File:Allgemeine Preussische Staatszeitung 18190330 kotzebue-2.png

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Deutsch: Bericht zur Ermordung von August von Kotzebue (Teil 2)

junger Mensch melden, der ihm als Landsmann seine Aufwartung machen wolle. Er nahm ihn in einem besondern Zimmer an, und unterhielt sich eine Zeit lang mit ihm, worauf der junge Mensch ihm eine Schrift übergab, und fast in gleichem Augenblick einen Dolch hervorzog, mit dem er den Unglücklichen niederstieß. Auf das Geräusch stürzte ein Diener herein, der seinen Herrn zu Boden gestreckt, den Mörder aber mit gezücktem Dolch erblickte. Mit drohender Gebehrde und mit dem Rufe: „wer will hier noch sterben?“ gelangte er aus dem Zimmer und die Treppe hinab; in der Hausthür aber, als schon das Geschrei ihm nachschallte, sank er auf die Knie und indem er Gott anrief und ihm dankte, daß er sein großes Werk habe gelingen laßen, stieß er sich selbst den Dolch zweimal in die Brust, worauf er besinnunglos hinfiel und von der Polizey in Verwahrung genommen wurde. Bis jetzt ist es nicht gelungen, ihn zum Bewußtseyn zurückzurufen. Herr v. Kotzebue ist einige Minuten nach Empfang des Dolchstiches verschieden. Der Mörder war erst an demselben Tage von Heidelberg eingetroffen, hatte sich im Gasthofe den Namen Heinrich gegeben, und in seinem Benehmen nichts Auffallendes gezeigt. In seiner Tasche fand man, daß er als Student der Theologie in Erlangen immatrikulirt seyn müße, auch seinem Paße zufolge dort zuletzt studirt habe, über seinen Geburtsort aber nur zweifelhafte Angaben, nach welchen er aus Kurland oder auch aus dem Anspachschen seyn könnte; sein Name wäre, diesen Papieren zufolge, nicht Heinrich, sondern Karl Friedrich Sand, sein Alter ungefähr 24 Jahr. Ueber Antrieb und Absicht seiner schrecklichen That laßen zwei andre Papiere keinen Zweifel. Das eine ist ein Bogen im größten Forinat, der sauber geschrieben in der heftigsten Sprache und mit den ausschweifendsten Redensarten die Erniedrigung Teutschlands, die herrschende Untreue, Feigheit und Schlechtigkeit schildert, zu deren Bestrafung und Vernichtung er aufruft, und die Ermordung aller Schlechten als das einzige Rettungsmittel des teutschen Volks angiebt; es wird aufgefodert, dem edeln Beyspiele, das so eben an einem der Schlechtesten zur Vollziehung stehe, nachzueifern, alle Genoßen seiner Art zu morden, Freiheit und Einheit in Teutschland zu schaffen, die protestantische Kirche, deren Reformation noch unvollendet geblieben, gegen das Pabstthum zu vertheidigen, und Eine Kirche und Einen Staat bestehen zu lassen. Freudig, sagt er, gehe er in diesem Kampfe voran, und bringe sein Leben durch die edelste That dem Vaterlande zum Opfer. Der weitläuftige Aufsatz verräth in seinen tollen Ausschweifungen, bei aller Verzückung und Verrücktheit, die er zu erkennen giebt, doch keine Spur von eigentlichem Wahnsinn. Der Aufsatz ist überschrieben: „Todesstoß dem August von Kotzebue.“ Sodann folgt: „Tugend in Freiheit und Einheit.“ Das andre Papier ist ein gewöhnlicher Zettel, worauf blos die Worte stehn: „Todesurtheil vollzogen an August von Kotzebue am 25. März 1819 um halb 6 Uhr nach Beschluß der Universität ***.“ Der Eindruck, den dieses schreckliche Ereigniß hier macht, ist nicht zu beschreiben. Der Großherzog hat die strengste Untersuchung anbefohlen, deren Erfolg zur öffentlichen Bekanntmachung kommen soll.

(Diese blutige That eines religiös-politischen Wahnsinnes muß jedes wohlgeordnete menschliche Gemüth mit dem tiefsten und lebendigsten Abscheu erfüllen, vor allem aber denen, die durch Unterricht und Beispiel auf die Jugend unsers bewegten Zeitalters wirken, eine dringende Auffoderung seyn, die regellose Neigung zu mystischen und politischen Schwärmereien mit dem höchsten Ernste zu bekämpfen.)

Date
Source Allgemeine Preußische Staats-Zeitung Nr. 26 vom 30. März 1819
Author Königreich Preußen

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