File:Die Nationen und ihre Philosophie 110.JPG

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Deutsch: Buch: Die Nationen und ihre Philosophie, Verlag: Kröner, 1915
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Author Wilhelm Wundt (1832 - 1920)


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TEXT


(V. Der deutsche Idealismus.)
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sönlichkeit der andern gleich achtete, mochte eine Bilanz möglich erscheinen, bei der, wenn Kants moralischer Imperativ diese Frage überhaupt zugelassen hätte, das Leiden des Daseins überwog. Schopenhauer, dem das Mitleid als das letzte Motiv der Moral galt, sah in dieser Triebfeder sittlicher Handlungen einen Beleg für die Wahrheit seiner pessimistischen Lebensanschauung. Doch dieses empirische Argument wird reichlich aufgewogen durch die mitleidslose Beurteilung, die er der menschlichen Persönlichkeit als solcher zuteil werden läßt. Die ungeheure Mehrheit der Menschen ist ihm „Fabrikware der Natur“, nur dazu da, um in Millionen von Fällen einmal eine einzige geniale Persönlichkeit hervorzubringen. Wie der hinter der Flucht der Erscheinungen lebende Urwille in dunkelm [sic!] Drang aus der unorganischen die organische Natur, in aufsteigender Stufenfolge die Pflanzen und Tiere und zuletzt den Menschen erzeugt, so besteht der eigentliche Wert dieser Entwicklung darin, daß sie die Zeugung des genialen Menschen zum Ziel hat. Staat und Gesellschaft sind daher im Lichte dieses gesteigerten Individualismus imaginäre Werte. Die Geschichte ist im ganzen betrachtet ein Hin und Her, ein ewiges Einerlei ohne Zweck und Ziel. Hier steht dieser Pessimismus im äußersten Gegensatz zu dem klassischen Idealismus der vorangegangenen Zeit.
Doch der geniale Mensch ist nicht bloß der Künstler, sondern auch der wahre Philosoph, und es ist nicht bloß der Intellekt, sondern mehr noch der Charakter, der ihn über das gewöhnliche Mittelmaß emporhebt. Nichts liegt daher Schopenhauer ferner als der im Leben wie in der Moral landläufige Eudämonismus und Utilitarismus. Das Leben ist ihm „keineswegs ein Geschenk zum Genießen, sondern eine Aufgabe, ein Pensum zum Abarbeiten“. Hierin ist er ein echter Schüler Kants, dessen Strenge er womöglich noch steigert, indem er das Leben selbst seinem Hauptinhalte nach als

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