File:Die Nationen und ihre Philosophie 093.JPG

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Deutsch: Buch: Die Nationen und ihre Philosophie, Verlag: Kröner, 1915
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Author Wilhelm Wundt (1832 - 1920)


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TEXT


(V. Der deutsche Idealismus.)
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treten ließ. Doch sein Moralprinzip war noch auf den individuellen Willen beschränkt, und so blieb bei ihm der Imperativ der Pflicht im Sinne der vorangegangenen religiösen Ethik eine Stimme aus einer andern, übersinnlichen Welt. Nachdem die sittliche Welt als zusammenfallend mit der sinnlichen, diese aber zugleich als der Stoff erkannt war, in dessen Gestaltung das sittliche Leben sich betätigte, war dann aber jene Erweiterung des Willensbegriffs gegeben, die in den Schöpfungen eines dem Einzelwillen übergeordneten Allgemeinwillens zum Ausdruck kommt. Daß zur Entstehung eines solchen Allgemeinwillens eine Vielheit einzelner Persönlichkeiten und als sein Substrat eine geistige Organisation erforderlich ist, die in gewissem Sinne an die Stelle des den Einzelwitten tragenden physischen Organismus tritt, das ist gerade das wesentliche, ihn von dem Einzelwillen unterscheidende Merkmal. Die andern Merkmale, die allem Wollen eigen sind, Motive und Entschlüsse, fehlen aber auch hier nicht, ebensowenig wie der Kampf und der Wechsel der Motive.
Die Bedeutung des neueren deutschen Idealismus liegt so in erster Linie darin, daß er, nachdem ebenso die Begründung der Moral auf die Religion wie die andere der Religion auf die Moral durch die Verselbständigung beider hinfällig geworden, die in der Gemeinschaft wirksamen Willenskräfte als die schöpferischen Mächte des sittlichen Lebens erkannt hat, wobei die Willensantriebe einen imperativen Charakter überall dadurch empfangen, daß sie von einem dem Einzelwillen übergeordneten Allgemeinwillen ausgehen, während ihre bindende Kraft von der Höhe der Werte abhängt, auf die der gebietende Allgemeinwille gerichtet ist. Dies schließt zugleich ein, daß das Sittengesetz unmöglich in eine einzige Formel gebracht werden kann, sondern daß es eine unendliche Fülle von Imperativen umfaßt, die sich verbinden oder einander widerstreiten

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