File:Die Nationen und ihre Philosophie 005.JPG

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Deutsch: Buch: Die Nationen und ihre Philosophie, Verlag: Kröner, 1915
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Author Wilhelm Wundt (1832 - 1920)
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Vorwort.
erhöhtem Maße für die Völker: im Affekt äußert sich der Charakter des Menschen offener, rückhaltloser als im gewöhnlichen, ruhigen Verlauf des Lebens. Und wenn der Krieg überhaupt das gewaltigste Mittel ist, ein ganzes Volk zu erregen, welcher Krieg könnte hierin dem Weltkrieg gleichkommen, der alle europäischen Kulturvölker ergriffen oder mindestens in Mitleidenschaft gezogen hat.
Für die Geistesart eines Volkes sind nun alle Gebiete des geistigen Lebens von Bedeutung. In der Wissenschaft wie in der Kunst, in der Dichtung wie in der Philosophie macht jedes Volk seine Eigenart geltend. Dennoch sind begreiflicherweise die verschiedenen Gebiete hier von ungleichem Werte. Zwar sind die Einzelwissenschaften nicht in so hohem Grade international, wie man gewöhnlich annimmt; aber der rege wissenschaftliche Verkehr drängt doch die Unterschiede in den Hintergrund. Dasselbe gilt nicht in gleichem Grade, aber doch teilweise für die Kunst. Nur die Dichtung besitzt hier durch den an die Sprache gebundenen Gedankeninhalt für die Erkenntnis der im Volke lebenden seelischen Regungen einen besonderen Wert. Neben ihr steht aber als Ausdruck des geistigen Charakters der Rationen in erster Linie die Philosophie. Nicht weil sie, wie man wohl gemeint hat, selbst eine Dichtung in Begriffen wäre, sondern weil sie in die Weltanschauung, die sie aus dem wissenschaftlichen Bewußtsein ihrer Zeit heraus erzeugt, die sittlichen Antriebe aufnimmt, die die Dichtung bewegen, ist sie zugleich dieser verwandt. Indem sie diese Antriebe, die sich in der Volksseele regen, zum Selbstbewußtsein zu erheben sucht, gibt sie daher ein Gesamtbild der geistigen Werte der nationalen Kultur, wie ein solches die einzelnen Gebiete immer nur in zerstreuten Ausstrahlungen gewähren.
Nun kann freilich nicht jede Philosophie den Anspruch erheben, in diesem Sinn ein Ausdruck der Zeit

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