File:Die Nationen und ihre Philosophie 144.JPG

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(VI. Der Geist der Nationen im Krieg und im Frieden.)

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sophie und der Dichtung dem politischen Aufschwung eines Volkes Nachfolge. Doch die Dämmerung folgt nicht nur dem Licht des Tages, sondern sie geht ihm nicht minder voraus. So läßt sich denn jenes Gleichnis auch im umgekehrten Sinne anwenden, und es hängt wohl von den besonderen Bedingungen geschichtlicher Entwicklung ab, ob das eine oder das andre, oder ob beides zugleich zutrifft: Die Blüte der Kunst und der Wissenschaft, die einer Zeit des politischen Verfalls angehört, kann wiederum eine Erneuerung des staatlichen Lebens vorausverkünden. In der Tat gilt das von einem allgemeineren Standpunkte geschichtlicher Betrachtuyg aus gerade für die griechische Kultur. Die platonisch-aristotelische Philosophie bezeichnet einen Höhepunkt hellenischer Geistesbildung und den Verfall des alten griechischen Staates; doch diese Philosophie bereitet zugleich den Siegeszug der griechischen Kultur durch die Staatengebilde der hellenischen Welt vor. Und wie auch die Zukunft der deutschen Kultur beschaffen sein möge, der politischen Entwicklung der Nation zum deutschen Staate ist, als dieser Staat selbst noch in ungewisser Zukunft lag, eine Blüte der deutschen Kunst und der deutschen Wissenschaft vorangegangen. Unsere großen Dichter der Vergangenheit haben diesen Staat vorbereitet, sie haben unserem Volk einen gemeinsamen geistigen Besitz geschaffen, der es mit dem Bewußtsein seiner Einheit erfüllte. Die Philosophie aber hat in dem deutschen Geiste das Selbstbewußtsein der in ihm schlummernden sittlichen Kräfte und der Aufgaben geweckt, die ihm nach dem Maß dieser Kräfte in der Gemeinschaft der Völker gestellt sind.

Den deutschen Charakter, wie er sich unter der Einwirkung dieser vorangegangenen Kultur ausgebildet hat, definieren zu wollen, würde nun aber nicht bloß schwierig, sondern fast würde es auch unziemlich sein. Soll man auf den deutschen Idealismus verweisen? Er steht im Auslande, und manchmal auch bei Deut-

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