File:Die Nationen und ihre Philosophie 126.JPG

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(VI. Der Geist der Nationen im Krieg und im Frieden.)

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die „große Nation“! Anders klingt das englische Nationallied, das ebenfalls nicht bloß im Krieg, sondern nicht minder im Frieden gehört wird, wo eine nationale Gefahr droht oder auch nur ein schwerwiegendes Interesse in Frage steht. Da verstummt die loyale Königshymne, die sich schon durch die Affektlosigkeit ihrer Melodie als die pflichtschuldige Begleiterin einer zeremoniellen Huldigung zu erkennen gibt, und bei der die wirkliche Begeisterung oft durch ihre Abwesenheit glänzt. Das wirkliche Nationallied, in dem der Brite die ganze Leidenschaft seiner Seele ergießt, ist „Rule Britannia“! Es reicht in eine Zeit zurück, in der sich Albion der ungeheuren Bedeutung seiner Seeherrschaft eben bewußt geworden war, und noch heute erklingt es zu Land und Meer, wo irgend diese Herrschaft auch nur von fern angelastet werden sollte. Macht und Herrschaft, das sind die Güter, die der Brite nicht etwa heiß begehrt, wie der Franzose den Ruhm, sondern die er als einen sicheren ihm gebührenden Besitz betrachtet, heute mehr vielleicht als jemals, weil heute, im Zeitalter des Weltverkehrs, die Herrschaft über das Meer die Herrschaft über die Welt bedeutet. Darum birgt aber auch das „Rule Britannia“ eine tiefere und stetigere Leidenschaft in sich als der brausende Ruf der Marseillaise, und diese Leidenschaft wirkt um so stärker, als sie die sonst gemessene Lebenshaltung des Briten, wie ein unerwarteter Sturm das ruhige Gewölk, durchbricht.

Bescheidener, viel bescheidener stellt sich neben beide das deutsche Kriegslied, das sich im Munde unserer Soldaten, ob sie in West oder Ost kämpfen, und aus welchen Gauen des deutschen Reiches sie stammen mögen, zuerst im Krieg von 1870 und dann wieder in dem von 1914 den Vorzug vor allen andern errungen hat. Wir besitzen eine Menge vaterländischer Lieder, von denen viele bis auf die Zeit der Freiheitskriege zurückgehen. Sie werden in Männergesangvereinen

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