File:Die Nationen und ihre Philosophie 109.JPG

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Deutsch: Buch: Die Nationen und ihre Philosophie, Verlag: Kröner, 1915
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Author Wilhelm Wundt (1832 - 1920)


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TEXT


(V. Der deutsche Idealismus.)
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Kunst selbst, von der Architektur an bis zur Musik, der unmittelbarsten Schildnerin des im Hintergrund der Erscheinungen wirkenden Weltwillens, nicht, wie die alte Ästhetik durch abstrakte, den Wert der künstlerischen Schöpfung zerstörende Begriffe, sondern unmittelbar in der in dem Künstler selbst lebendigen Anschauung zu erfassen suchte. Dazu war jenes Bild eines allgegenwärtigen Weltwillens vortrefflich geeignet. Bot es doch ein überall bereitstehendes Hilfsmittel, um die durch den ästhetischen Eindruck erzeugten Affekte in die Anschauung zu übertragen, so daß sie als subjektive Spiegelungen eines metaphysischen Weltprozesses erschienen. Und wenn der Philosoph darin die tiefere Bedeutung der Kunst sah, daß der Mensch in der Hingabe an das Kunstwerk selber vorübergehend eins werde mit jenem Weltwillen und so der Leiden seines eigenen, in der Erscheinungswelt befangenen Daseins vergesse, so schlug er auch damit eine Saite an, die in der Seele der Künstler wie der Kunstgenießenden lebhaft widerklang und der pessimistischen Deutung des Weltproblems Anhänger zuführte. Denn nichts ist ja gewisser, als daß die Kunst den Menschen über Mühen und Leiden des Lebens erhebt und diese auf Augenblicke vergessen läßt. Wie nahe liegt also hier der Rückschluß, daß das Leben selbst, das einer solchen Erhebung bedarf, ein Wirrsal von Mühen und Leiden sei, — ein Schluß, der freilich, wie manche andere, ebenso falsch ist, wie er einleuchtend scheint.
In der Tat liegt hier die Grenze, wo diese Philosophie über sich selber hinausführt. In der Verbindung, die in ihr die ästhetische Weltbetrachtung und der gesteigerte Individualismus miteinander eingehen, verschwindet der Pessimismus, um in dem Genuß des Kunstwerks vorübergehend, vollends aber in dem Selbstbewußtsein des schaffenden Künstlers einem unvergleichlichen Glücksgefühl den Platz zu räumen. Auf dem Standpunkt Kants, der jede menschliche Per-

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