File:Die Nationen und ihre Philosophie 129.JPG

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Deutsch: Buch: Die Nationen und ihre Philosophie, Verlag: Kröner, 1915
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Author Wilhelm Wundt (1832 - 1920)


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(VI. Der Geist der Nationen im Krieg und im Frieden.)
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uns unfaßbar. Für den Franzosen ist es begreiflich, ihm überträgt sich die Bewunderung des Redners auf den Gegenstand seiner Rede und macht ihn geneigt, allem zuzustimmen, was jener zugunsten des unglücklichen Verbrechers beizubringen weiß.
Dieser Trieb nach Auszeichnung strahlt nun aber zugleich von dem einzelnen auf die Nation aus. Auch für sie erstrebt er Ehre und Ruhm. Doch wenn es dereinst bei den Athenern nach den Zeugnissen eines Herodot, Plato und anderer Autoren eine verbreitete Anschauung war, daß nur in einem ruhmreichen Staat auch der einzelne sich Ruhm erwerben könne, so gehen die Franzosen darüber hinaus: sie betrachten es als eine Beeinträchtigung ihres Ruhmes, wenn eine andere Nation sich Ruhm erwirbt, auch wenn die Tat, durch die dies geschieht, mit ihrem eigenen Wohl oder Wehe nicht das geringste zu tun hat. Mir ist eine Begegnung in lebhafter Erinnerung geblieben, die mich mit dieser Eigenart des französischen Geistes zum erstenmal bekannt machte. Ich war zwischen den Jahren 1860 und 1866 mit einem französischen Schriftsteller befreundet, der sich in Deutschland niedergelassen hatte und es nie mehr zu verlassen dachte. Er war Mitbegründer der „Revue Germanique“, die sich in jenen Jahren um die Verbreitung der Kenntnis deutscher Literatur bemühte, und selbst ein aufrichtiger Freund Deutschlands. Als ich ihm am Tage nach der Schlacht bei Königgrätz zufällig begegnete, war er tief betrübt. „Ich muß Deutschland verlassen,“ rief er mir zu, „denn ich kann den jetzt unvermeidlichen Krieg zwischen den beiden Nachbarländern nicht in Deutschland erleben!“ Ich war bestürzt und erstaunt. „Sie kennen mein Voll nicht,“ fuhr er fort, „es verliert durch diesen Sieg Preußens sein Prestige, dies erträgt es nicht, und ich kann nicht umhin, dies selbst mit meinem Volk zu empfinden.“ In der Tat verließ er nach kurzer Zeit Deutschland für immer. Aber er hatte richtig vorausgesagt. Nach

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