File:13th-century unknown painters - Madonna Enthroned with the Christ Child - WGA23873.jpg

Mittelstück eines dreiteiligen Tabernakels; vom Verbleib der Flügel ist nichts bekannt.
Wie viele andere Tafeln so hohen Alters ist auch diese in späterer Zeit am unteren Rande verkürzt worden. Aus der Darstellung ergibt sich, daß etwa eine Handbreit von der Bildfläche zu ergänzen ist, dazu das untere Rahmenprofil.

Dargestellt ist die thronende Muttergottes im Typus der Hodegetria, mit dem Kinde als Verkörperung des Logos im linken Arm. Die Gewandung der Madonna vereinigt Elemente verschiedener Herkunft: über hellroter Tunika das blaue, kunstvoll geschlungene byzantinische Maphorion, dazu eine Krone von abendländischer Form und ein feingemustertes Kopftuch, desse weisse, geometrisch strenge Zeichnung auf hellblauem Grunde steht. Unter dem Kopftuch, das den byzantinischen Madonnendarstellungen fremd ist, wird die bei diesen übliche zinnoberrote Haube sichtbar, die das Haar zusammenhält. Der Thron, mit einem von der Lehne über den Sitz herab fallenden Vorhang, zeigt keine Spur von perspektivischer Verkürzung; nur das Fußbrett, in formhafter Schrägansicht in die Fläche gestellt, durchbricht die sonst überall gewahrte Planimetrie. Diese unorganische Verbindung von Thron und Fusstütze ist ein charakteristischer Zug aller derartigen Darstellungen schon seit frühhchristlicher Zeit. Ungewöhnlich ist, dass auf dem Fußbrett auch noch ein bauschiges rotes Kissen liegt; in der Regel begegnet uns nur eins der beiden Motive. Das ebenfalls rote, spindelförmige Sitzkissen dagegen ist ein unentbehrliches Requisit, das - wie die Fußbank - seit den Anfängen der christlichen Kunst bei thronenden Figuren üblich war.