File:Die Nationen und ihre Philosophie 111.JPG

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Deutsch: Buch: Die Nationen und ihre Philosophie, Verlag: Kröner, 1915
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Author Wilhelm Wundt (1832 - 1920)


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TEXT


(V. Der deutsche Idealismus.)
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ein Leiden auffaßt. Eben dieses Leiden standhaft zu ertragen, ist ihm eine Pflicht, der sich zu entziehen Schwäche und Feigheit ist. Darum verurteilt er es, wenn einige seiner Anhänger an die Stelle der von ihm als Erlösung vom Leiden gepriesenen „Verneinung des Willens zum Leben“ die Verneinung des Lebens selbst setzen wollen. Der Wille zum Leben stammt eben aus dem Trieb, das Leben zu genießen und die Hemmungen hinwegzuräumen, die sich diesem Streben entgegenstellen. Wer das Leben von sich stößt, der Selbstmörder, bezeugt damit, daß er ein Leben ohne Glück, das Leiden, das jedes Leben mit sich bringt, nicht zu ertragen vermag. Der wahre Mensch nimmt aber gerade dieses Leiden als eine Aufgabe hin, die ihm gestellt ist, der er sich nicht feige entziehen soll. Darum erblickt Schopenhauer in den Religionen, in denen diese Hingabe an das Leiden zugleich als eine Erlösung vom Übel erfaßt wird, in dem Christentum und noch mehr in dem Buddhismus jene Verneinung des Willens zum Leben am vollkommensten ausgeprägt.
Hier liegt nun aber zugleich der Wendepunkt, bei dem der äußerste Pessimismus im Begriff steht, in einen ebenso überschwänglichen Optimismus umzuschlagen. Je intensiver die Askese sich steigert, um so mehr verbindet sie sich mit dem Glücksgefühl, das diese Erhebung über die Leiden des Daseins begleitet, und indem diese Erhebung zur Ekstase wird, verwandeln sich alle die Leiden des Daseins selbst zu Motiven dieser nunmehr unbeschränkt waltenden inneren Befestigung. Das gilt aber nicht bloß für den religiösen Ekstatiker, sondern auch für den von seinem Schaffen begeisterten Künstler, ja, wenn auch vielleicht in geringerem Grade von jedem, der sich einer erfolgreichen Tat bewußt ist. Wohl schreibt Schopenhauer dem Genie ein gesteigertes Empfinden der Mängel und Leiden des Daseins zu, weil es ein Doppelleben in sich vereinige, indem es auf der einen Seite in den Zwang des gewöhnlichen

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