Sinne, zeitgemäß und regional bedingt, rückläufig. Daher die eher späte Entstehungszeit der heiligen Schabnäpfchen dieser Aufnahme, welche sich etwa zwischen 1700 und 1780 einordnen wollen. Heilige Schabnäpfchen haben ihren Ursprung im Glauben an die Heiligkeit der substanziellen Beschaffenheit des Gotteshauses (einer Kirche als ein Gebäude aus meist sandsteingehauenen Elementen). Sprich das Material, aus welchem die Kirche als Gebäude bestand, als solches wurde als heilig wahrgenommen und so auch begehrt. So wurden sowohl vom gemeinen Volk als auch von Ärzten, Apothekern oder auch Bauern (wahrscheinlich oft bei Nacht und Nebel) an den Eingangsportalen der hiesigen Kirchen kleine Mengen des Steines herausgeschabt. Offenkundig in Drehbewegungen, mit Zuhilfenahme entsprechender Werkzeuge, wurde der so entstandene "heilige" Sand aus den frei zugänglichen Portalgewänden in Besitz gebracht. Verwendung fand das so gewonnene heilige Sediment wohl als Medizin für diverse Beschwerden, als Dünger für eine gesegnete Ernte oder schlicht als Glücksbringer.