File:Die Nationen und ihre Philosophie 146.JPG

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Deutsch: Buch: Die Nationen und ihre Philosophie, Verlag: Kröner, 1915
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Author Wilhelm Wundt (1832 - 1920)


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(VI. Der Geist der Nationen im Krieg und im Frieden.)
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der andere Nationen um ihrer Eigenart willen mit Interesse beobachtet, und derjenige, der seine Nationalität preisgibt, sind durchaus nicht dieselben. Jener wahrt sich stets die Distanz, die zu einer solchen Beobachtung erforderlich ist. Dieser sucht sie möglichst aufzuheben, damit sie von andern und schließlich auch von ihm selber nicht mehr bemerkt werde. Es mag ja sein, daß der Deutsche in etwas höherem Grade das besitzt, was die Ästhetiker die Fähigkeit der „Einfühlung“ nennen, eine Fähigkeit, die auch im Verkehr der einzelnen wie der Völker eine schätzbare Gabe ist. Aber das ist doch weit von dem entfernt, was man im Gegensätze dazu eher die „Ausfühlung“ nennen könnte, weil dabei der Mensch in der neuen Umgebung seinen alten Menschen auszieht und einen neuen anzieht. Schlimmer jedoch als die eigene Verwandlung, die doch niemals ganz gelingt, ist es, daß der ausgewanderte Deutsche seine Kinder in der fremden Nationalität untergehen läßt, ohne sich zu bemühen, ihnen mit der Erinnerung an die alte Heimat auch die Sprache und die Kultur dieser Heimat zu erhalten. Freilich ist der einzelne allein nicht imstande, auf die Dauer gegen den Strom des ihn mit sich fortreißenden allgemeinen Verkehrs anzukämpfen. Aber an wie manchen Orten hat doch schon in neuerer Zeit, seit ein lebendigeres nationales Bewußtsein auch unter den Deutschen im Auslande erwacht ist, die Vereinigung der Stammesgenossen zu Schul-, Bildungs- und geselligen Zwecken hier in erfreulicher Weise Wandel geschaffen! In der Tat ist ja begreiflich, daß die alte polische Zersplitterung die Hauptschuld an jenem Übel der Preisgabe der eigenen Nationalität trägt. Hier hat die gemeinsame Sprache und Literatur, so gewaltig sie in der Heimat der politischen Einigung vorgearbeitet hat, doch nicht vermocht, dem Deutschen, der in den Weltverkehr hinauszieht, und vollends dem, der in der Ferne sich ansiedelt, den festen Halt zu ersetzen, den der

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